Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 17
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MehrGenerationenhauS
Früher Normalität, heute kaum mehr Realität: der Generationenhaushalt. Obwohl diese
Wohnform selten praktiziert wird – auf dem Bauernhof Schintbühl in Ebnet gibt es sie noch.
Alle unter einem Dach
Fotos: esther Peter
Von eSther Peter
Martin Zemp kennt es nicht anders.
Der heute 36-Jährige ist in einem tra-
ditionellen Mehrgenerationenhaus-
halt gross geworden. Er schätzt diese
Lebensform, und für ihn war klar,
dass auch er einmal mit seiner Familie
so leben möchte. Für seine Ehefrau
Corinne (33) war dies eine neue Er-
fahrung. Sie wuchs zwar ebenfalls auf
einem Bauernhof auf, aber das Zu-
sammenleben mit mehreren Genera-
tionen bedeutete für sie Neuland.
Während ihrer Ausbildung zur
Bäuerin gab es zu dieser Wohnform
auch kritische Stimmen. Abschrecken
liess sie sich jedoch nicht. «Ich habe
gespürt, dass es auf dem Schintbühl-
Hof funktioniert», erzählt sie und er-
gänzt, «meine Schwiegereltern haben
es mir aber auch leicht gemacht.»
Dies hat auch damit zu tun, dass
Klara und Franz Zemp-Stalder beim
Neubau des Wohnhauses 1999 Weit-
sicht bewiesen. Seither lebten die Ge-
nerationen nämlich nicht mehr wie
vorher gemeinsam im selben Haus-
halt, sondern in separaten Wohnun-
gen. Trotzdem ist auch dies keine Ga-
rantie, dass das Zusammenleben von
mehreren Generationen auf wenigen
Quadratmetern problemlos funktio-
niert.
Nach einer Rückenoperation des
Vaters übernahm Sohn Martin be-
reits im Alter von 15 Jahren viel Ver-
antwortung auf dem Hof. Bereits in
dieser Zeit suchte er nach Alternati-
ven, wie er den Bauernhof erfolg-
reich in die nächste, die vierte Gene-
ration führen konnte. Er probierte
Verschiedenes aus, fündig wurde
er schliesslich auf einer Reise mit
der landwirtschaftlichen Schule nach
Deutschland.
Dort entdeckte er eine Form der
Glaceherstellung, wie er sie künftig
auf dem Schintbühl-Hof ebenfalls
umsetzen wollte. Um diesen Plan um-
zusetzen, war er auf die Unterstützung
seiner Eltern angewiesen. Obwohl die-
ses Projekt einige Umstrukturierun-
gen mit sich brachte, unterstützten
seine Eltern die Idee von Beginn an.
Während seine Mutter fortan in der
Produktion mithalf, war der Vater
nach wie vor eine wichtige Stütze auf
dem Bauernbetrieb. Corinne Ottiger,
die zukünftige Ehefrau von Martin,
wirkte in dieser Zeit in der Glacepro-
duktion im Hintergrund und vor al-
lem administrativ mit.
Mit der Heirat, der Geburt der vier
Kinder Elias (9), Salome (7), Jasmin (4)
und Christian (2½) sowie der Anstel-
lung vonVoll- und Teilzeitmitarbeiten-
den für die Schintbühl-Glacen verän-
Glücklich im Dreigenerationenhaus
: Vordere reihe von links: Martin Zemp-ottiger, Klara und Franz Zemp-Stalder
mit Christian, Corinne Zemp-ottiger, hinten Salome, Jasmin und elias.