Zenit Nr. 1. März 2024

Kathrin Altwegg «Ich bin aus Sternenstaub und werde es wieder» 1|24 MÄRZ Blick in die Geschichte Der Vertrag von Lausanne Wohlbefinden Was man über die Zahngesundheit wissen muss Was macht eigentlich? Zu Besuch bei Ferdi Steiner SCHWERPUNKT: Übergänge

APRIL MAI 2024 KKL LUZERN KONZERTSAAL Möchten Sie kurzweilige Konzertabende in bester Gesellschaft verbringen? Und dabei grosse Musik erleben, die neue Welten öffnet? Bei den Sinfoniekonzerten des Luzerner Sinfonieorchesters sind Sie als besonderer Gast dabei. Als ZENIT-Leserinnen und -Leser erhalten sie für zwei Konzerte 20% Rabatt in den ersten drei Ticketkategorien. FÜR SIE AUSGESUCHTE SINFONIEKONZERTE: KONZERT ZUM MUTTERTAG: BOCCHERINI, HAYDN & MOZART Leitung: Michael Sanderling Solistin: Lucienne Renaudin (Trompete) Sonntag, 12. Mai 2024 11.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal Preise Regulär: CHF 135 | 105 | 75 | 50 | 25 Preise für Zenit-Leser: CHF 108 | 84 | 60 | 50 | 25 RENCONTRE CHARLES DUTOIT & YUNCHAN LIM (KLAVIER) MOZART & CHOPIN Mittwoch, 15. Mai 2024 19.30 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal Preise Regulär: CHF 135 | 105 | 75 | 50 | 25 Preise für Zenit-Leser: CHF 108 | 84 | 60 | 50 | 25 BERATUNG, TICKETS UND INFORMATION: Telefon +41 41 226 05 28 E-Mail: karten@sinfonieorchester.ch sinfonieorchester.ch Bitte das Stichwort «ZENIT» erwähnen. BESTELLUNG: Oder senden Sie Ihre Bestellung mit Stichwort «ZENIT» inklusive Kopie Ihres Personalausweises an: Luzerner Sinfonieorchester Pilatusstrasse 18, 6003 Luzern E-Mail: karten@sinfonieorchester.ch Alle weiteren Highlights, alle Konzerte – wie auch die Extrakonzerte des Klavierfestivals «Le Piano Symphonique», Angebote und weiterführende Informationen zur Saison 2023/24 finden Sie unter: sinfonieorchester.ch ZWEI GROSSE SINFONIEERLEBNISSE IM KKL LUZERN

EDITORIAL Übergänge sind alltäglich «Nichts ist so beständig wie der Wandel», sagte einst der griechische Philosoph Heraklit. Diese starke Aussage von 500 v. Chr. hat 2024 mehr denn je seine Gültigkeit. Veränderungen, Übergänge begleiten uns ein Leben lang. Dieser Meinung ist auch der Pflegefachmann und Geron- tologe Adrian Winter im Fachbeitrag. «Wir alle sind ‹Über- gänger› und ‹Vorüber-Gänger›, sagt er. Geborenwerden und Sterben seien zwar die grössten Übergänge, aber es gebe noch viele andere. Haben all diese Veränderungen gesellschaftliche Auswirkungen? Lesen Sie die Antworten zu unserem Schwerpunktthema auf den Seiten 10/11. Eindrücklich schildert Hanny Amstad Banholzer den Über- gang vom Leben in den Tod. Ihr Mann entschied sich nach jahrzehntelanger, schwerer Krankheit im vergangenen Herbst für den Freitod mit EXIT. Wie die 80-Jährige diesen Schritt erlebt und wie sie den Weg zurück ins Leben geschafft hat, beschreibt sie auf den Seiten 16/17. Übergänge gehören auch zum Alltag von Kathrin Altwegg. In der Rubrik «im zenit» erzählt die bekannteste Weltraumforscherin der Schweiz, wieso ihr Astrophysik beim Älter- werden hilft. Sie wisse, dass das Leben irgendwann fertig sei, sagt sie. «Wir sind nur winzig kleine Teile des Ganzen. Aber wir gehören dazu.» Lesen Sie im Magazin, wie das mit dem «Ganzen» genau ist und welche Rolle wir auf der Erde spielen. Sie ist überzeugt: «Ich bin aus Sternenstaub und werde es wieder». Möchten Sie mehr über Kathrin Altwegg und ihre Arbeit erfahren? Die 72-Jährige ist nebst Maja Brunner, Erika Reymond Hess und Thomas A. Müller Gast beim Pro SenectuteTALK am Donnerstag, 27. Juni, im KKL. Auch bei Pro Senectute gehören Übergänge zum (Arbeits-) Alltag. In dieser Ausgabe lesen Sie unter anderem von der Umbenennung des club66 zum Gönnerverein und dem Wechsel des Stiftungsratspräsidiums. Eine Veränderung gibt es auch beim Versand des Magazins zenit: Neu wird es ressourcensparsam hüllenlos oder – falls eine Beilage dabei ist – im Papierumschlag versendet. Ruedi Fahrni Vorsitzender der Geschäftsleitung Pro Senectute Kanton Luzern Impressum Zenit ist ein Produkt von Pro Senectute Kanton Luzern Erscheint vierteljährlich Redaktionsadresse Zenit, Pro Senectute Kanton Luzern Maihofstrasse 76 Postfach 6002 Luzern 041 226 11 88 info@lu.prosenectute.ch Redaktion Esther Peter (Leitung) Robert Bossart Astrid Bossert Meier Heidi Stöckli (publizistische Leitung) Layout/Produktion Media Station GmbH Inserate lu.prosenectute.ch/Zenit Druck und Expedition Vogt-Schild Druck AG Gutenbergstrasse 1 4552 Derendingen Auflage 66 000 Abonnemente Für Spendende und Mitglieder des Gönnervereins Pro Senectute Kanton Luzern im Jahresbeitrag inbegriffen 4 IM ZENIT Im Gespräch mit Kathrin Altwegg. 10 LEBENSÜBERGÄNGE Pflegefachmann und Gerontologe André Winter über den oft schwierigen Umgang mit Übergängen. 12 LOSLASSEN UND UMZIEHEN Vier Frauen berichten, weshalb sie ins Altersheim gezogen sind und wie sie sich dort eingelebt haben. 16 LEBEN UND TOD Hanny Amstad Banholzer erzählt vom Übergang ihres Mannes in den Tod und über ihren eigenen Weg zurück ins Leben. 19 PERSÖNLICHKEITEN Drei Männer und zwei Frauen erzählen, wie sie Veränderungen gemeistert haben. 22 BLICK IN DIE GESCHICHTE Der Vertrag von Lausanne. 25 WAS MACHT EIGENTLICH ... Zu Besuch bei Ferdi Steiner-Grögli. 27 GESUNDHEIT Dr. med. dent. Lukas Gnädinger über Zahngesundheit im Alter. 31 AKTUELL Stiftungsratspräsident Guido Graf über seine Ziele für Pro Senectute Kanton Luzern. 33 BILDUNG+SPORT Seit 50 Jahren dabei: Marlene Michel-Burri, Leiterin Fit Gym, Malters. 35 AGENDA Anlässe zum Vormerken. 39 GUT ZU WISSEN Wichtige Adressen von Pro Senectute. Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 3 inhalt

