Zenit Nr. 3, September 2023

RUBRIK Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 23 WAS MACHT EIGENTLICH ... Der zweifache Vater und vierfache Grossvater ist zwar schockiert über die weltweiten Kriege und Konflikte und ärgert sich über die durch verantwortungsloses Management der CS verursachte Bankenkrise: «Doch bin ich als Optimist überzeugt, dass die positiven Kräfte das Böse überwinden und das Gute in Zukunft wieder überhand nehmen wird.» Diese Grundstimmung führt er auf die Prägung in der Herkunftsfamilie zurück, zu der die beiden Brüder Peter Studer (ehem. Direktor Schweizer Fernsehen) und Hans Studer (ehem. Direktor Strafanstalt Wauwilermoos) gehören. «Mein Vater war Arzt und Philosoph, der gut zuhören und mit Worten heilen konnte. Er nahm sich immer auch Zeit für die Familie, beim Essen wurde viel diskutiert. Das habe ich später mit meiner Familie selbst in strengsten beruflichen Zeiten dank viel Disziplin ähnlich gehalten. Es hat sich gelohnt. Wir haben einen guten Austausch.» Begonnen hat Fritz Studer seine steile Karriere mit einer Banklehre bei der ehemaligen Volksbank in Willisau. Bald kam er zur Volksbank nach Zürich, wo er bedingt durch die Förderung des Exportgeschäfts viel reiste und schliesslich deren Direktor wurde. Schon mit 39 Jahren wurde er in die Geschäftsleitung der LUKB gewählt. Dort war er fürs Kreditgeschäft zuständig und reorganisierte die Bank in schwieriger Zeit als Präsident der Geschäftsleitung (CEO). Mit 61 trat er zurück, weil er jungen Kräften Platz machen wollte, und wurde ein Jahr später zum Präsidenten des Verwaltungsrats der LUKB gewählt. Daneben reorganisierte er als Verwaltungsratspräsident die Sarna Kunststoff Holding AG. «Es war ein Glück, dass ich diese Aufgaben übernehmen konnte und damit wieder voll gefordert war. Es wäre mir sonst langweilig geworden. Ich liebe und brauche Herausforderungen. Es war mir stets wichtig, etwas zu bewegen und einen positiven Beitrag an die Gesellschaft zu leisten.» Auch nach der Abgabe verschiedener Mandate gab er Wissen und Erfahrungen gerne weiter, wo sie gefragt waren. Als Präsident des Verwaltungsrats der Parkhaus Musegg AG bedauert er, dass das auf privater Basis ausgearbeitete, pfannenfertige Projekt für ein unterirdisches Parking von der Stadt Luzern abgelehnt wurde. Die Leitung der Expertenkommission, die während der Pandemie entschied, wer vom Kanton wie viel Geld bekommen soll, bezeichnet er rückblickend als anspruchsvolle Arbeit mit viel Telefonkonferenzen. Neben der Wirtschaft ist ihm die Kultur wichtig. Fritz Studer war im Vorstand des Luzerner Sinfonieorchesters LSO und bis im letzten Frühling Präsident der Freunde des LSO. Von seinem Interesse für die Kunst zeugen die vielen Werke in seiner geräumigen Wohnung zwischen Regierungsgebäude und Reuss. Heute ist sein Leben ruhiger geworden. Als Frühaufsteher fährt er jeden Morgen anderthalb bis drei Stunden Velo, vorläufig noch ohne Motor. Täglich liest er zwei Zeitungen, daneben Sachbücher und Krimis, meist zwei Bücher parallel nebeneinander. Er pflegt familiäre und andere freundschaftliche Kontakte und hütet bei Bedarf mit seiner Frau, einer ehemaligen Juristin und Richterin, die Enkel im Alter zwischen 7 und 13 Jahren. Mit dem Älterwerden hat er kein Problem, im Gegenteil: «Ich fühle mich gesund und fit und geniesse es, heute all das nachzuholen, für das früher die Zeit fehlte.» TEXT UND FOTO: MONIKA FISCHER Der Luzerner Fritz Studer, 80, war unter anderem CEO und Präsident des Verwaltungsrats der Luzerner Kantonalbank LUKB. Nach seinem anspruchsvollen Berufsleben im Dienst der Wirtschaft geniesst er das Alter. Er reist viel mit seiner Frau Beatrice Studer-Birchmeier, wandert, schwimmt, liest gerne und verfolgt täglich das internationale Geschehen. «Als positiver Mensch glaube ich an das Gute»

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