Zenit Nr. 3, September 2023

Tilla Theus «Kämpfe für das Bessere, nur das Ergebnis zählt» 3|23 SEPTEMBER Blick in die Geschichte Zeitreise im Schloss Heidegg Herbstsammlung Jede Spende zählt Was macht eigentlich? Zu Besuch bei Fritz Studer SCHWERPUNKT: Das liebe Geld

SINFONIEKONZERT Michael Sanderling dirigiert Mozart & Mahler Solisten: Martin Helmchen (Klavier) und Chen Reiss (Sopran) MITTWOCH, 6. ODER DONNERSTAG 7. DEZEMBER 2023 19:30 UHR | KKL LUZERN, KONZERTSAAL PREISE REGULÄR: CHF 120 | 95 | 70 | 50 | 25 PREISE FÜR ZENIT-LESER: CHF 96 | 76 | 56 | 50 | 25 SINFONIEKONZERT Neujahrskonzert – Le Grand Tour d’Europe Bertrand de Billy dirigiert das Luzerner Sinfonieorchester Solist: Xavier de Maistre (Harfe) MONTAG, 1. JANUAR 2024 (17.00 UHR) DIENSTAG, 2. JANUAR 2024 (11.00 UHR) KKL LUZERN, KONZERTSAAL PREISE REGULÄR: CHF 135 | CHF 105 | 75 | 50 | 25 PREISE FÜR ZENIT-LESER: CHF 108 | 84 | 60 | 50 | 25 Möchten Sie kurzweilige Konzertabende in bester Gesellschaft verbringen? Und dabei grosse Musik erleben, die neue Welten öffnet? Bei den Sinfoniekonzerten des Luzerner Sinfonieorchesters sind Sie als besonderer Gast dabei. Als ZENIT-Leserinnen und -Leser erhalten sie für zwei Konzerte 20% Rabatt in den ersten drei Ticketkategorien. BERATUNG, TICKETS UND INFORMATION: Telefon +41 41 226 05 28 E-Mail: karten@sinfonieorchester.ch sinfonieorchester.ch BITTE DAS STICHWORT «ZENIT» ERWÄHNEN. BESTELLUNG: Oder senden Sie Ihre Bestellung mit Stichwort «ZENIT» inklusive Kopie Ihres Personalausweises an: Luzerner Sinfonieorchester, Pilatusstrasse 18, 6003 Luzern, E-Mail: karten@sinfonieorchester.ch Alle weiteren Highlights, alle Konzerte und Angebote, alle Informationen zur Saison 2023/24 finden Sie unter: sinfonieorchester.ch Zwei grosse Sinfonieerlebnisse mit dem Luzerner Sinfonieorchester im KKL Luzern. Inserat

EDITORIAL Ein herzliches Willkommen allen Neupensionierten in der «zenit»- Leserschaft Nicht nur an den kürzeren und kühleren Tagen spüren wir, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Dies ist auch an der alljährlichen Herbstsammlung von Pro Senectute, die heuer vom 18. September bis zum 28. Oktober stattfindet, sichtbar. Ein Viertel des gespendeten Geldes bleibt in der jeweiligen Gemeinde und wird für die Altersarbeit direkt vor Ort eingesetzt. Auf Seite 27 lernen Sie mit dem Generationen- und Begegnungsplatz ein wunderbares Projekt kennen, welches mit einem Teil des Rückbehaltes durch die Ortskasse mitfinanziert wurde. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. In der vor Ihnen liegenden «zenit»-Ausgabe dreht sich alles um «Das liebe Geld». So erzählen unter anderem eine Frau und vier Männer, wie sie sich ihr erstes (Sack-)Geld verdient haben. Bis vor einem Jahr hat Francesca Licciano ihre Finanzen selbst erledigt. Die zunehmende Digitalisierung bereitete ihr aber immer mehr Mühe. Dank der Hilfe von Jürg Hottiger, Treuhandberater von Pro Senectute, hat sie ihre Finanzen nun im Griff. Einmal im Monat gehen sie gemeinsam alle Rechnungen und sonstigen Ausgaben durch und erstellen ein Budget. Möchten auch Sie ältere Menschen bei administrativen Arbeiten unterstützen? Im Kasten zum Artikel auf Seite 13 erhalten Sie alle notwendigen Informationen rund um ein freiwilliges Engagement wie auch zum Infoabend am Dienstag, 14. November. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Mit dieser «zenit»-Ausgabe erhalten wiederum Neupensionierte zum ersten Mal das Magazin von Pro Senectute Kanton Luzern. Mit dem «zenit» informieren wir Sie vierteljährlich über alles Relevante rund ums Altern, bieten Hintergrund, Rat und viele persönliche Einblicke. Mit dem «zenit» werden Sie gut informiert älter. Das Magazin wird kostenlos versendet und ist eine von vielen Dienstleistungen, welche Pro Senectute den Seniorinnen und Senioren des Kantons bietet. Falls Sie kein physisches Magazin erhalten möchten, können Sie es mit einem Anruf oder einem Mail ganz einfach abbestellen. Vielleicht wäre dann unser monatlicher Newsletter etwas für Sie? Ruedi Fahrni Vorsitzender der Geschäftsleitung Pro Senectute Kanton Luzern Impressum Zenit ist ein Produkt von Pro Senectute Kanton Luzern Erscheint vierteljährlich Redaktionsadresse Zenit, Pro Senectute Kanton Luzern Maihofstrasse 76 Postfach 6002 Luzern 041 226 11 88 info@lu.prosenectute.ch Redaktion Esther Peter (Leitung) Robert Bossart Astrid Bossert Meier Heidi Stöckli (publizistische Leitung) Layout/Produktion Media Station GmbH Inserate lu.prosenectute.ch/Zenit Druck und Expedition Vogt-Schild Druck AG Gutenbergstrasse 1 4552 Derendingen Auflage 59 000 Abonnemente Für Spendende und club-sixtysix-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen 04 IM ZENIT Im Gespräch mit Tilla Theus. 10 EINKOMMENSARMUT Soziologe François Höpflinger über die Armutsquote bei Pensionierten. 12 TREUHANDDIENST Wie man dank Pro Senectute Kanton Luzern seine Finanzen in den Griff kriegt. 14 PERSÖNLICHKEITEN Eine Seniorin und vier Senioren verraten, wie sie ihr erstes Geld verdient haben. 18 ERGÄNZUNGSLEISTUNGEN Vorsicht bei Schenkungen. 20 PERSÖNLICHE VORSORGE Alles Wichtige über den Docupass. 23 WAS MACHT EIGENTLICH? Zu Besuch bei Fritz Studer. 24 BLICK IN DIE GESCHICHTE Zeitreise im Schloss Heidegg. 26 HERBSTSAMMLUNG Jede Spende hilft! 27 OV-TAGUNGEN Startschuss zur Herbstsammlung. 29 SPORTGRUPPEN Neue Sportleitende gesucht. 31 COACHING Wertvolle Unterstützung für betreuende und pflegende Angehörige. 32 AGENDA Was wann wo los ist. 37 DIGITALE MEDIEN Wie man seinen CO -Abdruck verringert. 39 GUT ZU WISSEN Wichtige Adressen von Pro Senectute. Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 3 inhalt

4 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 Die Grand Dame der Schweizer Architektur