Als Frau in einer von Männern dominierten Forschungsrichtung hatte sie lange einen schweren Stand. Heute ist Kathrin Altwegg die bekannteste Weltraumforscherin der Schweiz. Die 72-Jährige ist zwar wenig optimistisch, was den Fortbestand der Spezies Mensch betrifft. Dennoch zeigt sie sich mit ihrem Leben zufrieden, nicht zuletzt, weil die Physik ihr eine Portion Gelassenheit verleiht. VON ROBERT BOSSART Der Mensch sei nur eine Fussnote der Geschichte. Wenn es ihn einmal nicht mehr gebe, werde das Universum friedlich weitermachen. Solche Aussagen hört, wer ein Referat von Kathrin Altwegg mitverfolgt. Die 72-jährige emeritierte Professorin der Universität Bern stand letztes Jahr fast wöchentlich an irgendeinem Rednerinnenpult. Wenn sie über Physik und das Universum spricht, gibt sie den Zuhörenden das Gefühl, dass die komplexe Materie einfach verständlich ist. Und witzig. Auf die Frage, was vor dem Urknall war, antwortet sie: «Gott schuf zuerst die Hölle für Leute, die solche Frage stellen.» Eine Frage, die falsch sei, da vor dem Urknall kein Raum und keine Zeit vorhanden war. Also auch kein «vorher». Die Astrophysik hilft ihr auch beim Älterwerden. «Ich weiss, dass es irgendwann fertig ist mit mir. Die Frage, was nachher ist, nehme ich durch mein Fachgebiet relativ gelassen. Ich bin aus Sternenstaub und werde es wieder.» Die Physik hilft ihr, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. «Wir sind nur winzig kleine Teile des Ganzen. Aber immerhin gehören wir dazu.» Wie das mit dem «Ganzen» ist und welche Rolle wir auf der Erde dabei spielen, interessierte Kathrin Altwegg ihr ganzes Leben lang. So richtig spannend wurde es, als sie 1996 Projektleiterin von «Rosina» wurde. Zusammen mit einem 20-köpfigen Team an der Universität Bern baute sie einen Massenspektrometer, der an Bord der ESA-Raum4 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 IM ZENIT Fotos: Raphael Hünerfauth «Ich bin aus Sternenstaub und werde es wieder» sonde «Rosetta» Daten des Kometen Churyumov-Gerasimenko sammeln sollte. Es folgten zehn Jahre Bau- und eine ebenso lange Flugzeit. 2014 erreichte das Flugobjekt der Europäischen Weltraumorganisation sein Ziel und die Spannung war riesengross: Konnte Rosina nach jahrelangem Tiefschlaf wieder zum Leben erweckt werden? Kathrin Altwegg schmunzelt. «Wir wussten wirklich nicht, ob unser Plan funktionieren wird.» Das mediale Interesse an der Mission und an ihr als Person waren gross, «Schweiz aktuell» sendete live aus der Universität. «Aber Rosina machte keinen Pieps», erinnert sie sich. «Das wäre eine herbe Enttäuschung gewesen – 20 Jahre Arbeit für nichts.» Es kam bekanntlich anders. Kurz vor dem Ende der Sendung erreichte die Erde ein Signal aus dem All. «Rosina machte es maximal spannend.» Die Freude bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern war riesig und die Jubelbilder verbreiteten sich in der breiten Öffentlichkeit. «Das waren für uns alle überwältigende Emotionen, als wir begriffen, dass wir nun tatsächlich unsere Messungen auf dem Kometen durchführen konnten.» Zwei Jahre dauerte die Mission, eine spannende, aber auch intensive Zeit. Kathrin Altwegg erinnert sich, wie sie damals mit einem 75-Prozent-Pensum mindestens 120 Prozent gearbeitet hat. «Dem Kometen war es egal, ob gerade Weihnachten oder Ostern sind, und so mussten wir natürlich rund um die Uhr, sieben Tage die Woche präsent

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der Wissenschaft, fügt sie an. Was zähle, sei die wissenschaftliche Leistung. Auf der anderen Seite bekam sie zu spüren, dass eine Mutter, die arbeitete, auf Unverständnis stösst. «Nachbarinnen sagten mir, dass so etwas nicht gut sei für die Kinder.» Glücklicherweise wohnte im obersten Stock des Mietshauses eine alleinstehende Frau, die beim «111» arbeitete und nach ihrer Pension nichts lieber machte, als Kathrin Altweggs Kinder zu hüten. Zusammen mit ihrer Mutter, die ihre Enkel auch betreute, konnte sie sich so die nötigen Freiräume schaffen. «Da hatte ich wirklich Glück.» Eigentlich hatte dem Paar gar niemand zugetraut, dass es mal Kinder hätte. «Alle dachten, dass wir nur an der Wissenschaft interessiert seien.» Kathrin Altwegg und ihr Mann genossen aber das ganz normale Familienleben und die Zeit mit ihren Kindern. Zudem unternahmen sie, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, gemeinsam Weitwanderungen in den Alpen und machten längere Reisen mit ihren Pferden. sein.» Wozu dieser Aufwand? «Kometen sind so etwas wie die Embryonen unseres Sonnensystems, das aus Gas und Staub entstanden ist. Kometen und Asteroiden stammen aus der Anfangszeit dieses Prozesses, möglicherweise geben uns also die Stoffe, die wir finden, Erkenntnisse darüber, wie unsere Erde entstanden ist.» Interessant ist auch, dass Kometeneinschläge mit ihrem Material mit verantwortlich dafür waren, dass auf der Erde überhaupt Leben entstehen konnte. Davon später mehr. Die beruflichen Höhenflüge waren keineswegs von langer Hand geplant. Kathrin Altwegg wuchs im Klus, das zur Solothurner Gemeinde Balsthal gehört, auf. «Das Dorf liegt in einer Schlucht, weshalb der Blick zum Himmel versperrt war», meint sie und lacht. Damals interessierte sie sich aber ohnehin weniger für den Himmel, dafür umso mehr für die irdische Natur, vor allem für Tiere. Deshalb wollte sie Tierärztin werden, aber auch Pilotin und Archäologin standen auf der kindlichen Wunschliste. Wegen letzterem lernte sie am Gymnasium Griechisch und Hebräisch, kurz vor der Matura entschied sie sich dann aber für Physik. «Archäologie kann man als Hobby betreiben, Physik nicht», meint sie. Als Landei in New York Kathrin Altwegg stammt aus einer Ärztefamilie. Da ihre Schwester in die elterlichen Fussstapfen trat und Medizin studierte, war für sie der Weg frei für Physik. Mit der Unterstützung ihrer Eltern belegte sie an der Universität Basel die Fachrichtung Physik und doktorierte in Festkörperphysik. Den danach üblichen Postdoc absolvierte sie zusammen mit ihrem damaligen Freund und heutigen Ehemann in New York. «Wir kamen als Landeier in diese verrückte Stadt, die wir sehr spannend fanden. Trotz kleinem Lohn war es eine schöne Zeit.» Zurück in der Schweiz bewarben sich beide auf die gleichen zwei Stellen, eine in der Industrie, die andere an der Universität Bern. Die junge Frau merkte, was es heisst, sich in einer von Männern dominierten Welt zu bewegen. «Bei der Stelle in der Industrie war völlig klar, dass ich da keine Chance hatte», erinnert sie sich. An der Uni hatte sie das Glück, dass Professor Balsiger das Talent von Kathrin Altwegg erkannte und sie mithilfe seines Zuspruchs eine Anstellung erhielt. Schliesslich sollte sie jahrzehntelang mit ihm zusammenarbeiten. Er war es auch, der sie für die Leitung des Projekts Rosina vorschlug. «Er war ein wichtiger Mentor und hat mir immer den Rücken gestärkt.» Trotzdem wurde ihr klar, dass es als Frau nicht einfach war in ihrem Tätigkeitsgebiet. Als sie dann noch Mutter zweier Kinder wurde, erschwerte sich ihr berufliches Leben noch mehr. «Kinder und Karriere vertragen sich nicht gut», so ihre Erfahrung. In der Kleinkinderphase arbeitete sie nur noch 30 Prozent. Das interessiere aber niemanden in 6 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 7 Kathrin Altwegg, geboren 11. Dezember 1951, wuchs in Klus, das zur Solothurner Gemein- de Balsthal gehört, auf. Nach ihrer Matura studierte sie als einzige Frau in ihrem Jahrgang an der Universität Basel Physik und doktorierte 1980. Sie arbeitete zwei Jahre als Postdoc in New York. 1982 wurde sie an der Universität Bern Mitglied der Forschungsgruppe von Hans Balsiger im Bereich Weltraum- forschung und Planetologie. Dort befasste sie sich mit dem Bau des Ion Mass Spectrometer (IMS), einem Instrument der Raumsonde Giotto für die Erforschung des Kometen Halley. 1996 vollendete Kathrin Altwegg ihre Habilitation im Fachbereich Sonnensystem. Im selben Jahr wurde sie Chefin des Projekts Rosina, welches die Erforschung des Kometen Churyumov-Gerasimenko zum Ziel hat. Das Projekt umfasst mehrere Instrumente, die in die Sonde Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation eingebaut wurden. Die Physikerin und Mutter zweier erwachsener Kinder gilt als be- kannteste Weltraumforscherin der Schweiz. Zur Person Die Gleichstellungsthematik hat Kathrin Altwegg während ihrer Berufskarriere stets beschäftigt. Als sie zur Leiterin des Projekts Rosina vorgeschlagen wurde, das aus Bundesgeldern finanziert und zum Teil von der Privatwirtschaft gebaut wurde, gab es hinter ihrem Rücken Widerstand. «Eine Frau und dazu noch in einem Teilzeitpensum, das gehe doch nicht, hiess es damals.» Aber Professor Balsiger setzte sich für sie ein. Der Erfolg gab beiden Recht. «Es ist lustig, später kam einer aus der Industrie auf mich zu und meinte, er hätte immer eine Stelle für mich offen.» Wieder lächelt Kathrin Altwegg. Die Skepsis gegenüber Frauen gebe es heute immer noch, fügt sie an. «Heute wird diese einfach eleganter begründet.» 2016 war die Mission Rosina beendet, zwei Millionen Datensätze kamen zusammen, die bis heute noch nicht alle ausgewertet sind. Im gleichen Jahr ging Kathrin Altwegg in Pension. Es sei ein sanfter Übergang gewesen. Sie ist bis heute an der Uni geblieben, wenn auch nur noch in einem kleinen Pensum, und hilft mit, die vielen Daten zu verarbeiten. «Rosina war mein Baby, quasi mein drittes Kind, deshalb macht es mir Freude, noch ein Stück weit mit dabei zu sein.» Zusammen mit einer Chemikerin arbeitet sie derzeit an einer Publikation. Und wie bereits erwähnt, betätigt sich die Wissenschaftlerin auch als Referentin und hält Vorträge in Kindergärten, Seniorenunis und vor Fachpublikum. Abgesehen von Spesen erhält sie für ihre Arbeit als Pensionärin keinen Lohn, das wolle sie auch nicht. «Ich habe mein Leben lang mit öffentlichen Geldern wissenschaftlich arbeiten und so meine grosse Leidenschaft ausüben können. So kann ich in gewissem Sinne wieder etwas zurück- geben.» Kürzlich, als sie im Stade de Suisse vor Wirtschaftsleuten auftrat und einen grösseren Betrag angeboten bekam, rundete sie diesen mit Publikumszuwendungen auf und spendete ihn an die Organisation «Ärzte ohne Grenzen».

