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K I N D E R Ä R Z T E

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SCHWEIZ

FORTB I LDUNG

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Tag gegen Lärm

Am 26. April 2017 findet der Internationale Tag gegen Lärm statt. Seit 2005 nimmt

die Schweiz an diesem Aktionstag teil. Jedes Jahr steht eine andere Facette der

Lärmproblematik im Vordergrund. Dieses Jahr wird unter dem Motto «Ruhe för-

dert» auf die Auswirkungen von Lärm auf Kinder aufmerksam gemacht.

 Die Trägerschaft des «Tag gegen Lärm» in der Schweiz setzt sich zusammen aus:

Cercle Bruit (Vereinigung kantonaler Lärmfachstellen), Schweizerische Gesellschaft

für Akustik, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz. Unterstützt wird die

Trägerschaft vom Bundesamt für Umwelt BAFU und vom Bundesamt für Gesund-

heit BAG. Weitere Informationen finden Sie unter

www.laerm.ch

.

Kommentar

«Tag gegen den Lärm». Nie gehört? So ging es mir auch,

bevor ich erstmals Kontakt hatte mit engagierten

Mitgliedern der Arbeitsgruppe, die diesen Aktionstag

schweizweit organisieren (siehe Infobox).

 Lärm ist ein allgegenwärtiges Thema, das in unserer

täglichen Präventionsarbeit wohl zu wenig Beachtung fin-

det. Der diesjährige «Tag gegen den Lärm» widmet sich

besonders der akuten und langfristigen Beeinträchtigung

durch Lärmexposition bei Kindern und ist meiner Mei-

nung nach eine gute Gelegenheit, Eltern und Kinder in

der Praxis auf die Problematik aufmerksam zu machen.

 Eine ausführliche Version des Textes wird in der

nächsten Ausgabe von kinderärzte.schweiz (in der

E-Paper-Version) verfügbar sein.

Nadia Sauter Oes

A

uch Kinder erleiden Stress bei stetig hohem Lärmpe-

gel. Studien zeigen, dass stark lärmexponierten Kin-

dern verschiedene physische und psychische Beeinträch-

tigungen zu schaffen machen können: eingeschränkte

Konzentrations- und Merkfähigkeit, Schlafstörungen,

Bluthochdruck, Übergewicht, Hyperaktivität oder Hör-

schäden.

Lärm hinterlässt Spuren

Die Ergebnisse der NORAH-Studie [1] zeigen, dass Grund-

schulkinder in fluglärmbelasteten Schulen langsamer le-

sen lernen als in leiseren Lernumgebungen. Eine Lärmzu-

nahme von 10 Dezibel entsprach einemMonat Rückstand

in der Leseleistung. Dies erscheint auf den ersten Blick als

nicht so relevant, entscheidend ist aber, dass die Kinder

diese Verzögerung in die nächste Schulstufe mitnehmen,

sie setzt sich über die ganze schulische Laufbahn fort.

 Doch nicht nur die kognitiven Leistungen der Kinder lei-

den unter Lärm. Schlafstörungen und Stress durch Stras-

senlärm oder laute Hintergrundgeräusche können Über-

gewicht und Diabetes auslösen [2]. Schlafstörungen bei

Kindern bleiben oft länger unbemerkt und können so über

längere Zeit eine gesunde Entwicklung beeinträchtigen.

Hörschäden

Eine Beschallung mit 100 bis 120 dB(A) über Minuten

bis Stunden kann zu einem akuten Lärmschaden füh-

ren. Eine solche Schallbelastung führt sowohl zu stoff-

wechselbedingten als auch mechanischen Schäden im

Innenohr. Tückisch an Hörschädigungen ist, dass sie

meist langsam und lange unbemerkt verlaufen. Bei ei-

nem Schalldruck von 130 dB(A) genügen bereits wenige

Sekunden, um einen Hörschaden zu erleiden.

 Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet,

da aufgrund von anatomischen Besonderheiten des kind-

lichen Gehörgangs die gleiche Lautstärke einen deutlich

lauteren Höreindruck verursacht als beim Erwachsenen.

Beispielsweise kann eine 15- bis 30-minütige unmittel-

bare Guggenmusikexposition bereits zu einer irreversib-

len Hörschädigung führen. Erwachsene und ältere Kinder

können sich die Ohren zuhalten, wenn es zu laut wird,

oder sich von der Lärmquelle entfernen. Säuglinge und

Kleinkinder haben diese Möglichkeit nicht.

Machen Sie mit!

Damit sich Kinder möglichst gesund entwickeln können,

ohne dass sie negative Langzeitfolgen davontragen, be-

nötigen sie eine «gesunde» Umgebung. Der Belastung

durch Lärm muss in Zukunft mehr Aufmerksamkeit ge-

schenkt werden.

 Oft sind sich Eltern nicht bewusst, dass eine übermässi-

ge Lärmexposition im Säuglings- und Kindesalter lebens-

lange Folgen nach sich ziehen kann. Kinder können ihre

akustische Umwelt weniger beeinflussen als Erwachsene.

Sie sind oft Lärm ausgesetzt, ohne diesem ausweichen zu

können. Zudem fehlen Kindern das Wissen und das Ver-

ständnis dafür, dass Lärm schädlich sein kann. Umso wich-

tiger ist es, dass die Eltern auf diese Problematik aufmerk-

sam gemacht werden. Bestellen Sie noch heute kostenlos

den attraktiven dreisprachigen Flyer mit wertvollen Tipps

für Eltern und legen sie diesen in Ihrer Praxis auf. Durch

Ausschneiden wird ein farbenfroher Türhänger daraus,

der zu Hause an der Kinderzimmertür daran erinnert, wie

wichtig Ruhe für eine gesunde Entwicklung ist. Die Kinder

können mit dem Türhänger auch selbst deutlich machen,

wenn sie Ruhe benötigen zum Lernen, Lesen, Schlafen.

 Leisten Sie aktiv einen Beitrag dazu, Kinder vor über-

mässigem Lärm zu schützen. Das Bestellformular für den

Türhänger, weitere Informationen sowie Links zu interes-

santen Studien finden Sie unter

www.laerm.ch/kinder.

LITERATURVERZEICHNIS

[1] Lärmwirkungsstudie NORAH, Bochum, 2015.

[2] Christensen JS, Hjortebjerg D, Raaschou-Nielsen O, Ketzel M, Sørensen

TI, Sørensen M, 2016; Pregnancy and childhood exposure to residen-

tial traffic noise and overweight at 7 years of age. Environment Inter-

national 94:170–176.

Wenn Krach stresst

DR. MED.

OTTILIA LÜTOLF ELSENER,

FACHÄRZTIN FMH

ANGIOLOGIE UND INNERE

MEDIZIN, MITGLIED AEFU,

ARBEITSGRUPPE «TAG GE-

GEN LÄRM», LUZERN

CO-AUTORIN:

ANDREA KAUFMANN,

KOORDINATIONSSTELLE

«TAG GEGEN LÄRM»,

LUZERN

Lärm stört und kann Menschen krank machen. Nicht nur Erwachsene

leiden unter Lärm, auch Kinder sind davon betroffen. Krach kann

sich negativ auf ihre körperliche und seelische Entwicklung sowie

ihre kognitive Leistungsfähigkeit auswirken.

Der attraktive Türhänger mit

wertvollen Tipps für Eltern kann

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www.laerm.ch/kinder

kostenlos bestellt werden.

Photo credit:

Umsicht.ch