

REDAKT IONELLE SE I TEN
01 / 2017
K I N D E R Ä R Z T E
.
SCHWEIZ
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U
nsere Praxis wurde 2002 als Doppelpr
axis von mei-
nem Mann (Allgemeine Innere Medizin) und mir
neu geplant und gebaut. Da wir gleichzeitig auch ei-
nen Wohnteil neben und über der Praxis bauten, gab
die Ausnützungsziffer die Grösse vor und wir muss-
ten einige Ausbauwünsche begraben. Im Vergleich zu
vielen, heute grosszügigeren, Gruppenpraxen, könnte
man unsere Praxis auch als Beispiel für eine funktionie-
rende Doppelpraxis ohne Extras sehen.
Entstanden ist eine Praxis auf 150 m
2
mit 4 Sprech-
zimmern. Zwei pädiatrische und zwei allgemeinmedizi-
nische von rund 15 m
2
, wobei das kleinste davon von
beiden Fachrichtungen genutzt wird für Notfälle, EKG
usw. Wartezimmer, Röntgen, Apotheke und Empfang
mit kleinem Praxislabor mussten in die restliche Fläche
passen. Ein Materialraum, wo sich die MPAs auch um-
ziehen, befindet sich im Keller.
Das Wartezimmer wird gemeinsam genutzt und ist
gegenüber dem Empfang nur durch eine Glasscheibe
und -tür getrennt, wobei diese meistens offen steht. Die
Transparenz hat den Vorteil, dass jederzeit ein Überblick
besteht, wem es z. B. plötzlich schlechter geht, sodass
wir auch Überwachungen nach Desensibilisierungen
dort durchführen können. Die Patienten sehen zwar,
was in der Praxis läuft, was wir aber nicht als Nachteil
empfinden. So entsteht meistens auch ein Verständnis
für Wartezeiten, wenn ein offensichtlicher Notfallpati-
ent direkt ins Zimmer geführt wird. In einem Dorf, wo
viele einander kennen, tauschen sich die Wartenden so-
wieso oft über den Grund ihres Besuches aus.
Wenn mehrere Kinder zusammen spielen, kann es
auch mal laut werden, aber da ja auch ältere Perso-
nen dort warten, muss unsere MPA manchmal zur
Ruhe mahnen. Die meisten schätzen jedoch den Kon-
takt über die Generationen.
Das kinderärztliche Pensum teile ich mit meiner Kol-
legin Mercedes Plattner seit über zehn Jahren. Wir ar-
beiten abwechselnd an fixen Wochentagen, sodass
meistens mein Mann als Allgemeinarzt und eine Kin-
derärztin gleichzeitig arbeiten. Wir werden unterstützt
durch zwei 100% arbeitende Praxisassistentinnen so-
wie durch eine langjährige MPA zu 20% und eine Lehr-
tochter.
Unsere Infrastruktur stammt aus der Zeit der Praxis
eröffnung im Januar 2003. Ausser den Laborappara-
ten (Micros CRP und Drichem), welche im Verlaufe der
Praxistour: Pädiater stellen ihre Praxis vor
Ich mache den Anfang in der neuen Rubrik, die dazu dienen soll, andere Praxen ohne viel
Aufwand von innen zu «beschnuppern». Wenn jemand plant, eine Praxis neu zu eröffnen,
zu renovieren, zusammenzulegen oder zu vergrössern, dann möchte er möglichst Bewähr-
tes übernehmen und nicht die gleichen Fehler machen wie vielleicht andere zuvor. Profes-
sionelle Praxisplaner haben viele Vorschläge, aber nicht alle sind dann im Arbeitsablauf
tatsächlich immer von Vorteil. Welche Apparate müssen wir uns zulegen, was ist nett zu
haben und was ist (retrospektiv) unnötig?
DR. MED.
STEFANIE GISSLER WYSS,
NEUENDORF
Der Empfang.
Übersichtsplan der Praxis.
Blick der MPA.