KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

01 / 2024 DIE MPA SEITE KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 13 Am 21. September 2023 reisten wir vier MPAs der Kinderarztpraxis Niederholz in Riehen (Sabrina Fontana, Dragana Itin, Denise Wenk, Katja Hetzer) nach Solothurn. Im H4 Hotel wurden wir von der Kursmoderatorin und MPA Frau Anja Diethelm freundlich in Empfang genommen. PD Dr. Noortje Vriends ist selbstständige Psychotherapeutin, Dozentin Psychologie an der Universität Basel und Leiterin des Zentrums für Frühförderung Kanton Basel-Stadt. Sie setzt sich täglich mit Menschen und deren Kommunikation auseinander und hat uns die verschiedenen Ebenen der Kommunikation nähergebracht. Wir fanden es sehr beeindruckend, dass beim Sprechen die Wortwahl am wenigsten gewichtet wird. Dem «gesprochenen Wort» werde gerade nur 7% Aufmerksamkeit zugeteilt. Viel wichtiger sei der stimmliche Ausdruck mit 38% und die Körpersprache mit 55%. Wir haben somit bei einem Gespräch viel mehr Möglichkeiten, uns auszudrücken, als nur mit Worten. Im Brainstorming wurden dann von den Teilnehmer:innen die wichtigsten non-verbalen Kommunikationsebenen wie Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt, Nähe/ Distanz, Kleidung, Statussymbole, Hilfsmittel und Verhalten im Raum zusammengetragen. Uns allen wurde schnell klar, dass Kommunikation auch auf paraverbale Weise stattfindet. Dazu gehören Stimmlage, Lautstärke, Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Sprachrhythmus, Tonart, Wortwahl und Formulierung. KATJA HETZER MPA, KINDERÄRZTE NIEDERHOLZ, RIEHEN Korrespondenzadresse: kinderaerzte.niederholz @hin.ch Erfahrungsbericht MPA-Workshop «Kommunikation – Tools für den Praxisalltag» vom 21. September 2023 In Gruppenarbeiten wurden Situationen aus dem Praxisalltag besprochen. Wir wendeten die Theorie von Schultz von Thun an, welche einige unter uns bereits kannten – und doch war es wieder einmal spannend, sich zu hinterfragen, mit welchem Ohr ein Gegenüber uns versteht und natürlich auch wie wir unser Gegenüber hören (möchten). Denn jede Nachricht ist schliesslich ein Zusammenspiel zwischen Sender und Empfänger. Wenn man sich dessen wieder einmal bewusst ist, kann dies im Alltag auf jeden Fall weiterhelfen. Es kamen schnell Themen auf, mit welchen sich MPAs in der Praxis auseinandersetzen müssen. Sei es mit «schwierigen» Patient:innen(-eltern) oder auch mit den eigenen Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen. In manchen Situationen fragt sich sowohl eine MPA als auch ein Arzt, beziehungsweise eine Ärztin, wie man am besten mit Widerstand des Gegenübers umgehen kann/ soll. An einfachen Beispielen haben wir zusammen mit Frau Vriends so viel geübt, dass wir zukünftig eigentlich den Praxisalltag mit Leichtigkeit meistern sollten. Eine Aussage von Frau Vriends soll hier speziell erwähnt werden: In der Regel ist es so, dass sich zum Beispiel eine verärgerte Patientenmutter meist in einer Notsituation befindet. Wenn wir uns dies vor Augen halten und innerlich auf 10 zählen, kann uns dies dabei helfen, uns besser in Konfliktsituationen zurechtzufinden. Ebenso ist es hilfreich, wenn man sich den oft stressigen Alltag – sei es der von Patienteneltern oder von Teammitgliedern – vergegenwärtigt, um «cooler» reagieren zu können. Anhand der vier Möglichkeiten «Bekämpfen», «Umgehen», «Brücken finden» oder «den Widerstand clever nutzen» haben wir im Plenum praxisnahe Situationen besprochen und versucht, allfällige Konflikte theoretisch so zu lösen. In einer wunderbaren Abschlussbotschaft hat sich Frau Vriends dem Thema Achtsamkeit angenommen. Vor einem Abflug werden wir als Passagiere von den Flight Attendants instruiert, zuerst die eigene Sauerstoffmaske anzulegen, bevor wir anderen Passagieren helfen können – will heissen, dass wir zuerst auf unsere eigene Funktionsfähigkeit achten müssen, bevor wir uns um andere kümmern können, denn unser eigenes Wohlbefinden wappnet uns für den Alltag. Wir danken der Referentin, der Kursleiterin und Kinderärzte Schweiz für einen gelungenen Workshop, der uns viele praktische Tipps für den Praxisalltag, aber auch für uns selbst gegeben hat. Gute Kommunikation ist lernbar und hilft uns, das Leben leichter zu nehmen. ■ Fotos: Anja Diethelm

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