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Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 17
Freundinnen und Freund-
schaften gestern und heute:
Die Historikerin, Buch-
autorin und Grossmutter
Heidi Witzig blickt in die
Vergangenheit, erzählt aber
auch vom Hier und Jetzt.
Freundinnen waren für mich als Mäd-
chen ein schwieriges Thema. Einerseits
wuchs ich mit vier jüngeren Brüdern auf,
und unsere Familie zügelte mehrmals, so-
dass ich Schulfreundinnen immer
wieder aus den Augen verloren habe. Und
anderseits suchte ich mir als Jugendliche
eine beste Freundin aus, die ihrerseits
andere beste Freundinnen hatte, was mir
viel Herzleid bescherte.
Arbeitsbeziehungen und WG-Familie
Erst als Erwachsene wurde mir bewusst,
dass die intensivsten Freundschaften für
mich diejenigen waren, die auf Arbeitsbe-
ziehungen beruhten. Im Zusammenar-
beiten wuchs die Freundschaft zu
Elisabeth Joris, mit der mich eine jahr-
zehntelange vertrauensvolle Beziehung
verbindet – wir verfassten gemeinsam
zwei Bücher, teilten einen Büroraum und
waren – und sind – uns zugewandte und
zuverlässige Kritikerinnen bis heute.
Daneben habe ich meine «WG-Fami-
lie», also die Freundinnen und Freunde,
mit denen mein Partner und ich jahr-
zehntelang zusammengewohnt und die
Kinder aufgezogen hatten. Nun im Alter
merke ich, dass neue Freundschaften
über andere Engagements entstehen,
die ich geniesse, vor allem das gemein-
same Singen in Chören oder das Mitma-
Zur Person
heidi Witzig, 1944, historikerin und Buchautorin zu themen der
alltags- und Frauengeschichte, grossmutter von zwei enkel/-innen,
die sie einen tag pro Woche mit Freuden hütet, vielfältig engagiert für
Frauenanliegen, wohnt in Winterthur.
heidi.witzig@bluewin.ch«Freundschaften
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Foto: zVg