Zenit Nr. 1. März 2024

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 24 7 Kathrin Altwegg, geboren 11. Dezember 1951, wuchs in Klus, das zur Solothurner Gemein- de Balsthal gehört, auf. Nach ihrer Matura studierte sie als einzige Frau in ihrem Jahrgang an der Universität Basel Physik und doktorierte 1980. Sie arbeitete zwei Jahre als Postdoc in New York. 1982 wurde sie an der Universität Bern Mitglied der Forschungsgruppe von Hans Balsiger im Bereich Weltraum- forschung und Planetologie. Dort befasste sie sich mit dem Bau des Ion Mass Spectrometer (IMS), einem Instrument der Raumsonde Giotto für die Erforschung des Kometen Halley. 1996 vollendete Kathrin Altwegg ihre Habilitation im Fachbereich Sonnensystem. Im selben Jahr wurde sie Chefin des Projekts Rosina, welches die Erforschung des Kometen Churyumov-Gerasimenko zum Ziel hat. Das Projekt umfasst mehrere Instrumente, die in die Sonde Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation eingebaut wurden. Die Physikerin und Mutter zweier erwachsener Kinder gilt als be- kannteste Weltraumforscherin der Schweiz. Zur Person Die Gleichstellungsthematik hat Kathrin Altwegg während ihrer Berufskarriere stets beschäftigt. Als sie zur Leiterin des Projekts Rosina vorgeschlagen wurde, das aus Bundesgeldern finanziert und zum Teil von der Privatwirtschaft gebaut wurde, gab es hinter ihrem Rücken Widerstand. «Eine Frau und dazu noch in einem Teilzeitpensum, das gehe doch nicht, hiess es damals.» Aber Professor Balsiger setzte sich für sie ein. Der Erfolg gab beiden Recht. «Es ist lustig, später kam einer aus der Industrie auf mich zu und meinte, er hätte immer eine Stelle für mich offen.» Wieder lächelt Kathrin Altwegg. Die Skepsis gegenüber Frauen gebe es heute immer noch, fügt sie an. «Heute wird diese einfach eleganter begründet.» 2016 war die Mission Rosina beendet, zwei Millionen Datensätze kamen zusammen, die bis heute noch nicht alle ausgewertet sind. Im gleichen Jahr ging Kathrin Altwegg in Pension. Es sei ein sanfter Übergang gewesen. Sie ist bis heute an der Uni geblieben, wenn auch nur noch in einem kleinen Pensum, und hilft mit, die vielen Daten zu verarbeiten. «Rosina war mein Baby, quasi mein drittes Kind, deshalb macht es mir Freude, noch ein Stück weit mit dabei zu sein.» Zusammen mit einer Chemikerin arbeitet sie derzeit an einer Publikation. Und wie bereits erwähnt, betätigt sich die Wissenschaftlerin auch als Referentin und hält Vorträge in Kindergärten, Seniorenunis und vor Fachpublikum. Abgesehen von Spesen erhält sie für ihre Arbeit als Pensionärin keinen Lohn, das wolle sie auch nicht. «Ich habe mein Leben lang mit öffentlichen Geldern wissenschaftlich arbeiten und so meine grosse Leidenschaft ausüben können. So kann ich in gewissem Sinne wieder etwas zurück- geben.» Kürzlich, als sie im Stade de Suisse vor Wirtschaftsleuten auftrat und einen grösseren Betrag angeboten bekam, rundete sie diesen mit Publikumszuwendungen auf und spendete ihn an die Organisation «Ärzte ohne Grenzen».

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