8 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 grandcasinoluzern.ch Sonntags bis 19 Uhr, für alle Ü40: Gratis-Eintritt & Glücksrad-Preise. Für alle -Member: 4 × CHF 500.– Jackpot* *ca. 4 × pro Sonntag. Ausser Multi-Roulette.

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 9 Pro SenectuteTALK «Ein gutes Leben: Schicksal oder Zufall?» Kurt Aeschbacher diskutiert mit seinen prominenten Gästen (unter anderem Kathrin Altwegg sowie Maja Brunner, Sän- gerin und Schauspielerin, Erika Reymond Hess, ehemalige Skirennfahrerin, sowie Thomas A. Müller, Präsident Verwaltungsrat Raiffeisen Schweiz, was ein gutes Leben ausmacht. Welche Rolle spielt das Schicksal? Ist ein gutes Leben bloss eine Sache der Einstellung? Kurt Aeschbacher und seine Gäste suchen nach Antworten. Für die Unterhaltung zwischen den Gesprächen sorgt der insiemeCHOR. n Donnerstag, 27. Juni, 17 Uhr: Mitglieder des Gönnervereins Pro Senectute Kanton Luzern erhalten mit dem Mitgliederausweis 50% Rabatt auf das Ticket (maximal 4 Tickets). Eintrittskarten erhalten Sie direkt beim KKL-Ticketshop vor Ort, per Telefon 041 226 77 77 oder online www.kkl-luzern.ch. Die 72-Jährige geniesst aber auch ihre Freizeit. Zusammen mit ihrem Mann verbringt sie viel Zeit in einem Haus inAppenzell, das sie umbauen. Einmal die Woche hütet sie ihre Enkelkinder und wenn das Wetter passt, macht sie Ausritte mit ihrem Pferd. Trotzdem beschäftigen sie die grossen Fragen der Menschheit auch heute noch. Etwa die, ob es «da draussen» vielleicht noch andere Lebewesen gibt. «Kometeneinschläge finden überall statt. Da diese bei uns wie bereits erwähnt womöglich mitverantwortlich dafür sind, dass es uns gibt, kann man fast sicher annehmen, dass sich auf anderen Planeten Mikroben befinden.» Also auch höher entwickelte Wesen? Wohl eher sehr selten, meint sie. Der Mensch sei aufgrund von mehreren Zufällen entstanden. «Die Temperaturen sind in den letzten 500 Millionen Jahren aus diversen Gründen relativ stabil geblieben, zudem sorgt unser Mond dafür, dass die Erdachse schräg ist und wir die Jahreszeiten haben.» Vieles spiele zusammen und es sei sehr unwahrscheinlich, dass so viele Zufälle auch auf vielen anderen Planeten stattgefunden hätten. «Es brauchte sehr viel Glück, dass es uns überhaupt gibt», so ihr Fazit. Europapark versus Weltraumtourismus Hatte sie, die ihr Leben dem Weltraum widmete, nie den Wunsch, einmal ins All zu fliegen? Sie schmunzelt. Für den Weltraumtourismus hat sie wenig Verständnis, weil sie es ethisch fragwürdig findet, für einen Kurztripp so viel CO2 auszustossen wie für 100 Langstreckenflüge. «Ich empfehle daher allen, sie sollen doch besser in den Europapark gehen, da hat man für den gleichen Nervenkitzel viel weniger Kosten und ist bedeutend sparsamer unterwegs.» Ein Flug zum Mond wäre schon schön, gibt sie zu, aber gesund sei dies nicht. Und ein Flug auf den Mars, fügt sie an, sei eine «One Way»-Mission. «Die kosmische Strahlung ist so stark, dass wir nicht lebend auf die Erde zurückkehren würden.» Obwohl sie immer noch gern gen Himmel schaut und sich für das, was im Weltraum geschieht, interessiert, fühlt sie sich unserer Mutter Erde verbunden. Das Reiten sei für sie etwas Wunderbares, gerade auch im Alter, wenn der Körper sich immer wieder mal bemerkbar macht, verleihe einem das ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Dass der Körper eher schwächelt als ihr Geist, sei gut so, findet sie. «Ich definiere mich stärker durch meinen Geist als durch meinen Körper, das ist wohl der lebenslangen wissenschaftlichen Tätigkeit geschuldet.» Und wie bereits erwähnt, hat diese ihr auch zu einer Portion Gelassenheit im Umgang mit der Vergänglichkeit verholfen. Tröstlich ist für sie zudem, dass der Mensch trotz seines problematischen Umgangs mit der Schöpfung letztlich nur eine Gefahr für sich selbst bedeutet, denn: «Die Menschheit kann dem Universum nichts anhaben – das ist beruhigend.»

