KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 01 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 24 zack, zack: Das ist passiert und so bin ich in einen Abgrund gekommen. Logisch muss es nicht so sein. Es gibt ganz viele, die Cannabis konsumieren und es nichts passiert. Es gibt aber halt auch die andere Seite. ■ Genau. Und dann gibt es wahrscheinlich auch Leute, die noch härtere Drogen ausprobieren, obwohl man weiss, dass es gefährlich ist. ■ Würdest du anderen oder insbesondere Jüngeren abraten, Cannabis zu konsumieren? Jein. Ich würde es nicht verteufeln. Ich habe das Gefühl, Alkohol ist mindestens genauso risikoreich. In anderen Punkten aber habe ich das Gefühl, es hat wahrscheinlich das gleiche Risiko, was Sucht anbelangt oder wahrscheinlich sogar ein wenig mehr. Von der Todesrate erst recht ist Alkohol schlimmer. Genau, ich würde sagen, man muss einfach wissen, wie oft man konsumiert und da auch sehr streng mit sich selbst sein. Sich sagen, okay, nur am Wochenende, schon gar nicht während der Schule, und einen Ausgleich finden. Zu sagen, man soll gar nicht konsumieren, ist schwierig. Das würde nicht funktionieren. Dann löscht es den Leuten ab. Man muss ihnen klarmachen, dass es eine Grenze geben muss. ■ Welche Altersgrenze würdest du sagen? Ab wann, wenn es zum Beispiel legal wäre, sollte man konsumieren dürfen? Der Punkt ist, dass es auch beim Alkohol nicht funktioniert. Eine Altersgrenze würde einfach den Schwarzmarkt erhöhen. Ich weiss, dass es extrem schwierig zum Durchsetzen ist und es gibt auch extrem viele ethische und moralische Gründe, weshalb es nicht funktioniert, aber eigentlich sollte man den ganzen Scheiss einfach legalisieren und sagen, es ist eure Eigenverantwortung. Allein mit dem Cannabisverkauf werden der organisierten Kriminalität Milliarden in die Taschen gespielt und uns kostet es viel an Steuergeld. Aber ich würde sagen: wie Zigaretten, ab 16. Ab dann kommst du sowieso dran. Irgendjemand kennt jemanden und dann bekommst du es sowieso. Das macht keinen Sinn, es ganz zu verbieten oder die Altersgrenze über 16 zu machen. Es wird sowieso verbreitet sein. ■ Du hattest auch keine Schwierigkeiten, mit 14 dranzukommen. Nein, es war einfacher als Alkohol. Mit 14 kannst du ohne Probleme zu einem Dealer gehen, den interessiert es einen feuchten Scheissdreck. An der Kasse musst du noch die ID zeigen und so. ■ Da ist dann die Frage, wo und wie kommen Jugendliche an Cannabis? Über Kollegen? Also, sobald man es sucht, findet man es, weisst du, wie ich meine? Es ist nicht schwierig, dranzukommen. Du kannst in den Stadtpark hineinlaufen und ich kann dir zehn Leute sagen, die dort rauslassen. ■ Ohne, dass man die kennt? Ja, man muss schon erst mal die Eier haben, um hinzugehen und zu fragen: «He, verkaufsch öbbis?» Aber eigentlich kannst du zu irgendeinem Passanten gehen, der vielleicht nicht gerade 50 ist (lacht) und fragen. Tendenziell kannst du zu jedem Jugendlichen gehen, irgendjemand kennt jemanden. ■ Und wenn jetzt morgen jemand zu dir kommen würde und fragt: «He, weisst du, wo ich was zu konsumieren, zu rauchen krieg?» Stadtpark und … (zählt mehrere Orte auf). Also eigentlich ganz Winti (lacht). ■ Aber du würdest den Tipp, die Empfehlung weitergeben? Stell dir vor, der ist 13, 14? Gut, nein, es hätte schon Grenzen. Wenn es nicht gerade ein 13-Jähriger ist, schon. ■ Und Internet? Was würdest du sagen? Bekommt man es über das Internet einfach? Ich habe nicht viel Erfahrung damit, weil ich dem ganzen nicht vertraue. Es ist einfach, in eine Falle gelockt, gescammt zu werden. Ich habe Kollegen, die ziehen Acid und Koks und Gras aus Telegramgruppen. ■ Würdest du sagen, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist? Oder was ist denn die Einstiegsdroge? Ich würde sagen, es gibt keine Einstiegsdroge. Logisch hast du schon mal den ersten Kontakt mit der Kriminalität und die ersten Connections. Aber ich habe nicht gekifft und dann gedacht, jetzt kokse ich als Nächstes. Ich bin in diese Kreise gekommen, da habe ich eigentlich schon aufgehört zu kiffen und war nur noch am Saufen. Dann hat meine damalige … mein damaliger «Fuckbuddy» angefangen zu koksen und dann habe ich auch mal, nahm mich auch wunder, wie das ist. ■ Also, das eine ergab das andere. Ja, aber ich würde trotzdem sagen, dass es keine Einstiegsdroge ist. Ich kenne extrem viele Leute, die einfach nur kiffen und im Moment, wo du den Koksbag auspackst, dir den Vogel zeigen und weglaufen. Ich würde es nicht als Einstiegsdroge bezeichnen, aber es ist der erste Kontakt zur Kriminalität, definitiv. ■ Vielleicht noch eine letzte Frage? Was würdest du sagen? Was würde verhindern, dass Jugendliche zu Cannabis oder zu Drogen greifen? Was könnte man stattdessen machen? Ich denke, es gehört zu einem gewissen Grad zur Jugend dazu, dass man ausprobiert und vielleicht etwas rebelliert. Ich mache etwas Verbotenes, ich bin extrem krass. Ich habe das Gefühl, dass man mit einem Verbot an einem komplett falschen Ort ist, weil das genau der Reiz dahinter ist. Ich würde sagen, das Legalisieren und eine Altersstufe, vielleicht sogar auf 18, setzen, damit es für die Jugendlichen schwieriger ist dranzukommen. Dadurch würde der Schwarzmarkt krass beeinflusst, gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass zwischen 16 und 18 die meisten Konsumenten sind. Würde ich behaupten. Also machs legal ab 16 und dann hast du zumindest nicht noch Jüngere, die konsumieren. ■

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