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Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 17

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Freundinnen

Foto: Peter Lauth

Sie berichtet, wie wertvoll ihr die Freundinnen insbe-

sondere in Krisenzeiten sind. So war zum Beispiel eine

von ihnen den ganzen Tag über bei ihr, als ihr Mann eine

schwere Operation über sich ergehen lassen musste. Als

sie nach dem Besuch im Spital nach Hause zurückkehrte,

brannte vor der Haustüre eine Reihe von Teelichtern. Eine

andere Freundin hatte diese als Zeichen des Dabeiseins

für sie angezündet. In ähnlicher Weise hat sie zwei ihrer

Freundinnen beim Verlust eines lieben Menschen be-

gleitet. «Gemeinsam sind wir einen intensiven Weg ge-

gangen. Wir konnten manchmal nicht mehr reden, nur

noch weinen. Hilfreich war dabei ein gemeinsames Ritual.

Dies war beispielsweise über längere Zeit ein gemein-

samer Spaziergang imWald zu einer festgesetzten Zeit.»

Es ist für sie eine Sache der Intuition, zu spüren,

wenn eine Freundin ihre Präsenz braucht oder um-

gekehrt. «Wenn wir uns in Achtsamkeit öffnen, spüren

wir, was notwendig ist.» Erst kürzlich hat sie in einer

Phase, als es ihr schlecht ging, der überraschende Anruf

einer ihrer Freundinnen wieder aus ihrem Loch herauf-

geholt. Für solche Erfahrungen ist sie enorm dankbar.

Verschiedene Arten von Freundschaft

Bei ihrer aktuellen Berufstätigkeit als Mitarbeitende im

Bereich Migration/Integration der katholischen Kirche

der Stadt Luzern hat sie auch eine andere Art von

Freundschaft kennengelernt. Sie begegnet Menschen,

die auf ihrer Flucht alles zurückgelassen und verloren

haben, auch das Vertrauen in andere Menschen. Da die

Verständigung über die Sprache oft lange fehlt, braucht

es längere Zeit, bis sich eine Freundschaft entwickeln

kann. Doch erfährt sie immer wieder, dass Menschen

spüren, dass sie ihr trauen können.

Sie kann ihnen durch ihr Dasein den nötigen Boden

geben, damit sie keine Angst mehr haben müssen. Sie

erzählt von einer schwer traumatisierten Frau, die sie ge-

beten hat, die Oma für ihre Tochter zu sein. «So werde

ich mit der Zeit in die Familie, die in den Herkunfts-

ländern der Flüchtlinge noch eine grössere Bedeutung

hat als bei uns, aufgenommen.» Sie ist froh, dass sich

auch viele andere Menschen in ähnlicher Art der sich oft

verloren fühlenden Flüchtlinge annehmen und sich so

freundschaftliche Beziehungen entwickeln können.

Auch als Paar pflegen Bernadette und Franz Inauen

freundschaftlichen Kontakt mit anderen Paaren. «Wir

haben es einfach gut miteinander, obwohl wir uns nicht

so häufig treffen. Doch stehen mir meine Freundinnen

näher.» Sie ist überzeugt, dass ihre langjährigen Freun-

dinnen sie auch durchs Alter bis ans Lebensende beglei-

ten werden. Aktiv sucht sie keine neuen Freundschaften,

ist aber offen für das, was ihr das Leben noch bringen

wird.

Bernadette inauen-Wehrmüller weiss, wie wichtig Freundinnen sind – insbesondere in schwierigen Lebenssituationen.