Sie hat den eleganten Fifa-Hauptsitz gebaut, das archaische Gipfelrestaurant auf dem Aroser Weisshorn oder das Aufsehen erregende Gemeindehaus von Unterengstringen. Seit 54 Jahren prägt Tilla Theus die Schweizer Architektur. Kürzlich wurde die gebürtige Churerin mit dem Bündner Kulturpreis ausgezeichnet. Auf Rente hat die 80-Jährige «so gar keine Lust». Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 5 VON ASTRID BOSSERT MEIER Der Blumenstrauss mit Gladiolen und Sonnenblumen ist so ausladend, dass die zierliche Architektin dahinter fast verschwindet. Abgesehen davon ist Tilla Theus an diesem Sommerabend jedoch unübersehbar. Nicht etwa wegen ihres Hosenanzugs aus dunklem Satin, von dem Dutzende knallroter, gelber, grüner und blauer Herzen leuchten. Auch nicht wegen ihrer charakteristischen runden Hornbrille, die sie längst getragen hat, bevor die Form wieder trendig wurde. Sondern weil die 80-jährige Architektin Hauptperson des heutigen Anlasses ist, an dem sie von ihrem Heimatkanton mit dem Bündner Kulturpreis 2023 geehrt wird. Verwirrender Anruf Die Auszeichnung berührt und freut die gebürtige Churerin, die seit Jahrzehnten in Zürich lebt. Erwartet hat sie sie offenbar nicht. Denn als Regierungsrat Jon Domenic Parolini ihr die frohe Botschaft telefonisch ankündigen wollte, verstand sie den Grund seines Anrufs nicht. «Ich dachte, ich sollte eine Lobrede halten», erinnert sie sich. «Doch er sagte nie, über wen.» Erst da realisierte sie, dass sie selber die Geehrte ist. Laudator Köbi Gantenbein, langjähriger Chefredaktor und Verleger der Architekturzeitschrift «Hochparterre», beschreibt Tilla Theus an der Preisverleihung als Frau, die «alles auf eine Karte setzte» und in den letzten 54 Jahren ein reiches Werk erschaffen habe: «Altersheim und Kindergarten, Büro- und Gewerbebau, Hotel und Restaurant, Schule, Gemeindehaus und Turnhalle, Warenhaus, Palast für eine Firma, nobles Wohnhaus für den dicken Geldsäckel und Haus mit vielen Wohnungen für das günstige Wohnen.» Und der Bündner Regierungsrat Parolini ehrt die Architektin, weil sie als Baukünstlerin eigene Wege gehe «und sich in einer von Männern geprägten Welt durchgesetzt» habe. Durchsetzungskraft war tatsächlich gefordert. Denn der berufliche Weg von Tilla Theus war steinig. Mehr noch: «Er war viel härter, als ich ihn mir je vorgestellt hatte», sagt IM ZENIT Fotos: Raphael Hünerfauth sie rückblickend. In den 1960er-Jahren studierte die junge Bündnerin als eine von wenigen Frauen an der ETH Architektur. Abgesehen von kleinen Sticheleien bleibt diese Zeit in guter Erinnerung. «Mann oder Frau war kein Thema, Qualität allein zählte.» Als sie jedoch am Tag nach ihrer Diplomierung ein eigenes Architekturbüro eröffnete, wehte ihr eine deutlich steifere Brise entgegen. Nicht nur gegen die Konkurrenz musste sie sich behaupten, sondern auch gegen Paragraphen. In ihrem ersten Geschäftsjahr gewann Tilla Theus den Wettbewerb für den Um- und Neubau eines Altersheims mit Alterswohnungen in Mollis, bei welchem sie auch gleich die Bauleitung übernehmen sollte. Doch die Architektin war inzwischen in erster Ehe verheiratet. Gemäss altem Eherecht verlor sie damit ihre Mündigkeit in Finanzfragen. Das forderte einen Entscheid der Glarner Regierung: «Regierungsrat Kaspar Rhyner hatte ein Einsehen, dass ich meinen Beruf unmöglich ausüben konnte, wenn jeder Regierapport von meinem Mann hätte mitunterzeichnet werden müssen.» Also verfasste der Regierungsrat ein Schreiben, wonach die verheiratete Architektin für diesen Bau auch für finanzrelevante Themen unterschriftsberechtigt sei. «So war ich gerettet.» Unterschätzte Berufskollegin Selbst Jahre später kam es vor, dass man ihr als Frau die Arbeit am Bau nicht zutraute. Laudator Köbi Gantenbein spricht Klartext, wenn er in seiner Rede auf die damaligen «Herren Kollegen» zurückblickt, die «hauen und stechen, weil du, quirlige Frau mit pinken Schuhen und kräftigem Churer Dialekt, mit einem starken Entwurf auftauchst.» An der Kulturpreisübergabe schmunzelt Tilla Theus über diese blumige Formulierung. Doch sie birgt mehr Wahrheit, als man glauben möchte: Als die Architektin bereits ein Büro mit einem Dutzend Mitarbeitenden führte, setzte sie sich bei einem renommierten Wettbewerb gegen einen Berufskollegen durch. «Er liess mich zu sich kommen, war flan- «Mein beruflicher Weg war viel härter, als ich ihn mir je vorgestellt hätte.»

und erneut verwerfen, um endlich doch auf die richtige Spur zu kommen.» Was die Architektin bewirken will, fasst sie in einem einzigen Satz zusammen: «Mit dem Bau die Umgebung prägen und gleichzeitig für seine Bewohnenden im Innern ein Wohlbefinden erreichen.» Die Qualität eines Projekts sei auf den ersten Blick jedoch nicht immer wahrnehmbar, erklärt Tilla Theus. «Oft ist ein guter Bau Avantgarde und nimmt etwas vorweg, das erst noch kommen wird.» Das bedeute, dass sich die Bauherrschaft mit dem Werk beschäftigen müsse, um zu erkennen, welche Zukunfts-Qualitäten es beinhalte. Leider kiert von Anwalt und Bauleiter und eröffnete mir zu meinem grossen Erstaunen, dass er mich von dieser übergrossen Verantwortung entlasten möchte und eine Arbeitsgemeinschaft vorschlage, in der er den Lead hätte.» Tilla Theus lehnte dankend ab. Unabhängig den eigenen Weg gehen, kreative und unkonventionelle Ansätze suchen, durchdachte Konzepte ausarbeiten: Dafür zollt man Tilla Theus und ihrem interdisziplinären und Generationen übergreifenden Team schweizweit Anerkennung. Hinter dem Erfolg steckt harte Arbeit. «Die Lösung liegt nie auf der Hand. Sie zu finden, heisst Ansätze prüfen, verwerfen, neu beginnen 6 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 «Kämpfe für das Bessere. Nur das Ergebnis zählt.»

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 7 nehme man sich heute kaum mehr Zeit für diesen Prozess. Stattdessen werde eine Idee schnell mit einem «gefällt mir nicht» oder «schon gut, aber nicht hier» abgeschmettert. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Architektin eine «kreative Wut» in sich spürt. «Eine Wut auf die Ungerechtigkeit, die das Schöpferische negiert.» Diese kreative Wut setze aber oftmals auch Visionen frei für eine neue Lösung, schiebt sie nach. Aufgeben ist keine Option. Auch Jahrzehnte nach ihrem Studienabschluss hält Tilla Theus die Worte ihres ETH-Professors Heinrich Bernhard Hoesli hoch: «Kämpfe für das BesTilla Theus wurde 1943 in Chur geboren und wuchs mit zwei Geschwistern in einer traditionellen Familie auf. Nach der Matura studierte sie als eine von wenigen Frauen an der ETH Architektur. 1969 gründete sie ihr eigenes Architekturbüro. Die Tilla Theus und Partner AG beschäftigt heute 18 Mitarbeitende. Nebst Neubauten hat sich ihr Büro mit der Projektierung und Ausführung von Umbauten und Sanierungen von denkmalgeschützten Objekten sowie Innenarchitektur und Raumdesign einen Namen geschaffen. Tilla Theus ist in zweiter Ehe mit Andrea Fritz, ihrer Jugendliebe, verheiratet. Sie lebt in Zürich und Valbella. www.tillatheus.ch Zur Person sere. Wie viel Mehrarbeit das auch immer bedeutet, ist später irrelevant. Nur das Ergebnis zählt.» Das Beste geben, sich für die eigenen Ideen einsetzen, das hat Tilla Theus nicht erst im Berufsleben gelernt, sondern bereits als Kind. Wobei sie sagt: «Wir hatten eine schöne Kindheit, auch wenn es eine Familie nach altem Muster war.» Ihr Vater Arno Theus, Regierungsrat und späterer Bündner Ständerat, war eine Autorität. Während des Mittagessens lief immer das Radio. Die drei Kinder hatten zu schweigen, wenn Heiner Gautschy aus New York berichtete. «Danach sagte der Papa seine «Ich hatte eine schöne Kindheit. In einer Familie nach altem Muster.»

