Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 17
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FreundSchaFten
viele Gesichter
Anna Kurmann-Kälin (70),
Willisau
«Drannebliibe». Das ist Anna Kurmanns Motto, was
moderne Kommunikationsmittel betrifft. Handy und Tablet
benutzt sie täglich. Mit Freunden, Geschwistern und
Kindern kommuniziert sie per Whatsapp oder SMS. Es
gibt einen Familienchat, einen Geschwisterchat oder einen
Chat mit ehemaligen Arbeitskolleginnen. «Seitdem wir
diesen eingerichtet haben, hören wir viel mehr vonein-
ander», sagt Anna Kurmann. Man schickt sich Ferien-
grüsse, gratuliert zum Geburtstag oder schreibt, wenn
man mit einer Erkältung im Bett liegt. Das Smartphone
habe ihre Freundschaften verändert. «Aber nicht negativ.»
Oft schicke sie jemandem einen kleinen Gruss als
Aufsteller. «So bricht die Verbindung nie ab.» Eines steht
aber auch für Anna Kurmann fest: «Kein elektronisches
Hilfsmittel macht den persönlichen Kontakt wett.»
Bruno Roelli (61),
Luzern
Eine Krise hat zu einer aussergewöhnlichen Männerfreund-
schaft geführt. Als Bruno Roelli seine Scheidung erlebte, lud
er seine besten Freunde zum Essen ein: Einen kannte er
seit der Kindheit, den Zweiten aus dem Studium, den
Dritten hatte er in einer Musikgruppe kennengelernt, den
Vierten im kirchlichen Rahmen. Das war vor 22 Jahren.
Diese fünf Männer treffen sich noch heute. Einmal monatlich
essen sie zusammen und diskutieren über Lebensfragen,
die Arbeitswelt, Gesellschaft, Politik und Kultur. «Wir
thematisieren auch Männerthemen», sagt Bruno Roelli.
«Durch die Gruppe können wir unser Mann-Sein ganz
bewusst, auch emotional, erleben. Jedoch nicht dogma-
tisch, sondern über das gemeinsame Erleben.» Dazu passt
die jährliche Mehrtageswanderung – auch wenn sie heuer
bei strömendem Regen stattfand.
Hanne Müller (72),
Horw
Sie sind beide von der gleichen Krankheit betroffen. Das
hat sie zusammengeführt. «Therese ist Ärztin und hat
1979 die Glasknochenvereinigung mitbegründet. So
haben wir uns kennengelernt», sagt Hanne Müller, welche
den Verein selber neun Jahre lang präsidierte. Mit ihrer
Freundin verbinden sie krankheitsbedingte Erfahrungen,
die ihre Kindheit und Jugend prägten. «Das kann ich mit
keiner anderen Freundin teilen.» Und da ist noch ein
zweites gemeinsames Interesse: die gesellschaftliche
Stellung von Frauen mit Behinderung. Sozialarbeiterin
Hanne Müller lancierte 2002 ein Buch, in welchem
behinderte Frauen mit aussergewöhnlichen Lebensläufen
porträtiert wurden. Eine davon war ihre Freundin Therese.
Zwei starke Frauen kämpfen für die gleiche Sache. Daraus
ist eine starke Freundschaft gewachsen.
Monika Urwyler (54),
Kriens
Angela Hildebrand (62),
Kriens
Beide arbeiten als Mahlzeitendienst-Fahrerinnen. Doch
kennengelernt haben sich Monika Urwyler (rechts im Bild)
und Angela Hildebrand, als sie für spezielle Aufträge
angefragt wurden, beispielsweise die Wohnungsräumung
nach einem Heimeintritt. Eine diffizile Arbeit. «Wir
harmonierten von der ersten Minute an.» So trafen sich die
beiden einmal auf einen Kaffee. Und als Monika Urwyler
eine schwere Zeit durchmachte, sagte ihre Freundin:
«Komm, wir nehmen einen Tag Auszeit.» Seither ist der
monatliche freie Tag fix in der Agenda notiert. Sie fahren
irgendwo hin, von der Rigi bis zum Bodensee. «Wenn man
sorgenbeladen ist, bauen wir einander auf. Wenn es uns
gut geht, haben wir einfach einen schönen Tag.» Eines
steht für Monika Urwyler fest: «Für eine Freundschaft muss
man sich Zeit nehmen, sonst verläuft sie im Sand.»
Foto: zVg
Foto: astrid Bossert Meier
Foto: Peter Lauth
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