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zeiten nehmen. Eines aber hat sich

nicht geändert: Er sprüht vor Ideen.

Seine Gedanken und Notizen hält

er in einem Skizzenbuch fest. 355 Bü-

cher zeugen von seiner unglaubli-

chen Kreativität. Bereits während der

Ausbildung zum Primarlehrer bildete

er sich abends an der Kunstgewerbe-

schule in Luzern weiter. Seine Fähig-

keiten blieben nicht lange verborgen.

Er erhielt Aufträge fürs EDA, die UNO,

die EDK, war mitverantwortlich für

zahlreiche Lehrmittel und Bücher.

Inspirieren lässt er sich vor allem

von der Natur oder auf seinen vielen

Reisen mit dem Zug durch die

Schweiz. So hat er jede Bahnlinie

mindestens zweimal bereist. Er kennt

unser Land wie aus der Hosentasche.

«Ich kann die Schweiz anhand der

Bahnlinien auswendig zeichnen»,

sagt er mit einem Schmunzeln.

Mittelpunkt seines Schaffens ist

aber das Luzerner Hinterland, ge-

nauer Hergiswil. Hier ist er verwur-

zelt. Er hat sich – zusammen mit seiner

Ehefrau – mit dem Bau des Eigen-

heims eine Heimat zum Leben und

kreativen Arbeiten geschaffen. Man

kennt sich. Hermenegild Heuberger

mag die Gemeinde, mit all ihren

Ecken und Kanten, in der er seit 1974

wohnt. Dabei ist es ihm wichtig, dass

in (s)einer Heimat durchaus Wider-

sprüche möglich sind und auch ge-

duldet werden. In seinen Karikaturen

«Heimat ist dort, wo ich mich sicher

fühle, wo ich gerne lebe, wo für mich

die Natur stimmt», sagt Hermenegild

Heuberger. Das sind keine leeren,

sondern wohlüberlegte Worte.

2003 bremsten mehrere Hirn-

schläge den bis dahin so erfolgreichen

Karikaturisten und Vater von vier

Kindern. Er verlor die Sprache, ver-

brachte viele Monate im Spital und in

der Reha. Mit viel Wille und Geduld

hat er sich ins Leben und vor allem

ins Arbeitsleben zurückgekämpft.

Heute kann Hermenegild Heu-

berger seine Leidenschaft, das Zeich-

nen und Malen, wieder ausleben,

wenn auch nicht mehr ganz so inten-

siv wie noch vor den Hirnschlägen. Er

benötigt Ruhephasen, muss sich Aus-

Pro senectute Kanton luzern 1 | 18

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PersönlichKeiten

Hermenegild Heuberger, 64, Hergiswil

«Institut Pater Johann Peter». Unter

anderem als Fundraising-Verant-

wortliche reiste sie in dieser Zeit re-

gelmässig nach Brasilien.

Brasilien lässt sie aber auch nach

der Pensionierung nicht mehr los.

Beinahe jedes Jahr fliegt Magda Hu-

ber für ein paar Wochen in ihre ehe-

malige Heimat. Sie trifft sich mit der

Familie, Freunden und weiteren Ver-

wandten und geniesst es, wenn sie

sich auf Portugiesisch unterhalten

und ihre Erinnerungen an früher mit

ihnen teilen kann.

Unterdessen leben auch einige

Nichten und Neffen in der Schweiz.

Bei den Treffen mit ihnen und den

Geschwistern gibt es immer viel zu

erzählen und aufzuarbeiten. Denn

über die Bedeutung und welche Kon-

sequenzen die damalige Auswande-

rung für jedes Familienmitglied

hatte, wurde nicht viel gesprochen.

Auch Magda Huber hat das Gefühl

der «Entwurzelung» lange Zeit ver-

drängt. «Für mich ist mit der Aus-

wanderung in den Teenagerjahren

und durch die Rückkehr in die

Schweiz mit 28 Jahren natürlich eine

gewisse Heimatlosigkeit geblieben»,

doch die heute 80-Jährige ist über-

zeugt: «Heimat findest du nur, wenn

es im Herzen stimmt.»

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stehen oft Menschen im Mittelpunkt.

Auch das ist für den 64-Jährigen eine

Form von Heimat, nämlich Men-

schen so zu erfassen, wie sie im Den-

ken und Handeln sind. Zurzeit benö-

tigt er eine kurze schöpferische Pause.

Er hat viel Kraft und Energie ins so-

eben erschienene Hergiswiler Buch

gesteckt. Hergiswil ist für den in der

Ostschweiz geborenen und in Emmen-

brücke mit seinem Zwillingsbruder

und drei weiteren Geschwistern auf-

gewachsenen nunmehr dreifachen

Grossvater zur Heimat geworden.

Den (Heimat-)Horizont öffnete

Hermenegild Heuberger auch mit sei-

ner Familie. Doch einfach ins Blaue zu

fahren, das ist nicht in seinem Sinne.

Ausflüge oder Reisen, wenn immer

möglich mit öffentlichen Verkehrsmit-

teln, führte die Familie stets an Orte,

zu denen sie eine Beziehung hatten. Sie

besuchten Verwandte oder Freunde

u.a. in Bruxelles, Kopenhagen, Lon-

don, Paris, Barcelona, Frankfurt, Mün-

chen, Berlin und Rom. Und jüngst

wagten seine Frau und er sogar den

Sprung über den «Teich» zu seinem

zweiten Sohn, der in NewYork lebt.

Als Mitglied im Redaktionsteam

der Heimatkunde Wiggertal bringt er

seit 1998 seine kreativen Ideen mit

ein. «Es ist mir wichtig, nicht nur

zurück-, sondern auch in die Gegen-

wart und ganz besonders voraus-

zuschauen.»

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