KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 37 Dr. med. Iso Hutter bringt uns an diesem warmen Nachmittag in Sursee das ganze Spektrum der Pubertierenden näher. Das Referat startet mit der Frage einer Teilnehmerin, warum denn die Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen so schwierig sein kann. Dr. Hutter antwortet, dass beide Parteien sich ablösen müssen, um eine neue Beziehung auf Augenhöhe entstehen lassen zu können. Um sich dann den Eltern gegenüber abzugrenzen, werden die Hosen tiefer getragen, die Sprache verändert sich. Es wird von «Bro», «Alter» und «Dude» gesprochen und es ist nicht sinnvoll, wenn die Eltern dann auch diese Sprache sprechen wollen. Die Pubertät sollte spätestens mit 15 Jahren beginnen, jedoch gibt es auf der Skala alles von jünger bis später. Dr. Hutter erklärt in seiner Sprechstunde viel zu den körperlichen Veränderungen. Die Pubertierenden sollen verstehen, was da so vor sich geht. Unter anderem sind dies: das breiter werdende Becken bei Mädchen, mit den Achselhaaren kommt der Schweiss etc. Beim Thema Akne überlässt er es den Jugendlichen, ob das jetzt schlimm REFERENT: DR. MED. ISO HUTTER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxis U20, Thun MODERATION: SARAH DREXEL Medizinische Praxisassistentin, Kinder- und Jugendpraxis Iuvenis, Münchenbuchsee NANETTE VON SIEBENTHAL Medizinische Praxisassistentin bei Kinder- und Jugendmedizin Köniz, Liebefeld AUTORIN: ANITA WEBER-SCHEURER Medizinische Praxisassistentin im Schlossberg Ärztezentrum Frauenfeld Korrespondenzadresse: kinderaerzte.frauenfeld@ schlossberg-aerzte.ch Workshop für MPAs 21: Pubertät Vom Umgang mit Teenagern ist und allenfalls eine Behandlung gewünscht wird. Die männliche Sexualität kommt überfallsmässig, ein Aufklärungsgespräch muss trotzdem nicht geplant werden. Vielmehr ist es wichtig, dass die Bezugspersonen jederzeit ein offenes Ohr für Fragen haben. In der Pubertät wird das Gehirn «umgebaut» und überschüssige Verbindungen werden abgebaut, im Sinne von «use it or loose it». Herzlichen Dank für das Näherbringen dieser intensiven Zeit. ■ Spannend waren die Fragen der Kursteilnehmerinnen, was MPAs alles abrechnen dürfen, denn viele ihrer Tätigkeiten sind im Tarif als technische Leistung (TL) schon mitberechnet, so insbesondere Telefonberatungen. Separat abgerechnet werden können Blutentnahmen durch die MPA. Impfungen können als Injektionen abgerechnet werden, wenn nicht gleichzeitig eine ärztliche Konsultation stattfindet. Was ist ein Notfall und wann darf er als solcher abgerechnet werden? Wenn der Patient innert kürzester Zeit vom Arzt angeschaut wird und eine dringende Behandlung nötig ist. Patient:innen, die unangekündigt in der Praxis stehen, erhalten nicht unbedingt einen Notfallzuschlag. Wer zuerst ins Wartezimmer geleitet wird, ist per Definition kein Notfall. Wann darf eine Dringlichkeitspauschale berechnet werden? Gemäss Tarmed bei dringlichen Konsultationen ausserhalb der regulären Sprechstundenzeiten sowie Mo–Fr 19–22 Uhr, Sa und So 7–19 Uhr. Wichtig zu beachten sind Limitationen (z.B. die maximale Zeit, die eine Konsultation gemäss Tarif dauern kann), Kumulationsverbote (Vorsorgeuntersuchungen dürfen nicht mit anderen Leistungen kombiniert werden) und Interpretationen (der Inhalt einer kleinen Untersuchung ist definiert und beinhaltet z.B. zwingend die Messung des Gewichts). Anhand von vielen praktischen Beispielen wird aufgezeigt, dass im Tarifbrowser auf die meisten Fragen klare Antworten zu finden sind. Der Referent empfiehlt, die Vorgaben des Tarifs zu studieren und zu befolgen. Die Krankenkassen überprüfen alle Rechnungen und können noch 5 Jahre später Rückforderungen stellen. REFERENT: DR. MED. ROLF TEMPERLI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinder- und Jugendmedizin Köniz, Liebefeld MODERATION: BRIGITTE LAURI Medizinische Praxis- assistentin, Kinder- und Jugendpraxis am Bollwerk, Bern NINA SCHWEIZER Praxiskoordinatorin, Gruppenpraxis Boll AUTORIN: FRANCESCA TALPES Arztsekretärin in der Kinderarztpraxis Dr. med. Sebastian Beck, Kreuzlingen Korrespondenzadresse: francesca.talpes@hotmail.ch Workshop für MPAs 22: Tarmed Basic Tarmed: Die Abrechnung Der Referent Herr Dr. med. Rolf Temperli erkennt, dass das Thema bei vielen starke Emotionen hervorruft, und stimmt zu, dass der Tarif, der seit 1996 unverändert ist, nicht mehr zeitgemäss ist. Wir warten auf die Einführung von Tardoc, einem angepassten Tarif für ambulante Leistungen. Tardoc wird die kinderärztliche Arbeit besser abgelten und die Abrechnung gewisser Leistungen medizinischer Praxiskoordinator:innen (MPKs) ermöglichen. Hoffen wir auf einen baldigen positiven Entscheid des Bundesrates! Der Workshop war sehr aufschlussreich und ist empfehlenswert für jede und jeden, der noch keine Tarmed-Erfahrung hat oder seine Kenntnisse vertiefen will. Vielen Dank Herr Dr. Temperli! ■ Die wichtigsten Punkte ■ Der Tarmed (hergeleitet aus tarif médical, franz. für Ärztetarif) ist der Tarif für ambulante ärztliche Leistungen in der Schweiz ■ Vertragspartner sind die FMH und der Verband der Krankenversicherer der Schweiz (Santésuisse) ■ Laboranalysen = Analysenliste (AL) ■ Medikamente = Arzneimittelliste mit Tarif, Spezialitätenliste (ALT und SL) ■ Materialien und Hilfsmittel = Mittel und Gegenstandsliste (MiGel) ■ Auf www.fmh.ch findet man den Tarifbrowser mit allen Tarifpositionen ■ Der Taxpunktwert variiert von Kanton zu Kanton

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