Table of Contents Table of Contents
Previous Page  35 / 44 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 35 / 44 Next Page
Page Background

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 18

35

umaussicht

gesellschaft» floriert unter den Söhnen weiter. Vor 1914

wirft sie bis zu 16% Dividenden ab. Doch im Krieg und

nach dem Tod seiner beiden fähigsten Söhne Fritz und

Arnold 1917 geht es steil bergab: Das Unternehmen wird

«filetiert» und durch Banken «saniert».

Sanierungsfall für einen Millionär

1925 kauft Friedrich Frey-Fürst (1882–1953) – ein Bauern-

sohn aus Unterentfelden, der die Elektrofirma Frey & Cie.

in Luzern gegründet hat – den Bürgenstock. Noch gibt es

hier kaum Badezimmer und kein fliessendes Wasser in den

Gästezimmern, und alle elektrischen Leitungen sind frei

hängend montiert. Die ganze Anlage, vor allem das Abwas-

sersystem, wird zum «Sanierungsfall für einen Millionär

und Liebhaber». 1928 wird mitten im Wald der Golfplatz

gebaut. Wie sein Vorgänger Bucher muss auch Friedrich

Frey um seine Rechte prozessieren. Konzessionen, Eigen-

tums-, Strassen- und Wasserrechte werden ihm aberkannt.

Sein Vorgänger hatte sich diese nur per Handschlag – auf

Treu und Glauben – geben lassen. Zeitweise ist Frey in 28

verschiedene Gerichtsprozesse verwickelt. Er gewinnt alle –

aber erst vor Bundesgericht.

In den Fünfzigerjahren führt Fritz Frey das Unterneh-

men seines Vaters weiter. Nun trifft sich hier die Weltpro-

minenz: Charlie Chaplin, Konrad Adenauer, Clara Haskil,

Georges Simenon, Jimmy Carter, König Gustav von

Schweden, Marcel Reich-Ranicki, Audrey Hepburn, Sean

Foto: © Bürgenstock Hotels AG

genstock. Die Zeiten sind unsicher. Frankreich führt Krieg

gegen Preussen. Die Schweiz nimmt 87 000 Bourbaki-Sol-

daten auf. Trotzdem träumen die beiden schon vom Grand

Hotel Bürgenstock. Sie bauen erst die Strasse von Stansstad

her und 1873 das Grand Hotel. 1888 folgt die Bürgenstock-

bahn, die erste elektrische Bergbahn der Welt.

1896 kommt es zum Bruch: Das Gericht spricht

Durrer das Holz- und Baugeschäft zu, Bucher behält die

Hotels, Bahnen und Elektrizitätswerke. Auch mit seinen

Söhnen verkracht sich Bucher: Sie kaufen (ohne ihn zu

fragen) die Pension Helvetia auf der Aussichtsplattform.

Als er dies erfährt, rächt er sich auf seine Weise: Während

die Söhne an der Weltausstellung in Paris weilen, lässt er

dieses Haus in einer Nacht-und-Nebel-Aktion um ca.

200m verschieben und an dessen Stelle 1904 das Palace

Hotel Bürgenstock bauen.

Seine «Hotelstadt» umfasst nun 500 Betten und 200

für das Personal. Der Ansturm ist so gross, dass sein

Palace-Hotel in Luzern häufig als «Warteraum» für den

Umzug auf den «Götterberg» dient. Manche Gäste war-

ten zwei bis drei Wochen. Weil die edlen Belle-Epoque-

Gäste schattige Spazierwege den sonnigen vorziehen,

werden 1905 der Felsenweg erbaut und der Hammet-

schwandlift – als «schnellster Lift der Welt» war er eine

Sensation.

1906 stirbt Bucher in seinem kaum fertiggestellten

Hotel Semiramis in Kairo. Seine «Schweizerische Hotel-