KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 01 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 14 Einleitung Im Jugendalter zeigen sich ein recht hohes Mass an Risikobereitschaft und eine Neugier, Neues auszuprobieren, weshalb der Konsum von psychoaktiven Substanzen gerade in diesem Lebensabschnitt nicht zu unterschätzen ist. In der Schweizer HBSC Studie1 zum Konsum psychoaktiver Substanzen 2022 bei Jugendlichen im Alter von 11, 13 und 15 Jahren konnte aufgezeigt werden, dass unter den 15-Jährigen bereits 75% in ihrem Leben eine psychoaktive Substanz konsumiert haben. 23% haben sich in den letzten 30 Tagen mindestens einmal in den Rausch getrunken, 10% illegales Cannabis (THC Gehalt >1%), 36% Tabak und/oder Nikotinprodukte konsumiert. Ca. 4% haben mindestens einmal in ihrem Leben Medikamente eingenommen, um sich zu berauschen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Benzodiazepine, Hustenstiller auf Codeinbasis oder Anästhetika wie Ketamin handeln. 5% haben zudem eine andere illegale Substanz als Cannabis ausprobiert (Kokain, Ecstasy, Amphetamine, LSD, halluzinogene Pilze, neue synthetische Substanzen oder Heroin), um sich zu berauschen und ca. 7% haben mindestens LIC. PHIL. KATHARINA HERDENER-PINNEKAMP, LEITENDE PSYCHOLOGIN, KLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE, PSYCHIATRISCHE UNIVERSITÄTSKLINIK ZÜRICH, AMBULATORIUM BÜLACH Korrespondenzadresse: katharina.herdener@pukzh.ch DR. MED. ELVIRA TINI LEITENDE ÄRZTIN KLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE ZENTRUM FÜR JUGENDPSYCHIATRIE, PSYCHIATRISCHE UNIVERSITÄTSKLINIK ZÜRICH Korrespondenzadresse: elvira.tini@pukzh.ch «Ich weiss gar nicht, was ihr habt, ich habe doch kein Problem mit Drogen» Umgang mit missbräuchlichem Substanzkonsum und Abhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen einmal im Leben eine Kombination von Medikamenten mit Alkohol zusammen eingenommen. Der Konsum psychoaktiver Substanzen steigt zwischen dem Alter von 11 und 15 Jahren stetig an. Auch wenn der Konsum meist experimentell oder sporadisch ist, stellt sich bei einer nicht vernachlässigbaren Minderheit der 15-Jährigen ein häufiger Konsum und ein Mischkonsum mit Medikamenten ein. Missbräuchlicher Konsum von Substanzen bei Kindern und Jugendlichen ist insgesamt noch wenig untersucht. In den Kinderarztpraxen stellt unter anderem auch der missbräuchliche Konsum von Medikamenten, um psychoeffektive Wirkungen zu erleben, ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Der nichtmedizinische Gebrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten hat nach Cannabis und Alkohol die dritthöchste Prävalenz im Drogengebrauch bei Jugendlichen. Medikamente werden in der Freizeit zum Erzeugen von Rauschzuständen sowie als sogenannte Selbstmedikation, zum Beispiel bei Depressionen und Ängsten, konsumiert. Psychoaktive Medikamente mit Abhängigkeitspoten- zial umfassen insbesondere opioidhaltige Schmerz- und Bild: © Zagovoreny / Dreamstime.com

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