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Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 17

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Foto: Peter Lauth

Dank dieser Neuerung sind wir heute nicht nur besser

erreichbar, sondern haben auch einen fachlichen Aus-

tausch im Team und leisten so noch bessere Arbeit. Nebst

organisatorischen Veränderungen hat sich auch das Image

der Pro-Senectute-Sozialberatung verändert. Ging ich

früher auf Hausbesuch, hiess es schon mal, ich solle mein

Auto doch bitte auf dem Gemeindehausparkplatz abstel-

len. Die neugierige Nachbarin müsse nicht wissen, wer da

zu Besuch komme. Wenn sich heute jemand neu bei uns

meldet, höre ich oft, dass andere Klienten den Tipp gege-

ben haben: Geh doch auch zu Pro Senectute, dort wird dir

geholfen. Ausserdem sprechen wir mit Kursangeboten,

dem Steuererklärungsdienst oder Workshops zum Docu-

pass ganz neue Personengruppen an. Der Docupass ist

übrigens ein Vorsorgedossier, das wertvolle Hilfe zu

Themen wie Patientenverfügung oder Testament gibt.

Finanzen und administrative Fragen

Früher wie heute melden sich in der Pro-Senectute-

Sozialberatung viele Menschen mit finanziellen Fragen.

Wie komme ich mit dem Geld durch, das mir nach der

Pensionierung zur Verfügung steht? Was kostet es, wenn

ich ins Heim gehe? Manche Hilfesuchende haben die

Erwartung, dass Pro Senectute ihnen etwas zahlt. Das ist

leider meist nicht der Fall. Aber wir bieten an, ein Budget

zu erstellen und zu schauen, wie sie ihr Leben neu gestal-

ten könnten. Dieser Prozess kann auch schmerzhaft sein.

Nebst den Finanzen suchen viele Menschen Hilfe bei

administrativen Fragen. Das Leben ist unglaublich kom-

pliziert geworden. Wenn beispielsweise eine Person mit

kleiner Rente Spitex-Pflegeleistungen, Haushalthilfe,

Mahlzeitendienst und auch noch Fahrdienst beansprucht,

sind unzählige Schritte nötig, damit sie zu ihrem Recht

kommt. Ich verstehe, dass Klienten, aber auch Ange-

hörige bei solchen Problemen Unterstützung suchen.

Als Sozialarbeiter bei Pro Senectute fühle ich mich oft

in der Rolle des Übersetzers. Nicht von einer Fremd-

sprache, sondern von der Amtssprache. Ich versuche, ei-

nen komplexen Vorgang in jenen Worten zu erklären, die

mein Gegenüber versteht. Das ist eine Herausforderung,

denn wir beraten sehr unterschiedliche Klientinnen

und Klienten.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich einen

Mann in äusserst einfachen Verhältnissen zu Hause

besuchte. Ich achtete speziell auf meine Sprache und fand

den Draht zu ihm. Zurück im Büro putzte ich meine

Schuhe, dann sass mir eine sehr gepflegte Dame gegen-

über, die viele Jahre an der Zürcher Bahnhofstrasse gear-

beitet hatte. Alt ist eben nicht gleich alt. Diese Vielfältig-

keit macht meine Arbeit spannend. Das war vor 32 Jahren

so. Und das ist es noch heute.»

aufgezeichnet von aStrid BoSSert Meier