Zenit Nr. 4, November 2022

16 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 22 Sich mit 70 nochmals verlieben oder mit 89 ein eigenes Buch veröffentlichen? Das kann wahrlich als spätes Glück bezeichnet werden. Das späte Glück fällt aber nicht vom Himmel, es erfordert auch etwas Wagemut. Zwei Frauen erzählen. TEXT UND FOTOS: ASTRID BOSSERT MEIER Es ist nie zu spät für etwas Neues Spätes Glück beim Online-Dating Rosmarie Müller* ist happy. Die 70-jährige Witwe aus einer Luzerner Landgemeinde hat sich verliebt. Ihren neuen Partner fand sie auf einer Singlebörse im Internet – nach etlichen gescheiterten Versuchen. Drei Jahre nach dem frühen Tod ihres Mannes war Rosmarie Müller das Alleinsein leid. Da sie eher zurückgezogen lebt, meldete sie sich bei einer Singlebörse im Internet an. Sie war sich bewusst: «Wenn man in meinem Alter einen neuen Partner sucht, bringt halt jeder sein Rucksäcklein mit – ich auch.» Die finanzielle oder familiäre Situation war für sie nebensächlich. Wichtig waren ihr hingegen: ein Mann mit einem ansprechenden Äusseren, höchstens zwei Jahre älter als sie selbst, mit einer gewissen Kultur, Anstand und einem Wohnort, der nicht allzu nah bei ihrem Zuhause lag. An Angeboten mangelte es nicht. Mindestens 25 Männer hat Rosmarie Müller in den letzten acht Jahren getroffen. Nach ersten Chats verabredete man sich für einen Aare-Spaziergang, einen Besuch im Verkehrshaus oder im Zoo. «Ich wollte immer etwas Schönes unternehmen, damit kein Frust aufkommt, wenn es nicht funkt.» Rosmarie Müller wählte bewusst Treffpunkte in der Öffentlichkeit. Sie sei nicht argwöhnisch, doch etwas Vorsicht sei geboten. Es gebe auch «gspässige Vögel» im Netz, sagt sie und lacht. Foto: Adobe Stock

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