Inserate 8 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 Meinung und er wollte auch unsere Meinung hören», erinnert sich Tilla Theus. «Das hat uns gelehrt, zu begründen, auch mal zu kontern – erfolgreich waren wir nur, wenn wir sehr gute Argumente hatten.» Mutiger Primarlehrer Der Vater war wohl stolz auf seine clevere Tochter, die sich zudem im Jugendparlament engagierte. Doch für ihre Zukunft hatte er klare Vorstellungen. Tilla Theus erinnert sich, wie sie und ihre Geschwister jeweils nach der Schule am grossen, quadratischen Küchentisch sassen und Hausaufgaben machten. An drei Seiten je ein Kind, an der vierten Tischseite die Mutter, die mit der Schreibmaschine Papierarbeit für ihren Mann erledigte. Ob sich der Vater eine ähnliche Rolle für seine Tochter vorgestellt hatte? Jedenfalls plante er, sie nach der Sekundarschule in die Handelsschule zu schicken. Es kam bekanntlich anders. Und das hat Tilla Theus nicht zuletzt ihrem damaligen Primarlehrer zu verdanken. Frisch ab Lehrerseminar hatte er den Mut, beim Regierungsrat und Erziehungsdirektor Theus vorzusprechen und für dessen Tochter das Gymnasium vorzuschlagen. «Das brachte meinen Vater ins Dilemma», sagt Tilla Theus. «Er achtete den Mut des jungen Lehrers, aber er konnte sein Gesicht nicht verlieren.» Also legte der Vater eine Bedingung für seine rebellische Tochter fest: Besteht sie die Sekundarprüfung als eine der drei Besten, darf sie die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium absolvieren. Sie schaffte das Kunststück und der Vater hielt sein Wort. Dennoch zog Tilla Theus nach der Matura nach Zürich und lebte dort – abseits des väterlichen Einflusses – ein einfaches Studentinnenleben. Auch ihr Büro eröffnete sie nach dem Studium nicht in Chur, sondern in Zürich. «Der Vater also, Arno Theus, hat Tilla ins Unterland getrieben», formuliert es Köbi Gantenbein in seiner Rede bei der Kulturpreisverleihung.Tilla Theus hätte es vielleicht nicht so brüsk formuliert, doch sie bestätigt die Fakten. «Ich war stets die Kleine vom Grossen. So kann man kein eigenes Büro führen. So blieb ich in Zü- «Ich war stets die Kleine vom Grossen. So kann man kein eigenes Büro führen.» Rigert Treppenlifte | www.rigert.ch | info@rigert.ch Treppen- & Plattformlifte Sofort Verfügbar! Schweizweit vertreten 041 854 20 10 Erfolg beginnt mit einem ersten Gespräch. Erfahren Sie in einem persönlichen Gespräch mehr über Ihre individuellen Anlagemöglichkeiten. raiffeisen.ch/horw Jetzt Beratungstermin vereinbaren. Vorsitzender der Bankleitung Raiffeisenbank Horw Daniel Hofmann

IM ZENIT Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 9 Testen Sie unverbindlich und kostenlos die neuesten Hörgerätemodelle. Hörzentrum Schweiz – Ihrem Gehör zuliebe. Hörtest und Beratung, Probetragen, Optimierung jedes Hörgerätes Maihofstrasse 95 A, 6006 Luzern, T 041 420 71 91, hzs.ch rich und kam erst ab und zu zurück, als mein Vater im Ruhestand war.» Im Ruhestand wäre Tilla Theus inzwischen selber. Wäre. Denn auf Rente hat die 80-Jährige «so gar keine Lust». Sie würde ohnehin immer darüber nachdenken, welchen Beitrag sie noch leisten könnte, sagt sie. «Also mache ich es lieber mit meinem Team. Früher war ich die Jüngste, inzwischen halt die Älteste. Was soll’s?» Für sie gibt es wichtigere Fragen als das Alter. So viele Ideen möchte sie noch umsetzen. Ein lebendiges Quartier prägen beispielsweise, das die Lebensformen der Zukunft aufnimmt. Oder ein Museum bauen – nicht wegen Ruhm und Ehre, sondern weil sie mit einem gut konzipierten Museum die Hülle für eine vielfältige Nutzung erschaffen möchte, die «die Veränderung vorwegnimmt» und auch in zwanzig oder dreissig Jahren noch Bestand hat. Wer weiss, vielleicht geht dieser Traum in Erfüllung. Ihr Team arbeitet momentan an der Präqualifikation für ein Museum. Jetzt allerdings, an der Kulturpreisverleihung, ist der Moment, an dem selbst die unermüdliche Schafferin Tilla Theus für einen Moment innehält und sich feiern lässt. «Ich verneige mich vor dir und deinem Werk», schliesst Laudator Köbi Gantenbein seine Rede. Und nun steht die Architektin auf der Bühne im Saal des Churer Traditionshotels Marsöl, lächelt über den Blumenstrauss hinweg und als der Applaus nicht enden will, bringt sie das Publikum mit einer beschwichtigenden Handbewegung zum Schweigen. «I han e koga Freud», sagt sie in ihrem sympathischen Bündner Dialekt und dankt dem Kanton Graubünden dafür, dass er ein Zeichen setze, indem er erstmals eine Architektin mit dem Kulturpreis auszeichne. Das bedeute nichts Geringeres, als dass Architektur zur Kultur gehöre. Das sei in Zeiten, in denen gute Architektur von vielen Seiten unter Druck gerate, nicht selbstverständlich. Das Preisgeld von 30 000 Franken behält sie übrigens nicht für sich, sondern reicht es ans Kunstmuseum Chur weiter, das diesen Herbst eine Ausstellung über das junge Werk von Alberto Giacometti zeigt – jenem Künstler, der einst vom engen Gebirgstal Bergell nach Paris auswanderte und mit seiner Heimat dennoch sein Leben lang verbunden blieb. Genauso wie Tilla Theus. «Ein ruhiges Rentner- leben kann ich mir nicht vorstellen.»

