Zenit Nr. 1. März 2024

AKTUELL Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 31 Guido Graf, warum haben Sie sich unter den vielen Angeboten, die Sie nach dem Austritt aus der Luzerner Regierung erhalten haben, für das Stiftungsrats- präsidium von Pro Senectute Kanton Luzern entschieden? Menschen in Würde und selbstbestimmt älter werden zu lassen, erachte ich als eine der grossen Herausforderungen der Gegenwart. Ich bin überzeugt, mit meinen Fähigkeiten und meinem Netzwerk einen massgeblichen Beitrag zum Wohle älterer Menschen leisten zu können. Mein Engagement bei Pro Senectute ist mein Dank an die Luzerner Gesellschaft für ihr langjähriges Vertrauen in mich und meine Regierungstätigkeit. Was haben Sie sich für die Weiterentwicklung der Stiftung vorgenommen? Mir ist es ein Anliegen, dass das Alter nicht einfach in die Ecke der Fragilität gedrängt wird. Unsere Gesellschaft sollte ein positiveres Bild des Alters erlangen. Eigentlich auch ein realis- tischeres Bild, denn die Vielfalt in dieser immer länger werdenden Lebensphase ist so unglaublich gross. Nie sind Menschen so unterschiedlich, wie wenn sie alt sind. Es gibt 80-Jährige, die an einem Marathon teilnehmen. Andere im gleichen Alter leben von Demenz betroffen in einem Heim. Das vorherrschende Image des Alters wird dieser Vielfalt und dem Potenzial zu wenig gerecht. Noch in meiner Amtszeit wurde das kantonale Altersleitbild überarbeitet. Genau in diese Richtung muss sich unser Bild des Alters in unseren Köpfen bewegen. Wie sollen wir das erreichen? Wir sollten konsequenter das Alter positiver darstellen, immer auch die Chancen betonen, welche jede Veränderung mit sich bringt. Unsere Seniorinnen und Senioren waren noch nie so gesund und fit. Die Möglichkeiten, um ein aktives Seniorenleben zu führen, sind riesig. Nichtsdestotrotz müssen wir gut zu unseren Bedürftigen schauen. Die verschiedenen Unterstützungsangebote, die Pro Senectute und andere Organisationen anbieten, werden immer wichtiger für das Zusammenleben und eine integrative Gesellschaft. Mit steigender Lebenserwartung verlängert sich auch die Zeit des Miteinanders verschiedener Generationen. Dies eröffnet neue Optionen. Allerdings müssen wir immer auch ein Auge auf das Tempo der Entwicklungen haben. Etwa bei der Digitalisierung ist es zentral, dass niemand abgehängt oder ausgeschlossen wird. Wie verlief für Sie der Übergang in das Leben nach der Regierungstätigkeit? Sehr gut. Es ist ein neues Leben. Ich arbeite weniger, reise und lese mehr, pflege Freundschaften und spiele wieder regelmässig Tennis. Ich kann die neu gewonnenen Freiheiten geniessen, obwohl meine Agenda immer noch sehr voll ist. Aber es sind neu alles Termine, die ich mit Herzenslust angehe. AUFGEZEICHNET VON HEIDI STÖCKLI «Unsere Gesellschaft sollte ein positiveres Bild des Alters erlangen» Am 1. Januar 2024 hat Guido Graf am Neujahrskonzert offiziell das Stiftungsratspräsidium von Pro Senectute Kanton Luzern übernommen. Im Interview erläutert er seine Ziele für die Stiftung und seine Motivation für dieses Ehrenamt. Feierliche Stabs-, respektive Schlüsselübergabe von Daniel Suter (rechts) an Guido Graf am Neujahrskonzert im Luzerner Theater.

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