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01 / 2017

FORTB I LDUNG

K I N D E R Ä R Z T E

.

SCHWEIZ

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 Da die Eltern eines Säuglings sehr häufig während

der Schreiphasen angespannt sind und sich dies auf das

Kind überträgt, ist es zur Entspannung und Erholung

der Eltern auch sinnvoll, andere Personen (z. B.Freunde,

Familie) in die Betreuung des Säuglings mit einzubezie-

hen. Die zusätzliche Unterstützung durch den Kinder-

arzt oder die Mütter-/Väterberatung und die Sicherheit,

welches dieses Fachpersonal den Eltern geben können,

indem sie organische Ursachen ausschliessen, helfen si-

cherlich auch, um die Lage zu beruhigen. Wichtig ist es,

bei der Beratung die unterschiedlichen kulturellen Ge-

gebenheiten mit zu integrieren.

2. Ernährung

Leidet ein gestillter Säugling an Koliken, so kann die

Mutter versuchen, ihre Nahrung umzustellen, indem

sie v. a. blähende Speisen (wie z. B. Kohl, Zwiebeln und

Knoblauch) weglässt. Ein Abstillen wird im Allgemei-

nen nicht empfohlen. Damit das Kind nicht zu viel Luft

beim Trinken schluckt, ist eine richtige Stilltechnik von

grosser Wichtigkeit, ebenfalls das korrekte Aufstossen.

Hier kann manchmal die Mütter-/Väterberatung oder

eine Stillberatung helfen. Hastiges und gieriges Schlu-

cken sollte wenn immer möglich vermieden werden.

Oft kommt es auch dazu, dass die Kinder stark schrei-

en, da die Muttermilch nicht ausreicht und sie nicht satt

werden. Auch auf dies sollte unbedingt geachtet wer-

den. Ein regelmässiger Rhythmus der Nahrungseinnah-

me und ein regelmässiger Schlaf-/Wachrhythmus sind

ebenfalls von grosser Wichtigkeit. Auch eine Überfüt-

terung sollte verhindert werden.

2.1. Extensiv hydrolysierte Formula

Zwei publizierte Artikel im Jahre 2012 konnten eine ge-

wisse Evidenz zeigen, dass durch eine Ernährung mit ex-

tensiv hydrolysierten Milchschoppen die Schreidauer bei

Kinder mit Koliken reduziert werden konnte. Die Studi-

en zeigen von der Methodik her einige Limitationen,

weshalb hier keine eindeutige Evidenz besteht, dass ein

Wechsel zu extensiv hydrolysierter Formulamilch diesen

Säuglingen helfen würde.

2.2. Formulamilch auf Sojabasis

Von einem Wechsel eines Milchschoppens von Kuh-

milch zu Sojabasis wird abgeraten. Es gibt keine Evi-

denz für eine Besserung in Bezug auf die Säuglings-

koliken und die Sojaprotein-Formulamilch ist von der

Eidgenössischen Ernährungskommission nicht empfoh-

len worden.

2.3. Lactosereduzierte Formulamilch

Es gibt keine Evidenz dafür, dass lactosereduzierte For-

mulamilch oder das Beifügen von Lactase für die Be-

handlung von Säuglingskoliken eine Wirkung hat.

Deswegen wird diese Art von Formulamilch nicht emp-

fohlen.

2.4. Faserreiche Formulamilch

Auch hier gibt es keine Evidenz dafür, dass mit Fasern an-

gereicherte Formulamilch bei Säuglingen mit Koliken hel-

fen würden. Aus diesemGrund wird dies nicht empfohlen.

Prinzipiell sollen die Eltern primär versuchen,

bei Schreianfällen die Ruhe zu bewahren und

auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen.

Foto: Picture Alliance/DPA

Quelle: Internet