Armut, geringe Bildung, tiefer Status und soziale Randständigkeit sind mit einem erheblich erhöhten Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden. Eine finanziell prekäre Lage im Alter belastet die psychische Gesundheit und trägt zu einem sozialen Rückzug bei. Arme Rentner und Rentnerinnen haben weniger Optionen, ihre Wohnlage positiv zu verändern, und sie leiden beispielsweise überdurchschnittlich häufig unter Strassenlärm. Alte Menschen, die in einem armen Haushalt leben, erfahren zudem häufiger Altersdiskriminierungen als solche, die in sicheren finanziellen Verhältnissen leben. Der Ausbau der Altersvorsorge nach 1948 ist – neben medizinischen Innovationen – eine wichtige Ursache für den Anstieg der gesunden Lebenserwartung der letzten Jahrzehnte. Die jahrhundertelange Gleichung «alt = arm» gilt seit den 1980er-Jahren als überholt. In den letzten Jahrzehnten haben sich Zahl und Anteil wohlhabender bis reicher älterer Menschen stark erhöht, wodurch die älteren Menschen zu einer wichtigen Nachfragegruppe auf vielen Konsum- und Finanzmärkten, aber auch auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt wurden. Allerdings ist das Rentenalter durch ausgeprägte soziale Ungleichheiten geprägt. Die 20% reichsten alleinstehenden Rentner und Rentnerinnen verfügen über ein vierfach höheres Bruttoeinkommen als die 20% ärmsten Alleinstehenden. Dasselbe Verhältnis von 1 zu 4 zeigt sich auch bei älteren Paaren. Im Gegensatz zu Behauptungen, dass sich die Altersvorsorge der Schweiz – etwa durch den Ausbau der beruflichen Vorsorge (BV) – für alle verbessert hat, zeigen genauere Analysen ein anderes Bild: In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Armutsquote bei Altersrentnern und Altersrentnerinnen nicht verringert. 1982 litten 15% der 65-jährigen und älteren Menschen unter Einkom10 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 mensarmut, 2020/22 waren es um die 16%. Aufgrund tieferer beruflicher Renten leiden im Alter bis heute mehr Frauen als Männer unter Armut (18% bei Frauen, 10% bei Männern). Steigende Lebenshaltungs- und Mietkosten können diese Zahlen aktuell in die Höhe treiben. Bezug von Ergänzungsleistungen Armut im Alter bleibt allerdings oft verdeckt, weil sich ärmere Menschen sozial zurückziehen. Viele einkommensschwache ältere Menschen können den normalen Alltag dank sparsamer Lebensführung lange Zeit bewältigen, bis eine grössere Rechnung (etwa Zahnarztrechnung, höhere Heizkosten usw.) auftritt. Gemäss Erhebung von Pro Senectute konnten sich 2022 gut 14% der Befragten im Pensionsalter eine unvorhergesehene Ausgabe von 2000 Franken nicht leisten. Kleine finanzielle Hilfeleistungen können hier wirksam sein. Längerfristig ist oft der Bezug von Ergänzungsleistungen notwendig. Tatsächlich erhöht sich der Anteil der EL-Bezügerinnen und ELBezüger mit steigendem Alter, auch weil im hohen Lebensalter Ergänzungsleistungen zur AHV zur Finanzierung von Pflegekosten bzw. Pflegeheimaufenthalten notwendig werden. In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Armutsquote bei Rentnern und Rentnerinnen nicht verringert. Soziologe François Höpflinger*erklärt, weshalb das so ist. *François Höpflinger (75) ist emeritierter Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich. Viele Jahrzehnte lang forschte er zu Alters- und Generationenfragen. Seit 2014 ist er Mitglied der akademischen Leitung des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich. Foto: Adobe Stock Einkommensarmut im Alter

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 11 ALTERSARMUT Nach neusten Berechnungen von Pro Senectute beziehen jedoch gut 16% der Rentnerhaushalte mit Anspruch auf Ergänzungsleistungen zur AHV diese Leistung nicht; sei es wegen fehlenden Wissens über ihre Rechte oder sei es aufgrund von Schamgefühlen, sozial abhängig zu werden. Frauen sind häufiger in einer Situation des EL-Nichtbezugs als Männer. Daneben sind Rentner und Rentnerinnen ausländischer Nationalität doppelt so häufig in einer Situation des Nichtbezugs als Schweizer Staatsangehörige. Den stärksten Effekt auf ein Nichtbeantragen von Ergänzungsleistungen zur AHV hat allerdings das Bildungsniveau. Etwas mehr als ein Drittel der Pensionierten mit einzig obligatorischem Schulabschluss beantragt keine EL, obschon sie einen klaren Anspruch aufweisen. Die Aufklärung älterer Menschen über ihre Rechte bleibt deshalb eine wichtige Aufgabe. Die Armutsbetroffenheit – in der reichen Schweiz – variiert regional wie sozial. So sind die Armutsquoten im Rentenalter in ländlichen Regionen der Schweiz – trotz teilweise geringerer Wohnkosten – höher als in städtischen Regionen. Im interkantonalen Vergleich zeigen sich die höchsten Armutsquoten im Tessin (2022: fast 30% einkommensarme AHV-Rentner und AHV-Rentnerin- – Fakten und Ursachen nen). Sozial betrachtet haben vor allem Bildungsniveau, ehemalige berufliche Position und Lebensform einen wichtigen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage im Alter: Menschen ohne nachobligatorische Ausbildung weisen im Alter ein höheres Armutsrisiko auf als solche mit einem Abschluss auf Tertiärstufe. Personen mit tiefer Bildung profitieren im Rentenalter von deutlich weniger gesunden Lebensjahren als besser ausgebildete Gleichaltrige. Daneben sind alleinlebende ältere Menschen häufiger einkommensschwach als Menschen, die als Paar leben, sei es, weil Paare sich finanziell gegenseitig unterstützen können, oder sei es, weil Scheidung oder Tod des Ehepartners zur Verschlechterung der finanziellen Lage beitragen. Gleichzeitig zeigen sich weiterhin ausgeprägte geschlechtsbezogene Unterschiede. Frauen beziehen seltener Renten aus der zweiten Säule als Männer (50% versus 71%) und wenn sie dies tun, sind diese durchschnittlich rund 47% tiefer als jene der Männer. Dies hat mit familienbedingten Erwerbsunterbrüchen und häufiger Teilzeitarbeit, teilweise aber auch mit früheren Karriere- und Lohndiskriminierungen von Frauen zu tun. 1. Säule als wichtigste Einkommensquelle Sozialpolitisch zentral ist die Feststellung, dass weiterhin gut drei Viertel der Einkommen im Rentenalter auf Renteneinkommen (AHV, BV) basieren. Vermögenserträge oder Lohneinkommen im Rentenalter spielen nur für eine geringe Gruppe (von eher wohlhabenden Personen) eine Rolle. Für 80% der alleinstehenden Altersrentner und Altersrentnerinnen ist die 1. Säule (AHV) die weitaus wichtigste Einkommensquelle und bei älteren Paaren gilt dies für 60%. Insgesamt gesehen ist die wirtschaftliche Absicherung im Alter somit stark von sozialpolitischen Regelungen abhängig. Daran hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum etwas verändert. Auch für die nächsten Jahre ist – unabhängig von einer eventuellen Zunahme an erwerbstätigen AHV-Rentnern und AHV-Rentnerinnen –keine grundsätzliche Veränderung absehbar. Literaturhinweis Bundesamt für Sozialversicherung (2023), Wirtschaftliche Situation der Alleinlebenden in der Schweiz, Bern. Bundesamt für Statistik (2020), Armut im Alter, BFS-Aktuell, Oktober 2020, Neuchâtel. Bundesrat der Schweiz (2022), Erfassung des Gender Overall Earnings Gap und anderer Indikatoren zu geschlechtsspezifischen Einkommensunterschieden. Bericht des Bundesrats in Erfüllung des Postulats 19.4132, Marti Samira vom 25. Sept. 2019, Bern (7. Sept. 2022) Meuli, Nora; Knöpfel, Carlo (2021) Ungleichheit im Alter. Eine Analyse der finanziellen Spielräume älterer Menschen in der Schweiz, Zürich: Seismo.

