Zenit Nr. 4, November 2022

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 22 15 ck auf kleinem Raum dererseits – das war für Stampflis der perfekte Mix. Die Lust auf den eigenen Camper war erneut geweckt. Doch es dauerte nochmals sechs Jahre, bis sie sich ihren eigenen, 6,75 Meter langen Camper-Van leisteten. Die Investition wurde sorgfältig überlegt, «denn wir wollten nur so viel Geld ins Fahrzeug stecken, dass auch für die Ferien noch etwas übrig bleibt», sagt Ursula Stampfli. Kaum war der Camper bestellt, kam die Corona-Krise. Auslandreisen waren tabu. Statt zu hadern, bereisten die beiden die Schweiz. «Wir haben unser Land ganz neu kennengelernt», sagt Ursula Stampfli. «Beispielsweise verbrachtenwir den letzten Silvester am Sarnersee, unternahmen lange Winterspaziergänge und staunten über die Schönheit dieses Gebiets.» Ähnlich erging es ihnen, als sie im April dieses Jahres in Tenero Ferien machten, im Mai einige Tage in Raron oder imAugust eineWoche amBrienzersee verbrachten. Doch selbst die sonnigsten Camperferien haben Schattenseiten: Ungefähr so gross wie ein Kinderzimmer ist die Fläche, die sich Kurt und Ursula Stampfli im Camper während 24 Stunden pro Tag teilen. Ist Streit da nicht vorprogrammiert? Die beiden blicken sich an und schmunzeln. «Unsere Wohnung hat 180 Quadratmeter, der Camper 14. Das ist schon ein Unterschied», antwortet Kurt Stampfli. «Aber Unstimmigkeiten haben wir eher daheim als unterwegs.» Natürlich seien sie sich nicht immer einig, sagt Ursula Stampfli. Sie würde gern stundenlang lesen, er SPÄTES GLÜCK Sind auf ihren Reisen auf 14 Quadratmetern glücklich: Kurt und Ursula Stampfli in ihrem Camper. unternimmt lieber etwas. Und auch das Navigieren im dichten Verkehr sorgt immer mal für Diskussionen. «Trotzdem bin ich viel entspannter als zu Hause und kann richtig loslassen.» Wird die Enge doch mal zu gross, hilft Distanz – beispielsweise bei einem einsamen Spaziergang. Eine weitere Herausforderung ist der Camperboom, verstärkt durch Corona. Gemäss Bundesamt für Statistik waren 2021 in der Schweiz fast 80 000 Wohnmobile zugelassen. Die Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Das bekommen auch Stampflis zu spüren. Statt spontan einen Campingplatz anzufahren, sind frühzeitige Reservationen nötig. Sie nehmen es in Kauf und planen gut. «Ein schönes Plätzchen ist für uns wichtig. Wir buchen lieber rechtzeitig und vermeiden so unnötigen Stress.» Nein, keine Weltreise Trotz erneut steigender Corona-Zahlen hoffen Kurt und Ursula Stampfli, nächstes Jahr eine mehrwöchige Auslandreise in Angriff nehmen zu können. Norwegen, Schweden, Portugal oder die Insel Elba sind mögliche Ziele. Monatelang unterwegs zu sein, das kommt für sie aber nicht infrage. «Wir haben ein gutes Umfeld und ein kleines Enkelkind, das wir schon bald vermissen würden», sind sie sich einig. Ausserdem: «Corona hat uns gezeigt, wie viele schöne Plätze es in der Schweiz gibt. Wir haben noch längst nicht alle entdeckt.»

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