Pro senectute Kanton luzern 1 | 18
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im Zenit
Zur Person
Angela Rosengart wurde 1932 in Luzern geboren. Bereits
mit 16 Jahren arbeitete sie als Kunsthändlerin im
väterlichen Geschäft und wurde 1957 Teilhaberin der
Galerie Rosengart an der Haldenstrasse, die nach einem
Gebäudeabriss ab 1971 in die Privatwohnung an der
Adligenswilerstrasse verlegt wurde. Seit 1985, als ihr Vater
starb, führt sie das Geschäft alleine weiter. Ihr Vater und
sie trugen mit den Jahren eine international beachtete
Sammlung zusammen. Mit Künstlern wie Picasso, Matisse
oder Chagall pflegten Vater und Tochter zum Teil enge
Freundschaften. Picasso hat Angela Rosengart als junge
Frau insgesamt fünf Mal porträtiert.
1978 schenkte die Familie Rosengart der Stadt Luzern
acht Picasso-Bilder. In den Folgejahren erweiterten sie die
Donation Rosengart auf rund 80 Werke, sie war bis 2002
im Picasso-Museum im Am-Rhyn-Haus in der Luzerner
Altstadt untergebracht. Im gleichen Jahr wurde das
Museum der Sammlung Rosengart an der Pilatusstrasse
eröffnet, die Gemälde des Picasso-Museums wurden
darin integriert, später auch die Zeichnungen, Grafiken
und Keramiken sowie die Eisenblech-Skulptur. Über
300 Werke von verschiedenen Künstlern der klassischen
Moderne und des Impressionismus befinden sich in
der Sammlung.
ihrem Vater ins Geschäft ein. Eigentlich hätte sie Archäolo-
gin werden wollen, aber es kam irgendwie anders. Bereut
hat sie das nie. «Mein Vater hat mir dafür Bücher über
Archäologie geschenkt, und wir haben Ausgrabungen in
Sizilien besucht. So bin ich doch noch auf meine Rechnung
gekommen.»
Die Beziehung zu ihremVater hat Angela Rosengart ein
Leben lang geprägt. «Er war liebevoll, aber streng, hat nie
etwas durchgehen lassen», erinnert sie sich an ihre Anfangs-
zeit im Geschäft. Sie sei manchmal heulend zu ihrer Mutter
nach Hause gelaufen. «Er war eine gewaltige Figur mit viel
Charisma. Von ihm habe ich alles gelernt. All die Kontakte
zu den Künstlern wären ohne ihn auch nicht möglich
gewesen.» In lebhafter Erinnerung hat sie vor allem die
Begegnungen mit Pablo Picasso. Fünf Mal hat er die junge
Angela Rosengart gezeichnet – noch heute bezeichnet sie
diese Zusammentreffen als Höhepunkte in ihrem Leben.
Die Bilder haben in der Sammlung einen prominenten
Platz erhalten.
chagall als heiratsvermittler
Der Kontakt zu den Künstlern, der Umgang mit den
Bildern, die Museumsbesuche – all das habe ihr stets Ver-
gnügen bereitet. «Ich habe meinen Beruf immer mit Herz
und Leidenschaft ausgeübt.» Auch ihrem Vater blieb sie bis
zu seinem Tod 1985 eng verbunden. Noch heute wohnt sie
im Haus, in dem sie mit ihren Eltern aufgewachsen ist. War
das der Grund, warum sie nie geheiratet hat? Sie sei mit der
Galerie verheiratet gewesen, habe nie etwas anderes gewollt,
sagt sie heute. Damals ist dieses Thema natürlich auch
unter den befreundeten Künstlern diskutiert worden.
«Chagall sagte zu mir, ich bräuchte einen Schadchen, der
jüdische Begriff für Heiratsvermittler.» Auch die Witwen
von Chagall und Kandinsky wollten ihr einen Ehemann
suchen. «Aber mich hat das nie so interessiert. Ich habe
meiner Mutter schon mit 12 Jahren gesagt, dass ich nie
Kinder haben möchte. Meine Kinder sind die Bilder.»
Gekauft hat Angela Rosengart immer nur Werke, die ihr
selber auch gefallen haben. Mit den explodierenden Preisen
im Kunsthandel hat sie Mühe. «In den 50er-Jahren haben
mein Vater und ich einem Kunden ein Bild für 11 500 Dol-
lar verkauft. Jetzt wurde es wieder veräussert – für 70 Milli-
onen.» Sie seufzt. «Es tut mir weh im Herzen, wenn nur