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Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 17
BeratungSSteLLen
«Das wär doch was für dich! Eine Sozialarbeiterin machte
mich auf eine offene Stelle bei Pro Senectute für die
Region Willisau aufmerksam. Das war 1984. Ich absol-
vierte gerade das Praktikumsjahr im Rahmen meiner Aus-
bildung zum Sozialarbeiter auf der damaligen Gemeinde-
fürsorge Sursee. Erst zweifelte ich, ob ich mit 31 Jahren
nicht zu jung sei für eine Altersorganisation. Doch ich
bewarb mich und erhielt die neu geschaffene Stelle.
Ein eigenes Büro wurde mir auf später versprochen.
Stattdessen zog ich beim Sozialberatungszentrum ein,
welches damals in Gettnau untergebracht war. Am Vor-
mittag benutzte ich das Büro der Sekretärin mit, am
Nachmittag jenes der Mütterberaterinnen. Ich hatte
weder eine eigene Schreibmaschine noch ein eigenes
Telefon. Aber ich war froh, nicht ganz allein zu sein und
beim Sozialdienst eine Art Familienanschluss zu haben.
Von einer Pro-Senectute-Sozialarbeiterin wurde ich in
meine Arbeit eingeführt. Ich erinnere mich gut an einen
meiner ersten Hausbesuche bei einem Ehepaar. Mitten im
Gespräch stand die Frau auf, dann rumpelte es in der
Küche, und kurze Zeit später stand sie in der weissen
Schürze und einem Zobigplättli in der Hand wieder in der
Stube. Damals wagte ich nicht, zu widersprechen. Heute
kommuniziere ich klar. Letzthin hielt eine Klientin beim
Hausbesuch Kaffee und Kuchen bereit. Ich musste ihr
sagen, dass mir nur eine beschränkte Zeit zur Verfügung
stehe und ich nicht zum Kaffeetrinken komme. Ich spürte,
dass ich sie damit etwas verletzte. Aber ich bin kein Besu-
cher und kein Freund. Es ist wichtig, die Rollen zu klären.
Die Schreibmaschine teilte er mit der Mütterberaterin. Das Telefon mit dem Sozialdienst.
Vor 32 Jahren trat Toni Räber seine Stelle als Sozialarbeiter für Pro Senectute an. Vieles
hat sich seither verändert. Doch seine Dienstleistungen sind heute gefragter denn je.
Toni Räber blickt zurück und erzählt auch von heute.
«Das Leben ist
kompliziert geworden»
Unsere Arbeit hat sich professionalisiert. Und wir
bearbeiten viel mehr Fälle. Früher sagte man, 100 Dossiers
für ein 100-Prozent-Pensum. Heute bearbeite ich jähr-
lich knapp 300. Vor allem aus Zeitgründen laden wir
Klientinnen und Klienten wenn immer möglich zu einem
Beratungstermin in unser Büro ein. Es gibt aber Aus-
nahmen. Beispielsweise wenn wir eine Anmeldung für
Ergänzungsleistungen vorbereiten und ich verschiedenste
Dokumente brauche. Ich habe mittlerweile ein gutes Auge
dafür, in einem Stapel Papier eine Krankenkassenpolice
zu finden.
Drei regionale Beratungsstellen
Nach den ersten Jahren in Gettnau zog das Sozialbera-
tungszentrum 1987 in eine umgebaute Wohnung nach
Willisau um und ich ganz selbstverständlich mit ihnen.
Ich durfte dort ein ‹Kinderzimmer› beziehen und hatte
immerhin mein eigenes Büro. Damals gab es neun Pro-
Senectute-Beratungsstellen, verteilt auf den ganzen Kan-
ton. Wir Pro-Senectute-Mitarbeitende trafen uns zwar für
gemeinsame Sitzungen, doch unsere Heimat waren die
Sozialdienste. Allerdings waren wir dort nur Gäste.
Als die Sozialberatungszentren grösser wurden, muss-
ten wir weichen und eigene Räumlichkeiten beziehen.
Durch die zahlreichen Hausbesuche waren wir schlecht
erreichbar, was zu Reklamationen führte. Das war der
Zeitpunkt, an dem wir unsere gewachsenen Strukturen
mit den neun Standorten überdenken mussten. Ich war
damals Bereichsleiter für die gesamte Soziale Arbeit von
Pro Senectute im Kanton Luzern. In einer Klausursitzung
fällten wir den Entscheid, die Soziale Arbeit auf drei
regionale Beratungsstellen zusammenzufassen: Luzern
für die Stadt, Kriens, Horw und die Seegemeinden,
Emmen für die Gemeinde Emmen, das Seetal und Willi-
sau für die Regionen Sursee, Entlebuch und Willisau.
Diese Idee wurde im Jahr 2000 umgesetzt.
Zur Person
Toni Räber
(63) ist in Langnau bei Reiden aufgewachsen
und lebt heute zusammen mit seiner Frau Trudi in Willisau.
Der diplomierte Sozialarbeiter ist Vater von drei erwach-
senen Töchtern. In seiner Freizeit fährt er gerne Bike oder
singt im gemischten Chor «Canto».