VON ROBERT BOSSART Die Zweizimmerwohnung am Stadtrand von Luzern ist klein, die Möbel sind einfach, aber die Einrichtung ist gemütlich, auch die Katze und der Hund von Francesca Licciano scheinen sich wohlzufühlen. Und die Bewohnerin, die mit ihren 74 Jahren aussieht, als wäre sie erst gerade 60 geworden, strahlt zufrieden. Dass sie fast ihr ganzes Leben lang jeden Rappen umkehren musste und mit sehr wenig Geld lebte, sieht man ihr nicht an. Das entbehrungsreiche Leben scheint mehr oder weniger spurlos an ihr vorübergegangen zu sein. Sie lacht und meint nur: «Ich habe wohl ein Urvertrauen, um das mich viele beneiden. Trotz allem, was mir das Leben an Schwierigkeiten beschert hat, ging es mir psychisch immer gut.» Neben ihr sitzt Jürg Hottiger, ihr Treuhandberater von Pro Senectute. Einmal im Monat sitzen die beiden zusammen und gehen alle Rechnungen und sonstigen Ausgaben durch. Er ist auch pensioniert und leistet ehrenamtlich diesen Einsatz. «Ich bin eigentlich ihr Buchhalter.» Er hat für alle Geschäftsbeziehungen Vollmachten und zahlt für sie sämtliche Rechnungen. Sie hebt vom Konto das Haushaltsgeld ab, das sie für den Monat benötigt. Mit 937 Franken AHV und rund 2000 Franken Ergänzungsleistungen beträgt ihr monatliches Budget knapp 3000 Franken. Mit der Miete von knapp 1300 Franken bleibt damit nicht mehr viel für alles andere. Aber Francesca Licciano reicht das, sie kann damit umgehen. «Sie hat ihr Budget gut im Griff», bestätigt Jürg Hottiger. «Es ist beeindruckend, zu sehen, wie sie mit ihren bescheidenen Mitteln klarkommt.» Für ihn ist es zentral, dass sie sich gegenseitig vertrauen. So kann die Rentnerin frei über ihr Konto verfügen. Es gibt andere Mandate, bei denen der Treuhandberater stärker kontrollieren muss, dass die Finanzen im Lot bleiben. Für Francesca Licciano ist es wichtig, dass sie nicht zu stark bevormundet wird. «Ich bin froh um die Unterstützung, aber auch darum, dass ich die Freiheit über meine Mittel behalte.» Wie lebt man mit so wenig Geld? Die 74-Jährige schmunzelt. Sie besitzt jede Menge Erfahrung darin, mit 12 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 knappem Budget über die Runden zu kommen. «So viel wie heute hatte ich früher fast nie zur Verfügung.» Klar, es sei immer noch bescheiden, aber sie komme gut zurecht damit. «Ich lebe sehr einfach, das bin ich mir von früher her gewohnt.» Ab und zu kann sie es sich leisten, sich mit einer Freundin im Coop-Restaurant zum Mittagessen zu verabreden, was sie sehr schätzt. «Ansonsten schaue ich darauf, dass ich günstig einkaufe, obwohl ich auch auf gesunde Ernährung schaue.» Auf Extras wie teure Kleider, neue Möbel oder Konzertbesuche verzichtet sie. Zunehmend überfordert Den Dienst von Pro Senectute hat sie nicht in Anspruch genommen, weil das Geld nicht reicht, sondern vor allem, weil sie sich mehr und mehr überfordert fühlte von der zunehmend komplexen administrativen Arbeit. «Ich habe meine Finanzen immer selber erledigt. Bis ich letztes Jahr merkte, dass ich langsam den Überblick verliere und teilweise nicht mehr wusste, ob ich eine Rechnung bereits bezahlt hatte oder nicht.» Dann seien die Einzahlungsscheine mit QR-Code gekommen, mit denen sie nie so richtig zurecht kam. Die fortschreitende Digitalisierung bereitet ihr Mühe. «Ich habe zwar ein Handy, aber nur schon, wenn ich etwas googeln will, funktioniert es irgendwie nicht.» In den letzten Jahren habe sich so viel verändert, das sei ihr irgendwann zu mühsam geworden, seufzt sie. «Deshalb bin ich froh um die Hilfe von Jürg Hottiger.» Dabei ist Francesca Licciano eine, der selten etwas zu mühsam wurde im Leben. Obwohl sie einigen Grund gehabt hätte, sich so zu fühlen. Sie musste sich ohne jegliche Ausbildung durchs Leben schlagen. Als junge Frau begann sie zwar in Italien mit der Ausbildung zur Lehrerin, brach diese dann aber ab. «Mein Papa war zu ehrlich, und da man damals fast nur mit Schmiergeldern zu einer Anstellung kam, liess ich es bleiben.» Dann versuchte sie Mit gut 900 Franken AHV und ohne Pensionskasse: Francesca Licciano musste ihr ganzes Leben lang mit wenig Geld leben. Mit Hilfe des Treuhanddiensts hat sie ihre Finanzen im Griff und kann sogar ab und zu mal auswärts essen gehen. TREUHANDDIENST «Ich bin es gewohnt, schmal durchzumüssen» Foto:Adobe iStock

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 13 es mit einer Schneiderinnen-Lehre in Florenz. Als sie länger krank war, wurde sie entlassen. Da ihre Mutter Schweizerin war, schickte man sie schliesslich zu ihrer Grossmutter in die Schweiz, wo sie in einer Fabrik in St. Margarethen Arbeit fand und ihren späteren Mann kennen lernte. Ein Leben als alleinerziehende Mutter Sie wurde Mutter und die junge Familie lebte elf Jahre in Deutschland, wo sie bis zur Geburt des dritten Kindes in einem Krankenhaus arbeitete. Dann zogen sie nach Italien, bis es dann zur Trennung kam. Francesca Licciano kehrte allein mit ihren vier Kindern in die Schweiz zurück. Schliesslich starb eines ihrer Kinder im Alter von 23 Jahren. «Das war mein letzter grosser Schicksalsschlag in meinem Leben», versichert sie. Viele Jahre arbeitete die alleinerziehende Mutter Teilzeit im Personalrestaurant der St. Anna Klinik. Natürlich reichte das nicht, um die Familie zu ernähren, weshalb sie auf Sozialhilfe angewiesen war. Auch damals schon fiel sie mit ihrer bescheidenen, freundlichen Art auf. «Auf dem Sozialamt fragten sie mich ab und zu, ob ich nicht noch etwas obendrauf für meine Kinder brauche. Aber ich fand eigentlich immer, dass ich ja schon genug erhalte.» Einmal ermöglichte ihr das Sozialamt einen Ferienaufenthalt im Tessin mit ihren Kindern, einige Male verInfoveranstaltung für Freiwillige Immer mehr ältere Menschen brauchen Hilfe bei der Erledigung ihrer finanziellen und administrativen Arbeiten. Sind Sie in Pension oder stehen kurz bevor? Möchten Sie Ihre Fähigkeiten weiterhin für ältere Menschen einsetzen? Mit Ihrer Fachkompetenz helfen Sie älteren Menschen, den komplexen Alltag besser zu bewältigen. Gerne informieren wir Sie unverbindlich und persönlich. Dienstag, 14. November, 17 bis 18.30 Uhr, Maihofstrasse 76 Information und Anmeldung: treuhand@lu.prosenectute.ch; Telefon 041 226 19 73 brachte sie die Sommerferien in Rimini. «Ich bin es mir schon mein ganzes Leben gewöhnt, schmal durchzumüssen», sagt sie. Sie hat gelernt, mit Bescheidenheit das Leben zu meistern, davon profitiert sie heute. «Ich bin nicht fixiert darauf, immer mehr und noch mehr zu besitzen. Ich brauche das nicht, es sind andere Dinge, die mich zufrieden machen im Leben.» Freunde, ihre Tiere, der Kontakt zu ihren Kindern und ihrer Familie. Geld zum Schminken beispielsweise benötigt sie nicht. «Die Leute sagen mir immer, ich sei auch so hübsch genug.» Wieder erstrahlt sie und schaut zu ihrem Treuhandberater hinüber. «Ich bin so glücklich, dass ich jemanden habe, der mich so toll unterstützt.» Überhaupt sei sie gesegnet, dass sie in ihrem Leben fast immer auf gute Menschen getroffen sei. «Vielleicht ja auch, weil ich selber eine ehrliche Haut bin.»