Beinahe täglich sind wir mit Übergängen konfrontiert. Wieso ist es schwierig, darüber zu sprechen? Haben diese sogar Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander? Übergänge gibt es viele und genauso viele Arten, damit umzugehen, sagt der Pflegefachmann, Gerontologe und Autor André Winter im Interview. INTERVIEW ESTHER PETER Tagtäglich erleben wir Übergänge. Es ist aber ein sehr allgemeiner Begriff. Was kommt Ihnen spontan dazu in den Sinn? Adrian Winter: Wir selbst sind «Übergänger», «Vorüber-Gänger». Geborenwerden und Sterben sind sicher die grössten Übergänge. Aber natürlich kommen mir noch viele andere in den Sinn. Um nur ein paar zu nennen: vom Daheim ins Heim, von der Ungewissheit zur Gewissheit z. B. bei einer Diagnose. Oder beim Erkennen einer demenziellen Erkrankung bis zum Punkt, an dem man vergisst, dass man vergisst. Wenn man Angehörige und sich selbst vergisst. Oder verlassen und verlassen werden – immer wieder finden wir uns vor einer Tür wieder, hinter der uns eine angstmachende Veränderung erwartet. Wir wissen nicht, wie lange wir für das Ankommen im Neuen und Unbekannten brauchen. Altern respektive Übergänge sind Prozesse, die uns alle das ganze Leben lang begleiten. Insbesondere für ältere Personen sind diese nicht immer einfach. Es sind oft letzte Lebensabschnitte. Welche Auswirkungen hat dies auf die Psyche? Die wohl häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter sind Depressionen und die Auswirkungen, welche eine demenzielle Entwicklung auf die Wahrnehmung, das Erleben und Verhalten der Betroffenen hat. Angststörungen und der Missbrauch von Alkohol und Medikamenten können zu Problemen führen. Man spricht in der Altersmedizin auch von den geriatrischen «I» (da alle Syndrome mit einem «I» beginnen): Immobilität, Inkon- tinenz, Instabilität, Intellektueller Abbau, Insomnie, Isolation, Immundefekte, Impotenz und Iatrogene Schädigungen (ärztliche Kunstfehler) haben alle einen grossen Einfluss auf unser psychisches Befinden. 10 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 Foto: Adobe Sock «Übergänge begleiten uns ein Leben lang» Haben Übergänge auch gesellschaftliche Auswirkungen? Welche? Übergänge gibt es viele und wohl genauso viele Arten und Weisen, damit umzugehen. Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson spricht in seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Krisen, also von Übergängen, die es zu bewältigen gilt. Auf der letzten Stufe geht es darum, auf sein Leben zurückzublicken und anzunehmen, was war, weil es nun nicht mehr zu ändern ist. Gelingt dies, kann der Mensch Weisheit erlangen und dem Tod ohne Angst entgegenblicken. Gelingt dieser Übergang nicht, führt dies oft in Verzweiflung. Als Pflegefachperson weiss ich, dass man dann meist auch anders stirbt. Weil jede und jeder Einzelne ein «Baustein» unserer Gesellschaft ist, hat es also durchaus gesellschaftliche Relevanz, wie jede und jeder gelernt hat, mit Krisen, sprich Übergängen umzu- gehen. Einer der schwierigsten Übergänge ist, wie Sie sagen, jener des Sterbeprozesses. Doch dies ist bei vielen ein Tabuthema – darüber wird selten oder nie gespro- chen. Wieso? Ist nicht alles ein Tabuthema, was uns Angst macht? Die Psychotherapeutin Monika Renz spricht im Zusammenhang mit dem Sterbeprozess von einem Ich-Tod, der wohl schwierigste, oft auch angstbehaftete Übergang für die meisten von uns. Alles Ich-hafte, sagt sie, alles, was ich war, was mich ausmachte, löst sich auf. Alles, was ich fühlte, musste, dachte, wollte, verschwindet für immer. Aber nicht nur das Ich geht unwiderruflich verloren, sondern auch alles und alle, die an dieses Ich gebunden und mit diesem Ich verbunden waren. Alles, was mein war: Meine «Mein-ung» ebenso wie meine «Ge-mein-schaft». Können Übergänge im Alter auch positiv gestaltet werden?

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 11 IM ZENIT Wir alle erleben eine Vielzahl von biografischen Übergängen. Je nachdem, wie wir sie bewältigen, wirken sie sich positiv oder negativ auf unsere weitere Entwicklung aus. In der gerontologischen Forschung spricht man von gelingendem versus nicht-gelingendem Altern. Merkmale des gelingenden Alterns sind beispielsweise sich für sein Leben verantwortlich zu fühlen und nicht andere dafür verantwortlich zu machen, d. h. sich nicht als Opfer von irgendwem oder irgendetwas zu sehen. Grundsätzlich eine positive Einstellung zu haben und auch Negativem etwas Positives abgewinnen zu können, und ganz wichtig, effektive soziale Unterstützungssysteme zu pflegen, d. h. sich andern Menschen verbunden zu fühlen, hilft sehr, um Übergänge im Alter positiv zu gestalten. Gibt es einfache Tipps, wie Übergänge perfekt gestaltet werden können? Beim Wort «perfekt» zucke ich ein wenig zusammen. Perfektionismus ist wohl einer der grössten Feinde innerer Zufriedenheit. Zudem bin ich kein Freund von einfachen Tipps, aber natürlich kommt mir hier das PERMA-Modell aus der Positiven Psychologie des amerikanischen Psychologen Martin Seligmann in den Sinn: «P» = Positive Emotions (positive Emotionen haben, Liebe, Freude), «E» = Engagement (sich für etwas engagieren, selbstwirksam sein), «R» = Relationships (Verbundenheit, enge Beziehungen, Freundschaften), «M» = Meaning (Sinnvolles tun, meinen Beitrag leisten), «A» = Accomplishment (Leistung, beschäftigt sein, noch Ziele zu haben). Wenn es einem gelingt, diese fünf Bereiche positiv zu gestalten, ist man sicher gut gerüstet für seine Übergänge. «Wir werden nicht älter mit den Jahren, wir werden neuer jeden Tag.» Können Sie dieses wunderbare Zitat der US-amerikanischen Dichterin Emely Dickinson unterstreichen? Zusammenfassend lässt sich sicher sagen: Übergänge bringen uns an unsere Grenzen, und oft darüber hinaus, aber sie wandeln uns auch, formen uns neu und führen ins Neue und Unbekannte. Dieses Bewusstsein ist zentral, um den Mut für sie aufzubringen, sei es als «Übergängerin» oder Begleiterin von Übergängen, denn auch wir sind hier in einem stetigen Übergang. Einmal sind wir «Übergänger», ein andermal Begleiter.

