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Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 18

Vom Gründer und Hotelkönig Franz Josef Bucher (1834–

1906) zeichnen die Quellen ein zwiespältiges Bild: Ener-

gisch, genial, unternehmensfreudig, herrschsüchtig, unge-

hobelt und sehr direkt soll der Obwaldner Bauernsohn

gewesen sein. Er verlässt das Gymnasium bereits nach einem

Jahr. Seine Fremdsprachenkenntnisse beschränken sich

auf das Wort «subito», und wenn er bei Geschäftsver-

handlungen im Ausland nicht einverstanden ist, kann er

auf Obwaldnerisch fluchen und toben, dass es seinem

Dolmetscher die Sprache verschlägt. Seine Bauernschläue

zeigt sich am besten im Ausspruch: «Wemmer bschyssä

wend, wemmers im Grossä, nid im Chlinä. Ds Bschyssä

im Chlinä halted nid uis und gid is ä schlächtä Namä.»

Josef Durrer (1841–1919), sein stiller Compagnon,

steht immer in seinem Schatten. Er ist der technisch

begabte Schreiner, Konstrukteur und Autodidakt. 1863 er-

wirbt er eine Sägerei in Giswil, und 1864 verbindet er sich

mit F.J. Bucher zur Baufirma «Bucher & Durrer». Die Jung-

unternehmer bauen mehrere Häuser, setzen schliesslich auf

das Parkettgeschäft, das gerade aufkommt. 1868 entsteht

die Parkettfabrik in Kägiswil mit 127 Angestellten. Die

Compagnons verstehen sich so gut, dass sie sich verschwä-

gern: Da Buchers erste Frau, von welcher er sieben Kinder

hatte, verstorben war, heiratet er Durrers Schwester. Auch

von ihr hat er sieben Kinder. Durrer hat deren zehn.

Durrer expandiert, baut eine Parkettfabrik in Buka-

rest und kauft «imaginäre» Wälder in den Karpaten. Sein

Balkan-Projekt falliert. Bucher hingegen baut und finan-

ziert Hotels und Bergbahnen. Durrer liefert das technische

Know-how und das Parkett. Das Beispiel Lugano de-

monstriert Buchers Sinn fürs Geschäft: Kaum ist 1882 die

Gotthardbahn eröffnet, baut er die kleine Funicolare vom

Bahnhof hinunter zum See – und gleichzeitig das Elektri-

zitätswerk in Maroggia, welches den Strom dazu liefert –

später auch noch für seine Bahn auf den San Salvatore.

Am See kauft er das «Beau Séjour» und lässt es um-

bauen zum «Grand Hotel Palace», dort, wo heute das Kul-

turzentrum LAC steht. Ebenso geht er in Genua vor, wo

er neben dem Tram auch die «Funicolare Zecca – Righi

erbauen lässt. Die Bezeichnung Righi stammt von Bucher.

Er muss doch seine eigene Rigibahn haben. 1899 eröffnet

er die Reichenbachfall-Bahn bei Meiringen und 1900 die

Drahtseilbahn Vevey–Chardonne–Mont Pélerin. Ver-

mutlich hat er die Stanserhornbahn inklusive Hotel und

Riesenscheinwerfer nur aus Trotz gebaut, weil er nicht in

den Verwaltungsrat der Pilatusbahn gewählt worden war.

Aus Trotz verlegt er 1896 auch seinen Wohnsitz nach Lu-

zern: Die konservative Obwaldner Regierung hatte sein

Projekt eines Lungerer Stausees abgelehnt.

Der Bürgenstock als Zentrum des Hotelimperiums

1869 bis 1870 bauen die beiden Unternehmer ihr erstes

Hotel, den «Sonnenberg» in Engelberg und verkaufen es

mit Gewinn. 1871 kaufen sie die Alp «Tritt» auf dem Bür-

Hotelimperium mit Tra

Es klingt wie ein Urschweizer Märchen: Franz Josef

Bucher (kleines Bild links) und Josef Durrer gründen

1863 zusammen eine Firma. Sie lassen Häuser, Strassen,

Kraftwerke, Bergbahnen und Hotels bauen, das kühnste

1873 auf dem Bürgenstock. Die Aussicht ist einzigartig

und betört selbst Prinzen aus dem Orient.