Zenit Nr. 1. März 2024

Sich vom selbstbestimmten Leben trennen und in ein Alters- oder Pflegeheim wechseln: Das ist ein Übergang, der vielen Betagten schwerfällt und der oft aus der Not heraus passiert. Trotzdem kann dieser Schritt wohltuend sein und für neue Lebendigkeit sorgen. VON ROBERT BOSSART An diesem Abend im letzten Dezember habe sie Fernsehen geschaut, was sie eigentlich nur noch selten tue, dann sei es passiert. «Auf dem Weg ins Schlafzimmer schlug ich mit dem Kopf an einer Kante an», erzählt Verena Heinrich. Sie fiel zu Boden, eine Blutlache breitete sich aus. Zum Glück hatte die 85-Jährige ihr Handy dabei und so konnte sie die Nachbarin und die Ambulanz anrufen. Im Spital diagnostizierten die Ärzte ein Schädel-Hirn-Trauma. «Ich merkte, dass ich nicht mehr nach Hause kann», sagt sie. Verena Heinrich hat Glück: Kurz vor diesem Unfall hatte sie sich nämlich im Alterszentrum Ibenmoos im Luzerner Seetal angemeldet. Dies, obwohl sie eigentlich noch gut «zwäg» war. «Ich besuchte meine Freundin Maria, die hier wohnt. Als ich ins Haus eintrat, wusste ich gleich, dass ich dereinst auch hier wohnen möchte, und so liess ich mich auf die Warteliste setzen.» Schliesslich ging alles sehr schnell. Ein paar Tage nach dem Unfall konnte sie bereits ihr Zimmer im Alterszentrum beziehen. Die Wohnung war erstaunlich rasch aufgelöst. Sie habe den «Jungen» alles verschenkt, was noch brauchbar war. Für 12 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 Ein schwieriger Schritt, die Seniorin aus Sattel ein befreiendes Gefühl. Sie habe Erfahrung im Loslassen, meint sie, vor einigen Jahren ist ihr Mann gestorben. «Das war ein trauriger Übergang, gleichzeitig war ich auch erleichtert, weil sein Leiden ein Ende hatte.» Dass sie nun im Ibenmoos leben darf, sei ein Geschenk, meint sie. Sie, die früher selbst als Betagtenbetreuerin arbeitete, fühlt sich «wunderbar eingebettet» in der neuen Gemeinschaft. «Dass ich hier mit meiner Freundin zusammen sein kann, ist eine wohltuende Abrundung meines Lebens.» Loslassen – eine Erleichterung Maria Imhof freut sich ebenfalls über die glückliche Fügung, dass ihre Gefährtin Verena Heinrich nun im gleichen Haus untergebracht ist. Die 86-Jährige ist selbst noch relativ neu im Ibenmoos, im letzten Oktober wechselte sie von ihrem Haus in Oberwil-Lieli hierher. Vor drei Jahren ist ihr an Demenz erkrankter Mann gestorben, den sie zuvor gepflegt hatte, bevor er in ein Pflegeheim wechselte. Nach einer Knieoperation wurden ihr Haus und Garten zu viel und ihr wurde bewusst, dass Christine Hess: Fühlt sich aufgehoben und hadert nicht. Maria Imhof: Weniger ist mehr. Sie vermisst im Ibenmoos nichts.

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