Pro senectute Kanton luzern 1 | 18
5
che zwei Leben»
fotos: Peter lauth
Rosengart nicht, dafür ist sie zu bescheiden und ihr Wesen
zu liebenswürdig. «Aber ich will immer alles dirigieren,
darum ist Ruhestand für mich kein Thema.»
Seit 2002 gibt es die Sammlung Rosengart an der Pilatus-
strasse in Luzern. Über 300 Werke der klassischen Moderne
und des Impressionismus, die sie und ihr Vater über Jahr-
zehnte in ihrer Kunstgalerie erworben und gesammelt
hatten, sind hier ausgestellt. Eine einzigartige Sammlung
von herausragenden Künstlern – Picasso, Klee, Cézanne,
Chagall, Miro. Namen, die Kunstinteressierten auf der
Zunge zergehen. «Ein Haus mit internationaler, wenn nicht
sie nach Brüssel, um vor Publikum an einem Art-Talk teil-
zunehmen. Je nachdemmuss sie auf Deutsch, Englisch oder
Französisch Auskunft geben. «Gott sei Dank beherrsche ich
diese Fremdsprachen.» Aus aller Welt kommen Anfragen:
Australien, Japan, USA, Deutschland, sogar aus Südkorea.
«Die Südkoreaner sind sehr kunstinteressiert. Ich habe
dorthin einmal einen Chagall ausgeliehen. Trotz haufen-
weise Schnee besuchten eine halbe Million Menschen die
Ausstellung.»
Mittags geht sie nach Hause. Wie immer zu Fuss, rund
20 Minuten dauert der Weg vomMuseum in ihreWohnung
im Zenit
gar weltweiter Ausstrahlung», wurde nach der Eröffnung
vor 16 Jahren gejubelt. Über 40 000 Besuchende wollten
letztes Jahr die Bilder der Sammlung sehen.
Wie lebt die ehemalige «Grande Dame» der Schwei-
zer Kunsthandelsszene und heutige Museumsleiterin?
Nicht anders als früher auch schon, meint diese. Am
Morgen geht sie zu Fuss ins Museum. Mit «Morgen»
meint sie: nicht vor 10 Uhr. «Ich bin keine Frühaufstehe-
rin, das war ich nie.» Frühmorgendliche Sitzungen gibt
es bei ihr nicht. «Auch damals, als die ehemalige Bank als
Museum eingerichtet wurde, habe ich den städtischen
Kommissionen beigebracht, dass man mit mir nicht um
acht Uhr zusammensitzen kann.» Sie habe halt einen
etwas sturen Charakter, erklärt sie.
Vormittags erledigt sie normalerweise die anfallende
Korrespondenz, führt Telefonate und schreibt Briefe. Die
schriftliche Kommunikation erledigt sie nach wie vor
mit ihrer «Hermes Baby»-Schreibmaschine aus den
1960er-Jahren. «Ich habe kein E-Mail und weiss auch gar
nicht, wie das geht», sagt sie. Ihre Briefe gibt sie ihrer
Mitarbeiterin, die sie dann zu einem Mail «umschreibt».
Das funktioniere ganz gut auf diese Weise, sagt Angela
Rosengart. Klar sei es manchmal etwas kompliziert,
wenn man nicht mit der Zeit gehe. «Aber ich bin froh,
dass ich mich nicht mit Computer-Würmern und
solchen Dingen befassen muss.» Mit dem Internet und
seinen Tücken kann sie sich nicht mehr anfreunden. Das
einzige Problem ist das Farbband der Schreibmaschine.
«Neue Bänder gibt es nicht mehr, und so wird die Schrift
auf meinen Briefen immer heller. Bis jetzt kann man sie
aber immer noch lesen.»
Auch wenn ihre Kommunikationsmittel nicht auf
dem neusten Stand sind: Angela Rosengart ist keine, die
in der Vergangenheit stecken geblieben ist. Immer wieder
ist sie eine gefragte Interviewpartnerin. Kürzlich reiste