Sich vom selbstbestimmten Leben trennen und in ein Alters- oder Pflegeheim wechseln: Das ist ein Übergang, der vielen Betagten schwerfällt und der oft aus der Not heraus passiert. Trotzdem kann dieser Schritt wohltuend sein und für neue Lebendigkeit sorgen. VON ROBERT BOSSART An diesem Abend im letzten Dezember habe sie Fernsehen geschaut, was sie eigentlich nur noch selten tue, dann sei es passiert. «Auf dem Weg ins Schlafzimmer schlug ich mit dem Kopf an einer Kante an», erzählt Verena Heinrich. Sie fiel zu Boden, eine Blutlache breitete sich aus. Zum Glück hatte die 85-Jährige ihr Handy dabei und so konnte sie die Nachbarin und die Ambulanz anrufen. Im Spital diagnostizierten die Ärzte ein Schädel-Hirn-Trauma. «Ich merkte, dass ich nicht mehr nach Hause kann», sagt sie. Verena Heinrich hat Glück: Kurz vor diesem Unfall hatte sie sich nämlich im Alterszentrum Ibenmoos im Luzerner Seetal angemeldet. Dies, obwohl sie eigentlich noch gut «zwäg» war. «Ich besuchte meine Freundin Maria, die hier wohnt. Als ich ins Haus eintrat, wusste ich gleich, dass ich dereinst auch hier wohnen möchte, und so liess ich mich auf die Warteliste setzen.» Schliesslich ging alles sehr schnell. Ein paar Tage nach dem Unfall konnte sie bereits ihr Zimmer im Alterszentrum beziehen. Die Wohnung war erstaunlich rasch aufgelöst. Sie habe den «Jungen» alles verschenkt, was noch brauchbar war. Für 12 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 Ein schwieriger Schritt, die Seniorin aus Sattel ein befreiendes Gefühl. Sie habe Erfahrung im Loslassen, meint sie, vor einigen Jahren ist ihr Mann gestorben. «Das war ein trauriger Übergang, gleichzeitig war ich auch erleichtert, weil sein Leiden ein Ende hatte.» Dass sie nun im Ibenmoos leben darf, sei ein Geschenk, meint sie. Sie, die früher selbst als Betagtenbetreuerin arbeitete, fühlt sich «wunderbar eingebettet» in der neuen Gemeinschaft. «Dass ich hier mit meiner Freundin zusammen sein kann, ist eine wohltuende Abrundung meines Lebens.» Loslassen – eine Erleichterung Maria Imhof freut sich ebenfalls über die glückliche Fügung, dass ihre Gefährtin Verena Heinrich nun im gleichen Haus untergebracht ist. Die 86-Jährige ist selbst noch relativ neu im Ibenmoos, im letzten Oktober wechselte sie von ihrem Haus in Oberwil-Lieli hierher. Vor drei Jahren ist ihr an Demenz erkrankter Mann gestorben, den sie zuvor gepflegt hatte, bevor er in ein Pflegeheim wechselte. Nach einer Knieoperation wurden ihr Haus und Garten zu viel und ihr wurde bewusst, dass Christine Hess: Fühlt sich aufgehoben und hadert nicht. Maria Imhof: Weniger ist mehr. Sie vermisst im Ibenmoos nichts.

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 13 IM ZENIT Fotos: Robert Bossart der erlösend sein kann es jetzt darum gehe, loszulassen. «Als ich dann eine Familie kennenlernte, deren Sohn etwas für seine junge Familie suchte, wusste ich, dass das ein Wink des Schicksals ist», sagt Maria Imhof und strahlt. Da sie eine Mitarbeitende des Ibenmoos kannte, fiel ihr die Wahl des Alterszentrums leicht. Auch bei ihr ging es schnell, weil ein Platz frei wurde. Wie erlebte sie den Wechsel aus einer grossen Wohnung in das bescheidene Zimmer im Alterszentrum? «Das ist meine kleine Bude und mein Glück», schwärmt sie. Die Zeit zum Loslassen sei reif gewesen und es fühle sich befreiend an, nicht mehr so viele Besitztümer zu haben. «Weniger ist mehr, das ist eine kostbare Erfahrung für mich.» Sie vermisse rein gar nichts, habe oft Besuch von ihren Verwandten und die Küche, Pflege und Betreuung seien gut, versichert sie. Zwei Beispiele, die zuversichtlich stimmen. Allerdings gestaltet sich der grosse Übergang im Alter – der Wechsel von den eigenen vier Wänden in ein Alters- oder Pflegezentrum – bei vielen Seniorinnen und Senioren nicht so harmonisch und einfach wie bei den beschriebenen. Denn es möchten fast alle so lang wie möglich selbstbestimmt ihren Alltag bestreiten. Manche können dies bis zum Schluss, wenn die Gesundheit und das Umfeld stimmen. Bei den meisten kommt aber irgendwann der Punkt, an dem es nicht mehr geht. «Meist erhalten wir zuerst einen Anruf von Angehörigen, die Angst um ihre betagten Eltern haben», sagt Marcel Villiger, Heimleiter vom Ibenmoos. «Sie sind hin- und hergerissen und möchten ihren Nächsten nicht ihre Freiheit wegnehmen, sorgen sich aber um deren Sicherheit.» Dass jemand gesund und ohne äussere Not ins Alterszentrum kommt, ist die Ausnahme. «Meist leiden sie an einer demenziellen Entwicklung oder sind aus anderen Gründen pflegebedürftig, so dass sie nicht mehr selbstständig wohnen können», erklärt Bernadette Bossart, Leiterin Pflege und Betreuung. In den letzten Jahren werde das Wohnen im Zentrum aber oft zuerst in einem sogenannten Ferienbett ausprobiert. «Oft merken die Menschen dann, dass es gar nicht so schlimm ist, wie sie gemeint haben. Und sie sehen, dass rund um die Uhr Hilfe angefordert werden kann, was Sicherheit vermittelt.» Weniger einsam als vorher Wenn die Betagten ins Ibenmoos ziehen, gewöhnten sie sich meist rasch an die neue Umgebung, sagt Marcel Villiger. «Die Vorteile überwiegen – man ist weniger allein als vorher, es muss kein Haushalt mehr geführt werden.» Bernadette Bossart nickt. «Auch wir Angestellten nehmen uns Zeit für Begegnungen und die Begegnungsmöglichkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner sind vielfältig. Das soziale Leben hier wird geschätzt und führt oft dazu, dass die Menschen aufleben und sich wohl fühlen.» Es entstehen Kontakte und es finden sich Menschen, die eine gute Zeit miteinander beim Jassen oder Lottospielen verbringen. «Manche kennen sich von früher und freuen sich über die neu belebten Kontakte.» Trotzdem: Der Übergang in ein Alters- und Pflegezentrum fällt nicht immer leicht. Da ist zum einen das Bewusstsein, die Verena Heinrich: Ist glücklich, jetzt im Ibenmoos zu sein. Rosalie Knüsel: Der Schritt ins Alterszentrum war gut überlegt.