14 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 PERSÖNLICHKEITEN Wie war das damals, als der erste Batzen verdient, das erste Sackgeld erwirtschaftet wurde? Wie gross war die Freude und was geschah mit dem Geld? Seniorinnen und Senioren im Haus Ibenmoos am Lindenberg im Luzerner Seetal erinnern sich an ihre meist entbehrungsreiche Kindheit. TEXT UND FOTOS: ROBERT BOSSART «Sackgeld gab es früher bei uns nicht» Mein erstes verdientes Geld «Sackgeld? Davon hat zu meiner Zeit niemand geredet, das gab es damals nicht. Ich ging in Ennetmoos bei den Klosterfrauen sechs Jahre zur Schule und eigentlich hätte ich nach Stans in die Sek kommen sollen, aber es hiess, ich müsse helfen. Mein Vater war Waldarbeiter und verdiente nicht viel, zudem war er eine ewige Zeit im Dienst an der Grenze, schliesslich war Krieg. Meine Mutter half auf anderen Höfen aus, machte die grosse Wäsche und arbeitete tagelang mit der Sense. Als Zweitälteste musste ich zu den Geschwistern schauen, Mittagessen kochen, jäten, Holzböden auf den Knien schrubben und so weiter. Im Ennetmooser Trachenried waren 400 Polen interniert. Dort mussten wir helfen, wir gingen zum Beispiel Bohnen auflesen nach der Schule, dafür bekamen wir 5 Rappen auf die Stunde. Aber das Geld konnte ich nicht für mich behalten. Mit 15 trat ich meine erste Stelle an als Mädchen für alles beim Nachbar. 15 Franken Monatslohn erhielt ich, Ferien oder Freizeit gab es nicht. Von morgens früh bis abends arbeiten, nur am Sonntagnachmittag hatte ich frei, aber um halb vier musste ich wieder in der Scheune sein. Das waren andere Zeiten. Ich erinnere mich genau, wie ich nach den ersten drei Tagen heimkam und mich beklagte, dass es so streng war. Meine Mutter sagte nur, ich solle ins Bett gehen. Drei Jahre lang bin ich nicht mehr gewachsen, weil die Arbeit so viel Energie kostete. Später hatte ich selber elf Kinder und lebte in Ballwil, weniger anstrengend waren diese Zeiten auch nicht. Aber die Freude an den Kindern war immer gross. Alle haben es schliesslich zu etwas gebracht und arbeiteten immer viel.» Christine Hess, 93

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 15 «Wir waren neun Kinder, meine Eltern hatten eine Liegenschaft in Zuckerriet bei Wil im Kanton St. Gallen. Mein Vater ging auswärts arbeiten, darum mussten wir umso mehr daheim mit anpacken. Sackgeld? Da muss ich etwas studieren. Ich weiss noch, wie wir am Sonntag helfen mussten, die Kegel von der Kegelbahn draussen vor der Wirtschaft aufzustellen. Nach einem Spiel bekamen wir Kegelbuben normalerweise etwas. Aber eben nur normalerweise. Es ging nicht immer so ehrlich zu und her, zum Teil wurden wir um unser Sackgeld betrogen. Darum war ich froh, wenn der Pfarrer am Sonntagnachmittag auch in die Wirtschaft kam. Der hatte ein Motorrad und wenn er auftauchte, waren wir glücklich, weil sich dann niemand getraute, uns über den Tisch zu ziehen. Aus heutiger Sicht waren die Sonntage ziemlich streng, obwohl es eigentlich der einzige freie Tag hätte sein sollen. 45 Minuten dauerte der Weg zur Kirche am Vormittag, dann zurück zum Mittagessen und am Nachmittag wieder hin zur Kirchenlehre. Und später dann in die Wirtschaft. Das war so um 1939 herum, und es herrschte Krieg. Deshalb konnte ich das verdiente Geld nicht «Wir verdienten fast nichts» einfach verputzen, sondern musste es hergeben, um Holzschuhe oder Stiefel zu kaufen. Für Luxus wie Süsses hatten wir kein Geld. Aber schliesslich ging es den anderen Familien ähnlich, wir waren trotzdem zufrieden. Ich hatte eine sehr liebe Mutter. Wenn der Vater am Sonntag in die Beiz zum Jassen ging und wir zu Hause blieben, gingen wir Beeren pflücken und machten ein feines Müesli. Er vergnügte sich auswärts, dafür konnten wir es zu Hause schön haben und auch etwas Gutes zu essen bekommen. Auch später hatten wir nie Geld für die Dinge, die nicht absolut nötig waren. Zu essen hatten wir genug, aber für Extras reichte es nie. Auch in den folgenden Jahren, als ich geheiratet habe und wir 1940 nach Herrlisberg kamen, mussten wir sehr streng arbeiten und verdienten fast nichts. Dann gingen wir für fünf Jahre nach Kanada, wo ich in der Molkerei meines Bruders arbeiten konnte. Schlecht hatten wir es nie, auch als Kind nicht. Wir hatten stotziges Land und konnten im Winter auf selbst gebauten Fassdubelis Ski fahren. Das machte Spass. Und ich war 70 Jahre lang verheiratet, das kommt nicht gerade häufig vor.» «Die ersten Batzen gab es fürs Mäuse- fangen auf den Feldern. Und am Donnerstag, wenn wir frei hatten und zur Christenlehre gingen, halfen wir noch beim Heuen und am Abend beim Abladen. Und Heuferien hatten wir auch, da gab es mal einen Franken oder zwei. Vor der Schule hat uns der Vater um Viertel nach fünf geweckt und wir mussten im Stall die Kühe anrüsten. Später, als die Melkmaschine kam, half ich auch mit und brachte nach dem Melken die Milch in die Käserei. Verwöhnt wurden wir nicht. Wir waren vier Geschwister und sind auf einem Hof in Ballwil aufgewachsen. Ich habe noch Hasen gezüchtet und konnte das Kilo dann für drei bis vier Franken verkaufen. Das hat etwas Sackgeld gegeben. Manchmal durften wir etwas kaufen damit, aber das meiste Geld kam auf die Bank. Später, als ich eine Schnapsbrennerei gekauft habe, brauchte ich das Geld. Ich habe die Landwirtschaftsschule absolviert und auf einem Hof gearbeitet, später war ich dann bei Emmi.» «Das meiste Geld kam auf die Bank» Fridolin Aregger, 80 Alois Odermatt, 95

AM . OKTOBER GRÜNE WÄHLEN LISTE MICHAEL TOENGI NATIONALRAT LAURA SPRING STÄNDERAT Für eine enkelfreundliche Zukunft GRÜNE wählen

