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01 / 2017

FORTB I LDUNG

K I N D E R Ä R Z T E

.

SCHWEIZ

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Wenn wir nun diese Transportmechanismen verstan-

den haben, verstehen wir vielleicht auch besser, wie die

Muttermilch zusammengesetzt ist und vor allem, dass

sich diese Zusammensetzung im Laufe der Stillmahlzeit

und der Stillzeit im Allgemeinen verändern kann.

Die Bedeutung der zellulären Bestandteile

in der Muttermilch

Die Muttermilch besteht aus den Basisstoffen Laktose

und weiteren Oligosacchariden, Milchfetten inkl. Trigly-

ceriden, Cholesterin, Phospholipiden und Steroidhor-

monen, Proteinen inkl. Caseine,

α

-Lactalbumin, Lacto-

ferrin, IgA und Lysozymen sowie den Mineralstoffen

wie Natrium, Kalium, Chlorid, Calcium, Magnesium

und Phosphaten. Neben diesen Stoffen sind aber

zellu-

läre Komponenten

ein wichtiger Bestandteil der Milch

(10

5

–10

6

Zellen/ml). In den ersten 3 Lebensmonaten

sind es vor allem Leukozyten (Makrophagen, Lympho-

cyten und Neutrophile) und ab dem 3. Lebensmonat

mehrheitlich epitheliale Zellen. Die mütterlichen Makro-

phagen und Lymphocyten sind auch in der Milch funk-

tionstüchtig und sind für den immunologischen Auf-

bau und Schutz des kindlichen Darms zuständig. Die

Muttermilch hat also neben ihrer Funktion als Ernäh-

rungsbasis noch weitere wichtige Funktionen: Bakte-

riostase und immunmodulierende Funktion mindestens

im kindlichen Darm, eine anti-entzündliche Funktion,

sie hat wachstumsfördernde Mittel für die Kryptenzel-

len im kindlichen Darm und ist generell verdauungsför-

dernd. Diese Funktionen sind deutlich umfassender als

der reine Zusatz von Prä- und Probiotika in der adap-

tierten Pulvermilch.

Die Darstellung dieser Mechanismen und ihrer Bedeu-

tung rückt die Bedeutung des Stillens in ein ganz an-

deres Licht. Sie gibt vielleicht stillkritischen Müttern ein

besseres Verständnis für den biologischen Wert der ei-

genen Brust- und Milchentwicklung und des Stillens als

umfassenden Kontakt, Schutz und Ernährung des eige-

nen Kinds.

QUELLEN

Pediatrics 2012: Section on Breastfeeding.

Uptodate 2013: Nutritional composition of human milk for full-term

infants, Physiology of lactation, Mother / Infant benefit of lactation.

Lönnerdal B: Breast milk composition changes during lactation (Slides

von Vortrag 2010).

Fig. 3: Die Exocytose.

Quelle: Neville MC Pediatr Clin North Am. 2001

Fig. 4: Die reverse Pinocytose.

Quelle: Neville MC Pediatr Clin North Am. 2001

Fig. 5: Die Transcytose.

Quelle: Neville MC Pediatr Clin North Am. 2001

Fig. 6: Vorgang der Diapedese.

Quelle: Neville MC Pediatr Clin North Am. 2001