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01 / 2017

KIS INTERN

K I N D E R Ä R Z T E

.

SCHWEIZ

7

Die SVUPP ist weg

Die Aufbruchsstimmung unter den

Gründern von SVUPP und Forum Praxispädiatrie

war ansteckend.

DR. MED.

ROLF TEMPERLI,

VORSTAND KINDERÄRZTE

SCHWEIZ

D

er Ultraschall hat den Praktikern ein Instrument in

die Hand gegeben, welches nicht nur die Diagnos-

tik erleichterte und vereinfachte, sondern auch unser

Selbstwertgefühl entscheidend stärkte. Endlich konnte

der lang anhaltende Trend, immer häufiger weiterge-

hende Abklärungen an andere Spezialisten, Grosslabors

oder Röntgenzentren abtreten zu müssen, gestoppt

werden.

 Die SVUPP war sehr früh dabei, nicht ganz von Anfang

an (Ultraschall in der Medizin ab 1942). Auch der Be-

griff und das Selbstverständnis der Praxispädiatrie muss-

te zuerst geschaffen werden. Aber dann kam die SVUPP;

schon bald nachdem der Ultraschall vor gut 30 Jahren

weitverbreitet Einzug in die medizinische Diagnostik ge-

funden hatte. Die Pioniere unter den Kinderärzten re-

alisierten, dass mit der Hüftultraschall-Untersuchung

nach Graf eine neue wichtige Vorsorgeuntersuchung

zur Verfügung stand, welche das Schicksal von Kindern

mit Hüftdysplasien entscheidend verbessern konnte.

Die Widerstände waren gross, einerseits gegen diese

neue Methode und mehr noch gegen die Vorstellung,

dass die Untersuchung von Kinderärzten statt Radiolo-

gen und erst noch in der Praxis statt im Spital durchge-

führt werden sollte. Eine Diskussion, die weiter anhält.

 Die Gründer der SVUPP wurden zwei Jahre später

auch zu den Gründern des Forums für Praxispädiatrie

FPP, welchem die Mitglieder vor knapp 10 Jahren einen

neuen Namen gaben: Kinderärzte Schweiz KIS.

 Die Aufbruchsstimmung unter den Gründern von

SVUPP und Forum Praxispädiatrie war ansteckend.

Schnell war eine Mehrheit der Praxispädiater – zumin-

dest in der Deutschschweiz – Mitglied beim Forum. Der

(Hüft-)Ultraschall in der Pädiatrischen Praxis wurde bald

flächendeckend angeboten. Der bisher grösste Erfolg

von SVUPP und FPP/KIS war zweifellos die Anerken-

nung des Hüftultraschalls als Methode zur Diagnostik

der Hüftdysplasie und die Übernahme der Kosten durch

die Krankenkassen.

 Es zeigte sich, dass Innnovation möglich war, auch

gegen Widerstände. Dieser Erfolg beflügelte die Praxis­

pädiater. Sie definierten ihren Beruf neu, sie organisier-

ten ihre eigenen Fortbildungen und traten zunehmend

selbstbewusster gegenüber den Kliniken und gegen die

von der Spitalpädiatrie dominierte Fachgesellschaft SGP

auf. Zweifellos zum Nutzen der Pädiatrie und der von

uns betreuten Kinder.

 SVUPP und FPP/KIS waren personell eng verknüpft,

die Administration wurde von einer gemeinsamen Ge-

schäftsstelle erledigt, die Mitgliederversammlung fand

gleichentags am selben Ort statt.

 Nun geht die SVUPP eigene Wege, wir haben infor-

miert. Den Schritt bedauern die Vorstände von SVUPP

und KIS gleichermassen. Er kommt überraschend schnell

und lässt aufhorchen, denn er ist politisch motiviert. Der

Gang in die administrative Unabhängigkeit ist ein klares

Signal der SVUPP an die SGP und die pädiatrischen Kli-

niken der Schweiz im Bezug auf die Funktion der SVUPP.

Die SVUPP ist die Sektion Pädiatrie der Ultraschall-Dach-

organisation SGUM und kümmert sich als solche nicht

«nur» um Belange der (deutsch)schweizer Praxispädia-

ter. Diese Fehlinterpretation muss geklärt, dieses Vorur-

teil aus der Welt geschafft werden.

 Ausserdem ist es an der Zeit, dass Ultraschall auch in

der Schweiz als klinische Untersuchungsmethode Ein-

gang in die tägliche Arbeit von Pädiatern in Klinik und

Praxis findet. Besonders gegenüber dem deutschspra-

chigen Umfeld besteht bei uns erheblicher Nachholbe-

darf. Dies hat zu einer stossenden Diskriminierung von

an Schweizer Kliniken Ausgebildeten geführt. Nun bie-

tet sich eine Chance: POCUS (point of care ultrasound)

kann der Katalysator sein, dieses «Stethoskop des

21. Jahrhunderts» auch hierzulande an Kliniken zu ver-

mitteln und in Praxen respektive auf Notfallstationen

anzuwenden.

 Die SVUPP will sich dieser Aufgabe mit aller Energie

stellen und manifestiert dies mit dem Gang in die admi-

nistrative Unabhängigkeit. Die gemeinsamen Wurzeln

und Ziele bleiben für KIS und SVUPP aber auch bei ge-

trennten Geschäftsstellen bestehen: die stetige Verbes-

serung von Prophylaxe, Diagnostik und Therapie zur Er-

haltung und Verbesserung der Gesundheit von Kindern

und Jugendlichen.

 Der Vorstand von Kinderärzte Schweiz wünscht der

SVUPP viel Erfolg.