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 17 PERSÖNLICHKEITEN «Das Geld vom Mäusefang landete im Kässeli» «Mit einer Eisenfalle, die wir in die Löcher steckten, haben wir als Kinder Mäuse gefangen – bei uns und auf dem Land der Nachbarn. Bei schlechtem Wetter erwischten wir am meisten und verdienten entsprechend besser. Das Geld landete in einem Kässeli, damit ging unser Vater zur Bank. Er brauchte unseren Verdienst, um die Schulden für die Liegenschaft in Büron abzubezahlen. Eigentlich habe ich mein erstes selbstverdientes Geld erst mit 45 Jahren gehabt, als ich geheiratet habe. Vorher habe ich mein Geld eigentlich immer den Eltern gegeben, die mir dann mein Sackgeld auszahlten. Wir lebten möglichst einfach, ohne Luxus, ohne Ferien. Ich erinnere mich, wie ich in der RS das erste Mal in meinem Leben eine Zwanzigernote in den Händen gehalten habe.» «Wir waren neun Kinder auf einem Bauernhof in Eich. Die Meitschis nicht, aber wir vier Buben steckten Fallen in die Mäuselöcher auf den Feldern. Pro Maus verdienten wir 20 Rappen. Ich weiss nicht mehr, wie viele Mäuse wir jeweils gefangen haben. Aber ich erinnere mich, wie wir mit dem Geld für den 1. August Feuerwerk kauften, wir nannten sie «Schwiizer Chracher», mit denen wir es so richtig chlöpfen liessen. Wir waren nicht reich, darum waren wir froh, etwas Sackgeld zu verdienen. Auf dem Hof hatten wir über 100 Kirschbäume, da gab es zur Erntezeit «Ab und zu bekam ich einen Batzen» viel zu tun und ich konnte mir auch da ein kleines Sackgeld verdienen. Bereits im Vorschulalter stiegen wir auf die Leitern rauf und pflückten Kirschen. Später habe ich dann auch im Stall und auf dem ganzen Hof mit angepackt und so ab und zu einen Batzen bekommen. Gebraucht haben wir das Geld dann vor allem an der Chilbi, um Lebkuchen und Süssigkeiten zu kaufen. Zwei Franken, das war damals schon was, damit konntest du etwas anfangen.» Josef Wyss, 86 Alfred Aregger, 82

18 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 Reicht die Rente nicht für die Bezahlung der Altersheimrechnung, erhält man Ergänzungsleistungen. Allerdings nur, wenn das Vermögen unter eine bestimmte Grenze sinkt. Grosszügige Geldgeschenke werden dabei aufgerechnet – selbst wenn sie Jahre her sind. Foto: Adobe Stock Geld verschenken will VON ASTRID BOSSERT MEIER Weitsichtig planen und die Angelegenheiten frühzeitig regeln. Das wollten die Eltern von Anna Meier*, als sie 65 Jahre alt waren. Sie liessen sich von einem Notar beraten und verschenkten den grösseren Teil ihres Vermögens, das sie sich mit ihrem KMU hart erarbeitet hatten, ihren vier erwachsenen Kindern. Für sich selbst behielten sie 200000 Franken. 25 Jahre sind seither vergangen. Nun sind die Eltern von Anna Meier hochbetagt und leben seit zwei Jahren im Altersheim. «Ich habe gelesen, dass Ergänzungsleistungen beantragt werden können, sobald das Vermögen eines Ehepaares unter 200000 Franken sinkt»,

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 19 ERGÄNZUNGSLEISTUNGEN gut überlegt sein sagt Anna Meier. Also stellte sie einen EL-Antrag. Schon diesen Schritt empfand sie als unangenehm, weil sie in die Rolle der Bittstellerin gelangte. Noch grösser war das Unbehagen, als das EL-Gesuch abgelehnt wurde. Der Grund: Die grosszügige Schenkung an die Kinder wurde als freiwilliger Vermögensverzicht angerechnet – selbst, wenn sie über zwei Jahrzehnte zurückliegt. Gemäss Berechnung lag das Vermögen nun deutlich über der Schwelle, die zum Bezug von Ergänzungsleistungen berechtigt hätte. Das Ehepaar musste deshalb nebst der Rente auch einen beträchtlichen Teil der 200000 Franken Erspartes für die Bezahlung der Heimrechnungen aufwenden. Geld verschenken ist keineswegs verboten. Jedoch werden verschenkte Beträge bei der Berechnung für Ergänzungsleistungen hinzugerechnet, als wäre das Vermögen noch vorhanden. Für jedes zurückliegende Jahr sinkt der angerechnete Betrag um 10000 Franken. Durch diese Regelung, die seit 1990 in Kraft ist, reduzierte sich die anrechenbare Schenkung von Anna Meiers Eltern in den letzten 25 Jahren kontinuierlich und seit kurzem erhält das Paar nun Ergänzungsleistungen. Für Anna Meier ist das ein schwacher Trost. Sie findet schlicht ungerecht, wie sparsam ihre Eltern heute leben müssen, damit das verbliebene Vermögen nicht zu schnell schmilzt – und dies, obwohl sie ihr Leben lang hart gearbeitet, Steuern bezahlt, als Selbstständigerwerbende nie Kinderzulagen und auch keinen einzigen Franken Arbeitslosentaggeld oder Sozialhilfe bezogen hätten. Andrea Ramseier weist auf die Optik der Gesetzgebung hin. Die Treuhänderin mit eidg. Fachausweis arbeitet als Bereichsleiterin Treuhand+Steuern bei Pro Senectute Kanton Luzern. Ihr Team bietet älteren Menschen unabhängige Beratung und Unterstützung bei finanziellen und administrativen Fragen. Andrea Ramseier stellt klar: «Kindern zu Lebzeiten etwas zu verschenken, ist zwar schön, doch eine Schenkung muss gut überlegt sein.» Sie rät dringend, eine Übersicht über das ganze Vermögen und ein Budget für das Alter zu erstellen und dabei verschiedene Varianten durchzurechnen. Aufgrund der Beratung beim Notar waren Anna Meiers Eltern davon ausgegangen, dass das Geldgeschenk an die Kinder nach einigen Jahren «verjähren» würde. Diese Aussage hört Andrea Ramseier immer wieder. «Sie ist aber falsch. Es gibt Verjährungsfristen im Steuer- und Erbrecht. Doch bei der EL-Berechnung werden Schenkungen immer aufgerechnet.» Die Treuhänderin führt weiter aus: «Hätten ihre Eltern kein Geld verschenkt, wäre ihr Vermögen heute deutlich höher. Dieses müssten sie ebenfalls bis zur Vermögensgrenze von 200000 Franken für Ehepaare beziehungsweise 100000 Franken für Einzelpersonen aufwenden, bis Ergänzungsleistungen beantragt werden können. Aber sie wären finanziell besser abgesichert, um ihren gewohnten Lebensstandard weiterführen zu können.» Anna Meier sagt, ihre Eltern müssten im Altersheim sehr bescheiden leben und würden sogar auf den Besuch im hauseigenen Café verzichten. Grundsätzlich sieht ein EL-Budget monatlich 352 Franken pro Person für persönliche Ausgaben vor. «Ist jemand noch rüstig und geht gerne mal aus dem Haus oder gönnt sich das eine oder andere Plus, wird es knapp», so die Erfahrung der ProSenectute-Sozialberatung. Oftmals genüge dieser Betrag jedoch für persönliche Ausgaben. Simon Gerber, Bereichsleiter Sozialberatung von Pro Senectute Kanton Luzern, rät, ein Budget zu erstellen und dabei auch Fixkosten sorgfältig zu überprüfen und insbesondere zu überdenken, ob allfällige Zusatzversicherungen im Altersheim noch Sinn machen beziehungsweise überhaupt finanziert werden können. Braucht man juristische Beratung? Allen Argumenten zum Trotz ist Anna Meier unzufrieden mit der Situation ihrer Eltern und fühlt sich schlecht beraten. Nicht nur wegen der knappen Finanzen, sondern auch, weil sie stundenlang mit Paragraphen und Formularen kämpfte. «Die Materie ist tatsächlich sehr komplex und bedarf ausführlicher Erklärungen», sagt Simon Gerber. Bei Internet-Recherchen stosse man oft an Grenzen. Er verweist jedoch auf die Informationen der Ausgleichskassen oder die Möglichkeit, mit dem EL-Rechner auf der Website von Pro Senectute einen möglichen Anspruch fiktiv durchzurechnen. Bei knappen Budgets bietet sich auch die Pro-Senectute-Sozialberatung als unabhängige erste Anlaufstelle an. Eine juristische oder treuhänderische Beratung empfehle sich insbesondere bei Schenkungen von Liegenschaften oder Erbverträgen. Beide Experten raten der Tochter des hochbetagten Ehepaars, die positiven Aspekte des Schweizer Sozialsystems nicht zu vergessen: «Dank Ergänzungsleistungen können sich in der Schweiz alle einen Aufenthalt im Alters- und Pflegeheim leisten. Das ist doch grundsätzlich etwas Gutes.» (*Namen der Redaktion bekannt)

