

FORTB I LDUNG
01 / 2017
K I N D E R Ä R Z T E
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SCHWEIZ
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Babys Speiseplan ist Elternsache
Was Mütter- und Väterberaterinnen empfehlen
D
ie Mutter muss drei Monate nach der Geburt ihres
Kindes wieder arbeiten und möchte trotzdem wei-
ter stillen. Doch das Baby verweigert die abgepumpte
Muttermilch im Schoppen und wendet das Köpfchen
ab. Auch der Vater hat kein Glück. Trotz verschiedener
Flaschenaufsätze gelingt es den Eltern nicht, dem Baby
die Milch zu verabreichen. Rat suchend wendet sich die
Mutter an eines der 14 kjz im Kanton Zürich.
Bei den Mütter- und Väterberaterinnen des kjz stehen
solche Situationen auf der Tagesordnung. Die gelern-
ten Pflegefachfrauen mit dem Ausbildungsschwerpunkt
Kind und Familie begleiten gleichermassen Kinder und
Eltern. Zum einen verfügen sie über sachkundiges und
stets aktuelles Wissen zur Ernährung von Babys und
Kleinkindern gemäss den Empfehlungen der Ernäh-
rungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für
Pädiatrie. Zum anderen können sie die Eltern umfas-
send zu Entwicklung, Erziehung und Pflege ihres Kin-
des informieren und wenn nötig anleiten.
Dank ihres Nachdiplomstudiums sind die Beraterin-
nen auch darin geschult, frühzeitig Entwicklungsstörun-
gen sowie kleinere und grössere Auffälligkeiten zu er-
kennen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur
Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern. Zu-
dem arbeiten sie mit erfahrenen Fachpersonen in den
Bereichen Gesundheit, Psychologie oder Soziale Arbeit
zusammen. Viele Mütter und Väter nutzen daher die
Gelegenheit, sich umfassend beraten zu lassen.
Informationsflut verunsichert Eltern
So zeigt sich in den Beratungsgesprächen mit den El-
tern zur Ernährung ihres Kindes häufig, welche Einflüs-
se dort auch andere Themen haben können. Denn aus
langjähriger Erfahrung heraus wissen die Mütter- und
Väterberaterinnen des kjz, dass es den Eltern nicht nur
darum geht, was das Kind essen darf. So kursieren im
Internet unzählige Informationen und Verhaltensregeln
zur Ernährung von Babys und Kleinkindern.
Aber auch Erwartungen aus dem persönlichen Um-
feld, das eigene Verhalten am Tisch und kulturelle Un-
terschiede beeinflussen die Eltern beim Thema Essen.
Oft ändern sich die Lebensumstände und Bedürfnisse
nach der Geburt eines Kindes. Bei einigen Eltern ge-
ben Trends den Ausschlag, Neues auszuprobieren. Der
Anspruch, alles richtig machen zu wollen, erhöht den
Druck auf die Eltern und führt bei vielen zu Verunsi-
cherungen.
So wandten sich die Eltern eines fünfmonatigen Ba-
bys an das kjz, um zu fragen, ob sie ihr Kind nach der
Methode «Baby Led Weaning» vom Stillen direkt zum
Familientisch führen könnten. Sie fänden es wunderbar,
keinen Brei kochen zu müssen. Die Mütter- und Väter-
beraterin schätzte zunächst ein, welchen Entwicklungs-
stand das Kind hat und ob es bereit wäre, sogenanntes
Fingerfood zu essen. Dann erklärte sie den Eltern, wel-
MARGRIT KLÄUI,
BARBARA PORTMANN
UND CATHERINE WYLER
VOM KJZ WINTERTHUR
Mit der Geburt ihres Kindes beginnen die Eltern, über dessen Ernährung nachzudenken.
Doch viele sind verunsichert, denn die Zahl der Ratgeber ist gross. Kompetente Antworten
geben die Mütter- und Väterberaterinnen der Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) im
Kanton Zürich.