14 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 In Kooperation mit Öffentlicher Vortrag Wiederkehrende Blaseninfektionen bei Frauen – Lösungsansätze für ein hartnäckiges Problem Dienstag, 18. Juni 2024, 10.00 bis 11.30 Uhr LUKS Sursee, Räume Rigi und Pilatus Der Eintritt ist frei. Bitte melden Sie sich auf luks.ch/goz an. Gerne laden wie Sie im Anschluss zu einem gesunden Apéro ein. Infos zum Thema: Wir setzen uns mit dem Thema wiederkehrende Blaseninfektionen bei Frauen auseinander. Dr. med. Ivo Fähnle beleuchtet die Ursachen und präsentiert praxisnahe Lösungsansätze und gibt Ihnen neue Perspektiven für ein beschwerdefreies Leben. Gsond ond zwäg is Alter luks.ch/goz GÖSSI CARREISEN AG • Tel. 041 340 30 55 • info@goessi-carreisen.ch Zauberhafte Côte d’Azur 7.– 13. April Unterwegs mit Veloleiterin Susann Bruttin und Veloleiter Markus Furrer inkl. ZF im schönen Riviera Hotel & Spa in Cannes, 5x Abendessen in einem Restaurant, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 5 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtrundfahrt im «Petit Train des Cannes», Führung Parfümerie Fragonard, Schifffahrt zur Insel Sainte-Marguerite Fr. 1790.– Emilia-Romagna – Eindrückliche Po-Ebene mit Ferrara 21.– 27. April Unterwegs mit den Veloleitern Toni Amstalden und Peter Klarer inkl. HP im ****Hotel Orologio in Ferrara, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 5 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtführung Ferrara Fr. 1650.– Luxemburg – Multikulturell, bunt und vielfältig 5.– 11. Mai Unterwegs mit den Veloleitern Toni Amstalden und Armin Troxler inkl. HP im schönen Hotel Double Tree by Hilton, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 5 geführte Radtouren, sachkundige Reise- leitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtführung Luxemburg Fr. 1790.– Fünf-Flüsse-Radtour von Nürnberg nach Regensburg 16.–22. Juni Unterwegs mit den Veloleitern Urs Burkart und Edwin Würsch inkl. ZF im ****Hotel Novotel Nürnberg und im ****Hotel Münchnerhof Regens- burg, 2x Nachtessen (je 1x in Nürnberg und Regensburg), Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 5 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtführung in Nürnberg Fr. 1690.– Münster (Westfalen) 14.– 20. Juli Unterwegs mit den Veloleitern Urs Burkart und Markus Bucher inkl. ZF im ****Hotel Atlantic Münster mit Dampfbad und Sauna, 3x Nacht- essen (davon 2x im Hotel und 1x in einem Restaurant), Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 5 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtführung Münster Fr. 1850.– Main – Fränkische Saale 4.– 11. August Unterwegs mit Veloleiterin Irene Egli und Veloleiter Bruno Gassmann inkl. HP im guten Hotel Ross in Schweinfurt und im schönen Hotel Bayerischer Hof in Bad Kissingen, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 6 geführte Radtouren gemäss Programm, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Vormittagskaffee auf den Fahrradtouren, Schiffsrundfahrt in Bamberg Fr. 1990.– Hamburg und Sylt – Pulsierend und idyllisch 20.–25. August Unterwegs mit den Veloleitern Werner Helfenstein und Ruedi Widmer inkl. ZF im ****JUFA Hotel Hamburg HafenCity und im ****Hotel Easy Living in List, 1x Nachtessen im Hotel in List (2. Tag), 1x Abendessen im Restaurant Manne Pahl (5. Tag), Flug Hamburg – Zürich, Transfer Flughafen Zürich – Horw im Gössi-Car, Miet-E-Bike für alle Touren, 4 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Syltfähre Havneby – List – Havneby, Hafenrundfahrt Hamburg Fr. 1990.– Erlebnisreiches Holland – Friesland 8.–15. September Unterwegs mit den Veloleitern Franz Wey und Ruedi Widmer inkl. HP (davon 1x Nachtessen im Restaurant in Münster) in den schönen Hotels Van der Valk in Nijmegen-Lent, in Hoorn, in Leeuwarden und im Hotel Atlantic in Münster, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 6 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Grachtenfahrt Amsterdam, Fähre Holwert – Ameland und retour Fr. 2190.– Bergamo – Lago d’Iseo 22.–28. September Unterwegs mit den Veloleitern Markus Furrer und Edwin Würsch inkl. HP (davon 1x Nachtessen in einem Restaurant in Bergamo) im schönen ***Hotel in der Region Bergamo, Fahrradtransport im professionellen Fahrrad-Anhänger, 6 geführte Radtouren, sachkundige Reiseleitung durch das Gössi-Veloteam, Stadtführung in Bergamo, Weindegustation Fr. 1890.– Gössi-Veloferien In Zusammenarbeit mit Mit Rückflug ab Hamburg Zenit_Pro_Senectute_210x143.indd 1 09.02.24 10:58 Mit langjähriger Erfahrung und individuellen Lösungen begleiten wir Sie im Anlage- und Vorsorgebereich. Was unsere Beratung ausmacht: Qualität. Leiterin Vermögensberatung Karin Lütolf Raiffeisenbank Sempachersee-Rottal Süd 23284_Ins_180x59_Anlagekampagne_RVLUOVNW.indd 1 15.02.24 13:36 Inserate

LOSLASSEN UND UMZIEHEN Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 15 letzte Station des Lebens erreicht zu haben. «Die Menschen, die hier leben, wissen das», sagt Bernadette Bossart. «Damit umzugehen, ist nicht einfach», fügt sie an. Und es gebe Menschen, die sich nie richtig an das Leben im Heim gewöhnen können. «Manche haben Mühe, das alte Leben hinter sich zu lassen und die Vorteile des Heims zu sehen.» Ein wohlüberlegter Schritt Damit hatte die 92-jährige Rosalia Knüsel-Leu keine Probleme. Als sie letzten Sommer hierherkam, war das ein wohl- überlegter Schritt. «Ich probierte ein Jahr zuvor in einem Ferienbett aus, wie der Alltag hier ist», sagt sie. «Ich erlebte eine wohlwollende Atmosphäre und eine mit Freundlichkeit und Liebe bestückte Zeit. Von da an war klar, dass ich, wenn die Zeit kommt, hierher will.» So kam es dann auch. Nach gesundheit- lichen Problemen entschied sie sich für diesen Schritt. «Es ging auch darum, dass ich meine Kinder nicht belasten will.» Sie hat sich rasch eingelebt im Ibenmoos. «Ich kannte von meinen Ferien her bereits ein paar Bewohnerinnen, zudem bekomme ich oft Besuch von Verwandten und Bekannten.» Von einer Stunde auf die andere entschieden hat sich die 93-jährige Christina Hess vor gut einem Jahr. Statt die Treppe aufwärts ging sie abwärts und fiel rückwärts auf den Hinterkopf. Zum Glück war die Verletzung nicht schlimm, dennoch war für sie klar, dass es nun Zeit war für den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt. Eine weitere Veränderung bewirkte ein Schlaganfall letzten Sommer. Nach einem sechswöchigen Spitalaufenthalt kam sie mit einer halbseitigen Lähmung zurück ins Ibenmoos. Veränderungen, Übergänge, die nicht einfach sind. Die Seniorin zuckt mit den Schultern und lächelt. «Ich schicke mich rein, es ist einfach so, sonst würde man ja nie sterben.» Ihr Lachen ist wohltuend, es zeigt, dass sie es schafft, das Leben zu akzeptieren, wie es ist und nicht damit zu hadern. Sie sei doch so gut aufgehoben hier und schliesslich habe sie mit ihren 37 Gross- und 44 Urgrosskindern ziemlich oft Besuch. Geborgenheit durch Fürsorge Für diejenigen, die sich nicht so einfach ihrem Schicksal hingeben können und Zeit brauchen, um den Übergang in eine neue Lebensphase zu meistern, bietet das Haus bestmögliche Unterstützung an. «Wie bereits erwähnt, ist es uns sehr wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, um mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu reden und uns mit ihnen zu beschäftigen», sagt Bernadette Bossart. Wichtig sei nicht zuletzt das gute Essen, etwas, das viele vorher allein zu Hause kaum mehr stemmen konnten. «Und die Betreuung und Umsorgung führen dazu, dass die Menschen weniger Druck spüren, die Ängste nachlassen und sie sich geborgen fühlen.» Testen Sie unverbindlich und kostenlos die neuesten Hörgerätemodelle. Hörzentrum Schweiz – Ihrem Gehör zuliebe. Gutschein Hörtest und Beratung, Probetragen, Optimierung jedes Hörgerätes Maihofstrasse 95 A, 6006 Luzern, T 041 420 71 91, hzs.ch Inserat

