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Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 17

Im ZenIt

Von RobeRt boSSaRt

Ja, es habe etwas Mut gebraucht. «Aber es war der richtige

Entscheid.» Armin Amrein, einer der besten Köche der

Schweiz, ist wenige Jahre vor dem Pensionsalter Jungunter-

nehmer geworden und hat sich den Traum vom eigenen

Restaurant erfüllt. Das «Glow» in Davos ist in den Räum-

lichkeiten von «Escher Raumdesign» untergebracht.Wer im

Feinschmeckerlokal mit 35 Plätzen die Kochkünste von

Armin Amrein geniessen möchte, muss sich gedulden: Das

vor gut einem Jahr eröffnete Restaurant ist so beliebt, dass

es eine Warteliste gibt. Der 61-Jährige schmunzelt. «Ich bin

sehr zufrieden, wie es derzeit läuft», gibt er zu.

Köche sind bekannt dafür, viel, sehr viel zu arbeiten.

Unternehmer auch. Und beide zusammen? «Ich stehe in der

Regel um halb sieben auf und komme vor zwei Uhr nachts

nicht ins Bett», kommentiert er trocken. Nachmittags

gönne er sich ein kurzes Powernapping. «Das tut enorm

gut.» Wenig Schlaf, viel Stress: Das gehört zum Metier,

Armin Amrein kann gut damit leben. «Ich lebe solid, mache

jeden Morgen meine hundert Liegestützen, trinke nicht,

rauche nicht. Bin gesund. Und das Wichtigste: Ich habe

Freude an meinem Beruf.»

Zudem sei dieser Lebensrhythmus zeitlich beschränkt:

«Ich gebe in der Wintersaison vier Monate lang Vollgas.» Im

Frühling kann er dann etwas herunterfahren, bevor die

Sommersaison beginnt. Dennoch: in seinem Alter ein am-

bitioniertes Arbeitspensum. Andere treten kürzer und be-

reiten sich auf den Ruhestand vor, geben ihr berufliches

Erbe an die jüngere Generation ab. Armin Amrein winkt ab.

«Ich arbeite fast ausschliesslich mit jungen Leuten und habe

früher jahrelang als Gewerbeschullehrer mit Jugendlichen

zu tun gehabt. Dieser Kontakt zur jüngeren Generation tut

mir gut. Er hält mich jung.»

Ans Aufhören denkt der Spitzenkoch noch lange nicht.

«Wenn mir jemand sagt, dass ich bald 62 werde, dann

Sein «Grüezi mitenand» ist legendär: So begann der «Fernsehkoch der Nation» jahrelang

seine Kochsendung vor einem Millionenpublikum. Mit 60 Jahren hat sich der Luzerner

Spitzenkoch inzwischen selbstständig gemacht – von Ruhestand will er aber noch lange

nichts wissen. Im Gegenteil.

«Fürs Altwerden

fehlt mir die Zeit»

staune ich. Ich habe das Gefühl, jünger zu sein.» Pläne für

den Ruhestand hat er nicht. «Über meine Pension habe ich

mir noch keine Gedanken gemacht, sie scheint mir noch so

weit weg zu sein», sagt er und strahlt übers ganze Gesicht. So

lange wie möglich will er weiterkochen. «Ich mache ja auch

noch viele weitere Dinge, gehe auf Promotionstour, auf Kit-

chen-Partys in Neuseeland und so weiter. Fürs Altwerden

fehlt mir die Zeit.»

32 Jahre lang war Armin Amrein Küchenchef im

5-Sterne-Resort «Bürgenstock». Später arbeitete er im

«Walserhof» in Klosters, schliesslich leitete er «Amrein‘s

Seehofstübli» in Davos. Ein Leben in der Küche. Wie sehr

leidet da das Private? Die erste Ehe hat dieser besonderen

Herausforderung nicht standgehalten. «Meine Frau kam

nicht vom Gastgewerbe. Sie war mit den zwei Töchtern zu

Hause, ich arbeitete. Anfänglich hat es gut funktioniert.»

Schwierig wurde es, als die Kinder zur Schule gingen. Im

Sommer auf dem Bürgenstock, in der Wintersaison in

Arosa: Das war für die Familie nicht einfach. Auch als Armin

Amrein später eine Ganzjahresstelle auf dem Bürgenstock

hatte, litt das Familienleben. «Mein Alltag ging völlig an dem

der Kinder vorbei. Meine damalige Frau musste alles alleine

machen – Elternabende, Schulbesuche und so weiter.»

Stolzer Grossvater

Je steiler seine Karriere bergauf ging, desto schwieriger

wurde es zu Hause. «Ich war immer mehr unterwegs, hatte

Engagements, etwa am ATP-Tennisturnier in Moskau oder

im Fernsehen.» Schliesslich kam es zur Trennung.

Zum Glück hatte Armin Amrein stets ein inniges und

liebevolles Verhältnis zu seinen unterdessen erwachsenen

Töchtern gehabt. «Das ist mir sehr wichtig, wir sehen uns

regelmässig.» Vor einem Jahr ist er Grossvater geworden.

Voller Stolz zeigt er auf dem Handy ein Bild seines Enkels.