Zenit Nr. 3, September 2023

VON WALTER STEFFEN* Die älteste Urkunde über die Herren von Heidegg datiert von 1185. Nach der Schlacht bei Sempach zerstörten die siegreichen Luzerner alle Burgen im Seetal: Ballwil, Baldegg, Grünenberg, Tannegg, Nünegg bei Lieli, Oberreinach bei Herlisberg. Der Sage nach wurde die Heidegg durch ein Wunder verschont. Die rachsüchtigen Eidgenossen fanden die Burg im Nebel nicht. Aber es war wohl eher das Burgrecht mit Luzern von 1357, welches das Schloss schützte. Der schmucke Landsitz gehörte später nacheinander den Familien Businger, Breitlandenberg, Hasfurter, Tammann, Kündig, Fleckenstein, Pfyffer von Altishofen und dem Kanton Luzern. 1849 wurde das Schloss zur Tilgung der Schulden aus dem Sonderbundskrieg an Josef Heggli in Gelfingen versteigert, von dem es Ludwig Pfyffer 1875 erwarb. Der verarmte Patrizier hatte sich in Luzern eine reiche Amerikanerin angelächelt – eine «Win-win»-Liebes24 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 geschichte: Pfyffer kam zu Geld und die Dame aus Übersee, Tochter eines Sklavenhalters aus Louisiana, zu ihrem Prinzen inklusive Märchenschloss. Der Preis war 150 000 Franken. Das Paar hatte vier Töchter. Zwei davon starben schon in frühen Jahren. Alle waren kinderlos. Von den beiden älteren Schwestern erzählt in der Ausstellung die «Home Story». Beide verarmten und boten ihr Schloss 1950 dem Kanton Luzern zum Geschenk an unter der Bedingung einer Jahres-Leibrente von je 14 000 Franken. Die sparsame Kantonsregierung hatte vorgängig abklären lassen, wie lange die alten Damen wohl noch zu leben hätten. Das Pokerspiel gelang: Sie starben nach drei Jahren, die eine im März 1953, die andere im Juni. Der Kanton «erwarb» das Schloss folglich für 84 000 Franken. Sprechende Bilder Seit Ende April 2023 beherbergt die Heidegg nun eine geniale audio-visuelle Attraktion: Im «Salon Jaune» beginnen zu jeder vollen Stunde die Bilder zu sprechen. Die Dialoge für die Hör-Geschichten schrieb der Hitzkircher Schriftsteller Erwin Koch. Er stützte sich dabei auf schriftliche und mündliche Quellen, die der Kurator des Schlosses Heidegg, Dieter Ruckstuhl, über viele Jahre minutiös Ein Schloss voller Geschichte wartet mit spannenden Geschichten auf: Die neue Dauerausstellung gibt einen faszinierenden Einblick in das Leben einer Adelsfamilie um 1930. *Dr. phil. Walter Steffen (*1945) unterrichtete Geschichte, Italienisch und Englisch an den Lehrerseminarien Luzern und Hitzkirch und leitet Exkursionen von Pro Senectute Luzern. DAUE DIE HEID «Inn brau Mathilde HEI_Plakat_Heidegg-Home-Story_A3.indd 1 Heidegg-Geschichte(n)

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