VON ASTRID BOSSERT MEIER Schon vor 30 Jahren, als wir heirateten, war Hans an multipler Sklerose erkrankt. Eigentlich wollte ich nie heiraten, ich war damals schon 50. Doch dann wurde Hans notfallmässig ins Spital eingeliefert und ich erhielt erst ärztliche Auskunft, als seine beiden Töchter aus erster Ehe ihr O. k. gaben. Da ging ich zu ihm und sagte, wenn du hier herauskommst, planen wir unsere Hochzeit. Er sagte, einen Heiratsantrag hätte er sich schon etwas romantischer vor- gestellt, doch nach seinem Spitalaufenthalt heirateten wir tatsächlich. Trotz Krankheit erlebten wir viele schöne gemeinsame Jahre. Wir waren sogar mit dem Rollstuhl in Amerika. Schwer wurde es in den letzten zweieinhalb Jahren. Diese Zeit würde ich als Übergang vom Leben in den Tod bezeichnen. Es war ein fliessender Prozess. Hans konnte seine ganze rechte Seite nicht mehr bewegen und hatte auch keine Kraft mehr in den Beinen. Obwohl ich ihn nachts mehrmals umlagerte – ich schlief nur noch im Stundenrhythmus – und trotz Unterstützung von Spitex und Spezialärzten kam es zu einem Dekubitus. Vier Mal wurde Hans wegen sehr schmerzhafter Wunden im Spital behandelt. Dann konnte und wollte er nicht mehr. Hans war ein kräftiger, stattlicher Mann. Aber manchmal liefen ihm vor Schmerzen Tränen über die Wangen. Mit 81 darf man gehen, das waren seine Worte. Wir waren beide traurig, dass unser gemeinsamer Weg enden wird. Selbstbestimmt aus dem Leben scheiden Schon fünf Jahre zuvor waren wir EXIT beigetreten. Hans sprach mit seinem Hausarzt. Dieser unterstützte EXIT nicht, respektierte aber den Entscheid seines Patienten. So rief mein Mann bei der Organisation an und sagte, er möchte nun sterben. Es folgte eine mehrwöchige Ab- klärungszeit. Das hätte ich nicht so intensiv erwartet. Ein EXIT-Konziliararzt kam ins Haus und prüfte, ob der Ent16 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 Nach jahrzehntelanger, schwerer Krankheit entschied sich Hans Banholzer letzten Herbst für den Freitod mit Unterstützung von EXIT. Mit grosser Offenheit erzählt seine Frau Hanny Amstad Banholzer (80), wie sie den Übergang ihres Mannes vom Leben in den Tod und ihren eigenen Weg zurück ins Leben erfahren hat. «Der Übergang in den Tod war fliessend» scheid gut überlegt und gerechtfertigt sei. Der Arzt erhielt vollen Einblick in die Krankenakte und sprach mit dem Hausarzt. Als die Abklärung vorüber war, stellte der Konziliararzt das Rezept für das Sterbemedikament aus. Hans bestimmte den 23. Oktober 2023 als den Tag, an dem er zu Hause sterben wollte. Ein Datum ohne besondere Bedeutung. Für eine Tochter war die Ankündigung besonders schwer. Sie flehte mich an, dafür zu sorgen, dass er es nicht tut. Ich versuchte zu erklären, dass nur Hans über diese Frage bestimmen darf. In den folgenden Wochen machte sie einen enormen Prozess durch und akzeptierte schliesslich seinen Entscheid. Das Verhältnis zur zweiten Tochter war durch die Scheidung etwas schwieriger. Ein langes Gespräch zwischen Vater und Tochter brachte viel Klärung. Sie verstand, dass ihr Vater so nicht weiterleben wollte. Intensive Abschiedsabende Für Hans war zentral, seinen Entscheid offen zu kommunizieren. Er laufe nicht einfach aus dem Leben davon, sondern wolle sich von den Menschen verabschieden, die ihm wichtig waren, erklärte er. Es war sein Wunsch, in den letzten zwei Wochen vor seinem Tod jeden Abend Gäste einzuladen. Ich sagte, das ist gut und recht, aber ich schaffe es nicht, auch noch für Gäste zu kochen. So entschieden wir, allen Gschwellti mit Käse anzubieten. Diese Abschiedsabende waren enorm intensiv und wir führten viele gute Gespräche. Am Vorabend seines Todes wollte Hans seine beiden Töchter und den Schwiegersohn bei sich haben, und er wünschte sich Jakobsmuscheln an Weissweinsauce. Das war nicht einfach, diese Köstlichkeiten einzukaufen und zu kochen. Und als wir nebeneinander im Bett lagen, wusste ich, das ist die letzte gemeinsame Nacht. Als die Kinder am Mittag des 23. Oktobers kamen, hat Hans uns alle nochmals intensiv angeschaut. Zu sagen gab

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 17 LEBEN UND TOD es nicht mehr viel. Um 14 Uhr kam die EXIT-Begleitperson. Hans zweifelte keinen Moment an seinem Entscheid. Es ist jetzt vorbei, ich will gehen, sagte er. Er war gelöst, mit sich im Reinen und glücklich, dass seine Liebsten bei ihm waren. Nachdem er das Sterbemedikament eingenommen hatte, dämmerte er langsam in den Schlaf, machte einen letzten, tiefen Atemzug und starb. Das war ein sehr fried- licher und feierlicher Moment und fühlte sich richtig an. Es braucht Zeit, um den Tod zu verarbeiten Später musste sein Freitod von offizieller Seite bestätigt werden. Ich war dankbar, dass die Beamten in Zivil kamen. Als der Todesfall abgewickelt war, durften wir die Bestatterin rufen. Hans hatte mit ihr alles vorbereitet. Er war ein organisierter Mensch. Als Holzbauingenieur durfte er nichts dem Zufall überlassen. Das wollte er auch nach seinem Tod nicht. Die Todesanzeigen lagen gedruckt auf dem Stubentisch, der Lebenslauf war geschrieben, die Beerdigung geplant. Manche hatten mich vor dem Moment gewarnt, wenn der Sarg aus dem Haus getragen wird. Doch der Körper von Hans hatte uns zeitlebens Mühe bereitet. Ich dachte, diese Hülle können sie ruhig mitnehmen. Die Beerdigung im Baumgrab des Rothenburger Friedhofs fand erst einen Foto: Asrid Bossert Meier Monat später statt. Ich brauchte diese Zeit, um seinen Tod etwas zu verarbeiten. Die Beerdigung war sehr emotional. Auf Wunsch von Hans sang die Jodlerin Silvia Rymann und statt Blumen warfen wir Holzspäne ins offene Grab, die sein Bruder von Hand gehobelt hatte. Hans hatte vor seinem Tod öfters gesagt, danach musst du wieder lernen, zu leben. Das stimmt. Jahrelang hat sich alles um ihn gedreht, meine eigenen Bedürfnisse habe ich zurückgestellt. Obwohl ich mich darauf vorbereiten konnte, war mein Leben nun vom einen auf den anderen Tag leer. Das ist das Schwierigste. Am Morgen stehe ich auf und denke, warum eigentlich, ich habe ja keine Aufgabe. Am Tisch redet niemand mit mir. Hans fehlt, selbst die Auseinandersetzung fehlt mir. Bei uns war nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Nun muss ich erst wieder eine Daseinslegitimation finden. Kleine Schritte habe ich schon geschafft. Seit kurzem jasse ich wieder mit den Frauen, mit denen ich früher Karten gespielt hatte. Und ich habe mich einer Walking-Gruppe angeschlossen. Aber das sind Hobbys, keine Aufgaben. Ich möchte etwas Sinnvolles tun. Das Bewusstsein ist da, die Lösung noch nicht in Sicht. Das braucht wohl noch etwas Zeit. Zeit, die ich mir für diesen Übergang geben will. «Die Trauer kommt und geht», sagt Hanny Amstad Banholzer. Vor fünf Monaten schied ihr Mann mit EXIT aus dem Leben.