20 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 Vor zehn Jahren trat das Kinder- und Erwachsenenschutzrecht in Kraft. Als wichtige Neuerung schuf der Gesetzgeber eine rechtliche Grundlage für die Patientenverfügung sowie den Vorsorgeauftrag und stärkte damit unter anderem das Selbstbestimmungsrecht. Vorbei waren die Zeiten, in denen ein staatlich bestimmter Vormund automatisch die Betreuung übernahm. Nun gilt es, die Möglichkeiten der Selbstbestimmung auch zu nutzen und in allen Bereichen vorzusorgen. Die persönliche Vorsorge beschäftigt sich mit wichtigen Fragen im Falle einer Urteilsunfähigkeit. Das reicht bei Krankheit oder Unfall von lebenserhaltenden Massnahmen bis zu Sterbebegleitung oder im Todesfall von der Beerdigung bis zur Erbschaft. Der Vorsorgeauftrag und die Patientenverfügung bilden die zentralen Elemente des Vorsorgedossiers Docupass von Pro Senectute. Vorsorgeauftrag Der Vorsorgeauftrag regelt die Vertretung Ihrer Interessen durch eine von Ihnen bestimmte Person in den Bereichen Personensorge, Vermögensverwaltung und Vertretung im Rechtsverkehr. Die Bekanntheit des Vorsorgeauftrags nimmt zu, dennoch verfügen lediglich drei von zehn Personen in der Schweizer Bevölkerung über einen ausgefüllten Vorsorgeauftrag. Einen Vorsorgeauftrag zu erstellen, macht in jedem Alter Sinn. Nutzen Sie Ihre Selbstbestimmungsrechte Es ist ratsam, sich rechtzeitig mit dem Vorsorgeauftrag und der Patientenverfügung zu beschäftigen und sich zu überlegen, was man im Falle einer Urteilsunfähigkeit möchte und was nicht. Verheiratete Paare können sich gegenseitig umfassende Vertretungsrechte zusichern (z.B. der Erwerb oder Verkauf von Grundeigentum). Für unverheiratete Personen besteht die Möglichkeit, sich gegenseitig Vertretungsrecht zuzusprechen. Und für alleinstehende Personen eröffnet dieses Rechtsinstrument beispielsweise die Möglichkeit, eine Person des Vertrauens einzusetzen. Das Wichtigste ist, eine Person einzusetzen, der man absolut vertraut und die gut informiert ist, über die eigenen Ansichten und Werte. Der Vorsorgeauftrag muss von Anfang bis Ende von Hand geschrieben oder notariell beurkundet werden. Er tritt erst in Kraft, wenn die Urteilsunfähigkeit eingetreten ist und eine Validierung durch die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde stattgefunden hat. Selber bestimmen Mit einer Patientenverfügung bestimmen Sie selber, wie Sie medizinisch behandelt und gepflegt werden wollen, falls Sie urteilsunfähig Hier finden Sie alle unterstützenden Angebote von Pro Senectute rund um die persönliche Vorsorge! Pro SenectuteINFO: «Vorsorgen fürs Alter»: 25. Januar 2024, 18.30 Uhr, im LZ-Auditorium bei der Maihofstrasse 76 in Luzern. (s. Seite 35). Gespäche mit engsten Vertrauten helfen, sich über seine Wünsche klar zu werden. Foto: Adobe Stock

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 21 PERSÖNLICHE VORSORGE werden. Sie können eine Vertretungsperson bestimmen, die befugt ist, Entscheidungen für Sie zu treffen und die dem medizinischen Personal als Ansprechperson dient. Eine Patientenverfügung äussert sich in der Regel nicht zu einzelnen Krankheiten und den damit verbundenen Behandlungsmassnahmen, sondern pauschal zu lebensverlängernden Massnahmen. Den richtigen Zeitpunkt für die Erstellung einer Patientenverfügung gibt es nicht. Aber es ist nie zu früh, denn wir wissen nicht, welche Wendungen das Leben nimmt. Daher ist es bereits im frühen Erwachsenenalter empfehlenswert, sich mit den Fragen von Leben und Tod und mit den persönlichen Wünschen für das Lebensende auseinanderzusetzen. Eine Patientenverfügung können Sie jederzeit ergänzen oder revidieren. Wichtig ist, dass Sie dies kommunizieren. Die sogenannte Errichtungsphase beider Dokumente erfordert Zeit. Es lohnt sich, sich eingehend Gedanken zu machen, sich des eigenen Willens bewusst zu werden und dabei das eigene Umfeld einzubeziehen. Werte und Wünsche festhalten Dabei durchleben viele Menschen einen tiefgreifenden persönlichen Prozess. Es empfiehlt sich, die Fragen der entsprechenden Vorlagen erst einmal auf sich wirken zu lassen, bevor Sie etwas ausfüllen. Dabei helfen Gespräche mit engsten Vertrauten und Bezugspersonen. Zudem bieten verschiedene Organisationen Beratungsgespräche an, die Sie dabei unterstützen, die wichtigsten Werte und Wünsche selbstbestimmt festzuhalten. Dies alles hilft, Ihnen Klarheit zu verschaffen, um Ihren persönlichen Willen niederzuschreiben. Neu: eDocupass Der Docupass ist die umfassende Vorsorgemappe von Pro Senectute mit Leitfaden, Anleitungen und Informationsbroschüren inklusive Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag, Anordnung für den Todesfall, Vorsorgeausweis und Testamentvorlage. Ab sofort gibt es den Docupass mit einer Online-Hinterlegung, um jederzeit und ortsunabhängig darauf zugreifen zu können. Zudem können Sie im Voraus bestimmen, welche Personen im Ernstfall Zugriff darauf erhalten. Mit dem Kauf stehen Ihnen alle Dokumente des Docupass als PDF sowie eine elektronische Ablage für Ihre Dokumente zur Verfügung. Neben der Verwaltung Ihrer persönlichen Dokumente können Sie auch alle Passwörter sicher ablegen sowie Ihren Vorsorgeausweis für den Ernstfall digital erstellen. Mehr Informationen finden Sie unter www.edocupass.ch Heute das Morgen regeln – richten Sie Ihre letzte Runde ganz nach Ihren Wünschen aus und entlasten Sie gleichzeitig Ihre Lieben finanziell und emotional. Wir beraten Sie gerne: 041 211 24 46 | www.ssbv.swiss « Die letzte Runde geht auf mich!» Wissen anstelle von Angst Die Infostelle Demenz gibt Antworten auf Fragen im Zusammenhang mit demenziellen Erkrankungen. Sie hat ihren Sitz bei der regionalen Beratungsstelle von Pro Senectute Kanton Luzern an der Maihofstrasse 76 in Luzern. Telefon 041 210 82 82, E-Mail: infostelle@alz.ch Das Telefon der Infostelle Demenz wird von qualifizierten Fachleuten bedient. Diskretion ist selbstverständlich gewährleistet. Getragen wird die Infostelle Demenz von Alzheimer Luzern und von Pro Senectute Kanton Luzern. Inserate

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