Pro senectute Kanton luzern 1 | 18
13
heimatgefühle
Fotos, die von meinen Reisen erzählen, kein Kleid, für das
ich mich aus einer grossen Auswahl entschieden habe, und
kein Möbelstück, das mir gefällt. Mit Materiellem bringt
man seine Identität und Geschichte zum Ausdruck. Mitt-
lerweile denke ich: Heimat ist das, worüber ich mich defi-
niere und wodurch ich (von anderen) definiert werde.
Natürlich geht dies über Materielles weit hinaus. Es sind
auch Beziehungen und mein soziales Netzwerk, die mir
Identität verleihen. Hinzu kommen Sprache, Musik, Essen
und vieles mehr! In diese Richtung geht auch der deutsche
Dichter Christian Morgenstern. Er ist der Ansicht: «Nicht
da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern
wo man verstanden wird.»
Das geht so weit, dass es in der Schweiz mehrere Alters-
institutionen gibt mit mediterraner Abteilung oder Wohn-
gruppe. Das heisst, dass ein Bereich eigens für Migrantin-
nen und Migranten beispielsweise aus Italien eingerichtet
ist. Dort ist die Umgangssprache Italienisch, zum Mittag-
essen gibt es nicht Zürigschnätzlets, sondern Pasta, und
statt Radio SRF 1 sind italienische Lieder zu hören, die an
die Heimat erinnern (sollen). Doch weckt eine inszenierte
Heimat tatsächlich Gefühle des Verstanden-Werdens?
edith birbaumer
ist Seelsorgerin im Pflegeheim Steinhof
und im Zuger Kantonsspital, zudem ist
sie Sprecherin «Wort zum Sonntag» auf
SRF 1. Edith Birbaumer ist am 18. Juni
auch Gesprächsgast an der Vorabend-
veranstaltung von Pro Senectute Kanton
Luzern im KKL (siehe Inserat Seite 2).
Solche kulturellen Spezialabteilungen sind jedenfalls nicht
unumstritten und sehen sich mit dem Vorwurf der «Ghet-
toisierung» konfrontiert.
Für den Zusammenhalt einer Gesellschaft spielt die so-
ziale Interaktion der Generationen eine zentrale Rolle. Da-
rum bin ich als Gerontologin daran interessiert, dass die
Menschen imDritten undVierten Alter sich von den jünge-
ren Generationen verstanden fühlen. Ich sehe es als Auf-
gabe und Pflicht gegenüber alten Menschen, ihnen diese
Art der Heimat zu gewähren. Doch die Lebenswelten der
Generationen unterscheiden sich unter anderem durch den
Wertewandel, die Technologisierung und Globalisierung
stark voneinander. Heutige und frühere Wirklichkeit klaf-
fen weit auseinander. Deshalb können junge Menschen oft
nicht nachvollziehen, was für die Identität alter Menschen
bedeutsam ist. Jüngeren Generationen sind ein traditionel-
les Essen, ein althergebrachter Ausdruck oder Fertigkeiten,
die früher wichtig waren, schlicht unbekannt. Ein gemein-
samer Familien- oder Bekanntenkreis fehlt oder hält sich
zumindest in engen Grenzen, weil Familien heute kleiner
und die Menschen mobiler sind.
In dieser gesellschaftlichen Konstellation besteht die
Gefahr, in eigenen «Generationen-Welten» zu leben. Darum
sind Brückenbauerinnen und -bauer wichtig,Menschen aller
Generationen, die sich füreinander interessieren, einander
zuhören und erzählen. Es kann bereits verbinden, andere an
seinen Heimatgefühlen teilhaben zu lassen, obwohl man
nicht in derselben Lebenswelt zu Hause ist.
n festzumachen ist, oder ist sie zur Hauptsache
ologin Edith Birbaumer.
ergründen
foto: fotolia
inserate
Von der kleinsten Reparatur der Zahnprothese
bis zur anspruchsvollen Keramik- und Implantatversorgung
Ihr kompetenter Partner für die dritten Zähne
Zahnmedizin & Zahntechnik – alles unter einem Dach
Zahnhaus
Emmenbrücke Talstr. 8
Tel. 041 268 80 95
Oberdorf/Stans Schulhausstr. 10 Tel. 041 610 30 80
www.zahnhaus.ch
Gutschein
200 Franken
Rabatt pro neue Totalprothese
400 Franken
Rabatt pro Zahnimplantat
Aktion gültig bis 30.06.2018