18 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 Freiwilligenarbeit ist bereichernd Zeit schenken und Geduld haben Lebenserfahrung teilen Wissen weitergeben Eintritt frei! «Was uns im Alter stärkt» Resilienz als Kraftquelle für Geist und Seele Inputreferat «Vom Mut, im Alter mutiger zu werden» Marcel Schuler, www.alterhumor.ch Talkrunde Spannende Persönlichkeiten berichten aus ihrem Leben, plaudern aus dem Nähkästchen und erzählen von ihren Interessen und Wünschen. Musikbegleitung Fredy Pi, www.fredypi.ch Austausch bei einem feinen Zvieri Sursee Montag, 18. März 2024, Pfarreizentrum Schüpfheim Mittwoch, 15. Mai 2024, Pfarreiheim Ebikon Dienstag, 18. Juni 2024, Pfarreiheim Willisau Donnerstag, 5. September 2024, Pfarreizentrum Weggis Mittwoch, 23. Oktober 2024, Aula, Schulhaus Dörfli Hochdorf Dienstag, 5. November 2024, Zentrum St. Martin jeweils 14.00 – 16.30 Uhr Anmeldung erwünscht bis eine Woche vor der jeweiligen Veranstaltung unter: www.lu.prosenectute.ch/Impuls oder Telefon 041 226 11 93 Pro SenectuteIMPULS Kanton Luzern lu.prosenectute.ch Inserat

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 19 Die Pensionierung, der Auszug aus dem geliebten Zuhause, der Verzicht auf den Führerschein oder die Rückkehr in die alte Heimat: Reto Solèr, Jules und Romy Barili, Felix Lack, Anna Rosa und Fernando Pereira erzählen, wie sie es geschafft haben, diese Übergänge zu meistern. TEXT UND FOTOS: ASTRID BOSSERT MEIER «Mobilität macht mich unabhängig» Aller Anfang ist schwer PERSÖNLICHKEITEN Als Felix Lack (88) vor zwei Jahren gesundheitliche Probleme hatte, riet die Hausärztin, den Führerausweis abzugeben. Dieser Schritt war schmerzhaft für den ehemaligen Landwirt aus Wikon, der nicht nur jahrzehntelang Auto, sondern auch Traktor und Motorrad gefahren war. «Gesundheitlich ging es mir bald besser, doch ich fühlte mich isoliert», sagt er. Das Bauernhaus, das er seit dem Tod seiner Frau alleine bewohnt, liegt abseits des Dorfes und drei Kilometer vom nächsten Laden entfernt. Umziehen war kein Thema. Felix Lack hält drei Katzen und ein paar Hasen und besorgt zudem die Rinder seines Sohnes im Stall. «So wird mir nie langweilig und eine günstigere Wohnung finde ich nirgends.» Schwierig war jedoch, plötzlich auf die Fahrdienste der beiden Kinder angewiesen zu sein. Es war die Tochter, die ihrem Vater letzten Herbst Prospekte von Senioren- mobilen mitbrachte. Schon wenig später sass Felix Lack bei der Firma Sunel im aargauischen Boniswil für eine Probefahrt in einem Elektro-Auto mit Kabine und einer Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h. Mit der Technik kam er auf Anhieb gut zurecht, doch die Anschaffungskosten von 13 000 Franken mussten gut überlegt sein. «Doch das ist es mir wert», entschied der 88-Jährige. Heute ist er stolzer Besitzer eines Seniorenmobils mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern. «So weit fahre ich nie», winkt er ab. Zwei bis drei Mal pro Woche tuckere er gemütlich zum Einkaufen, auf den Friedhof oder zum Arzttermin. Das reiche. «Viel wichtiger ist, dass ich wieder frei entscheiden kann. Diese Unabhängigkeit ist viel wert.» Dank dem Seniorenmobil kann Felix Lack einkaufen oder den Friedhof besuchen, wann immer er will.

20 Pro Senectute Kanton Luzern 1 I 24 Rückkehr in die Heimat: Glück und Schmerz zugleich 27 Jahre lang arbeitete Fernando Pereira in der Schweiz – erst als Saisonarbeiter auf einem Bauernhof, danach als Nachtlogistiker beim Transportunternehmen Galliker in Altishofen. 2002 zogen seine Frau Anna Rosa und der damals 14-jährige Sohn Tiago aus Portugal ebenfalls in die Schweiz. Die Fami- lie lebte sich in Büron gut ein, ihre Herzen schlugen jedoch stets auch für ihre Heimatstadt Gondomar, die in einem sanften, fruchtbaren Hügelland im Norden Portugals liegt. Noch nicht bereit fürs Rentnerleben Agil bleiben, sich auf Neues einlassen, etwas wagen: Reto Solèr (68) hat sich beruflich immer wieder herausgefordert. Nach einigen Jahren als Primarlehrer bildete er sich zum Oberstufenlehrer weiter, später folgte ein Spezialisierungsstudium in Theater- pädagogik. Er unterrichtete an verschiedenen Sekundarschulen, machte einen kurzen Abstecher in die Armeeausbildung, kehrte zurück zur Volksschule, arbeitete später auch an einer Sonderschule und führte während der drei letzten Jahre vor seiner Pensionierung im Kanton Zug eine Time-Out-Klasse mit Schülerinnen und Schülern, die in der Regelklasse nicht mehr tragbar waren. Solèrs Schulalltag war heraus- fordernd. Doch berufsmüde war er mit 65 längst nicht. «Ich stehe gern mit jungen Menschen im Austausch. Mich für die Schülerinnen und Schülern einzusetzen – gerade für jene der Time-OutKlasse –, war eine sinnvolle Tätigkeit, die auch mich selbst nährte.» Gerne hätte Reto Solèr nach der offiziellen Pensionierung weitergearbeitet. Doch das war im Kanton Zug nicht möglich. So stand er am 31. Januar 2021 letztmals im Klassenzimmer. Bereit für den Übergang ins Rentnerleben war er damals nicht. «Schon nach kurzem hat sich in mir eine innere Leere breit gemacht, die ich so nicht erwartet hätte.» Weder Familie mit Kindern und Grosskind noch Hund, Haus, Freunde, Nachbarn oder seine vielfältigen Hob- bys vermochten dieses Loch zu füllen. «Ich vermisste die Struktur und die Anregung von aussen.» Seine Frau schlug vor, doch in den Schuldienst zurückzukehren. Tatsächlich suchte die Schule an seinem Wohnort Buchrain gerade eine Stellvertretung. So kehrte der Neurentner für einige Wochen ins Berufs- leben zurück. «Es war, als ob ich von der Kälte draussen an die Wärme kam», beschreibt er seine damalige Gefühlswelt. Auf den ersten Einsatz folgten weitere. Und seit Herbst 2022 unterrichtet er in Kriens als fest angestellter Klassenlehrer eine Sek C. Diese Schülerinnen und Schüler möchte er noch bis zum Schulabschluss begleiten. Dann soll definitiv Schluss sein. Beruhigt sieht Reto Solèr dem definitiven Abschied vom Berufsleben nicht entgegen. Er will sich der neuen Situation jedoch bewusster stellen. «Ich werde versuchen, mir mehr Zeit zu geben, auch mal Leere zuzulassen, damit sich Neues entwickeln kann.» Noch stehen ihm dabei eigene Glaubenssätze im Weg: «Untätigkeit verbinde ich noch immer mit Nutzlosigkeit», sagt der 68-Jährige offen und ehrlich. Dennoch hat sich Reto Solèrs innere Haltung etwas verändert. Er denkt darüber nach, was ihn ähnlich glücklich machen könnte wie das Unterrichten. Ein Einsatz in der Kirche vielleicht? Ein Engagement als Stadtführer? Oder eine andere Tätigkeit, bei welcher er im Austausch mit Menschen steht? All diese Aufgaben scheinen wie gemacht für den kommunikativen Men- schen. Ausserdem möchte Reto Solèr seiner Frau den Wunsch erfüllen, vermehrt zu reisen. Wer weiss, vielleicht gelingt die «zweite Pensionierung» einfacher, als Reto Solèr heute befürchtet. Video-Anruf nach Portugal: Zwischen Sohn und Eltern liegen 1900 Kilometer.

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