KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 35 Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, kurz ADHS betrifft ca. 5% der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre. Die Ursache scheint in hohem Masse (bis 75%) genetisch bedingt zu sein. Es sind viermal mehr männliche Kinder und Jugendliche betroffen als weibliche. Bei den Erwachsenen gleicht sich die Zahl aus. Weibliche Personen leiden häufiger am ADHS vom unaufmerksamen Typ: Betroffene sind oft verträumt, lassen sich leicht ablenken und haben Schwierigkeiten, sich auf Details zu konzentrieren. Die Diagnose wird oft spät gestellt. Kinder und Jugendliche, die am ADHS vom hyperaktiven Typ leiden, sind impulsiv, reden viel, sind zappelig und überdreht. Die Betroffenen werden schneller diagnostiziert, weil sie in manchen Situationen stören und auffallen. Schwierigkeiten in der Schule in Bezug auf die Leistungsfähigkeit, soziale Schwierigkeiten im Kontakt mit Gleichaltrigen und im Familienleben sind oft Auswirkungen einer ADHS. Auch haben diese Kinder durch das ständige Anecken ein negatives Selbstbild, ein mangelndes Selbstvertrauen und können an Depressionen oder Ängsten leiden. Für die Diagnose müssen mindestens sechs Symptome der Unaufmerksamkeit und/oder der Hyperaktivität/Impulsivität vorliegen und diese müssen mindestens während sechs Monaten bestehen und zu Beeinträchtigung in mindestens zwei Lebensbereichen führen: Unaufmerksamkeit ■ Leicht ablenkbar durch äussere Reize ■ Schwierigkeiten, sich auf Details zu konzentrieren, Flüchtigkeitsfehler ■ Schwierigkeiten, längere Zeit Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Aktivitäten zu erhalten ■ Scheint oft nicht zuzuhören, wenn andere sie/ihn ansprechen ■ Unvollständige Durchführung von Anweisungen, bringt Angefangenes nicht zu Ende ■ Vermeidung von/Abneigung gegen Aufgaben, wo längere geistige Anstrengung erforderlich ist ■ Oft Schwierigkeiten, Aufgaben oder Aktivitäten zu organisieren ■ Oft vergesslich bei Alltagstätigkeiten ■ Verliert oft Gegenstände, welche für eine Aufgabe oder Aktivität benötigt wird REFERENTIN: DR. MED. KATHI ZOGG MATT Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Praxis 0–18, Dübendorf MODERATION: SARAH JAGGI Medizinische Praxisassistentin in der Kinderarztpraxis mit Herz, Bern SARAH DREXEL Medizinische Praxisassistentin, Kinder- und Jugendpraxis Iuvenis, Münchenbuchsee AUTORIN: RAHEL CAVELTI Medizinische Praxisassistentin im Medizinischen Zentrum gleis d, Chur Korrespondenzadresse: Rahel.cavelti@bluewin.ch MPA Workshop 18: ADHS-ADS Zappelphilipp oder Träumerchen… wenn es in der Praxis laut wird und sich das Wartezimmer in die Villa Kunterbunt verwandelt Hyperaktivität ■ Zappelt häufig mit Händen und Füssen ■ Rutscht auf dem Stuhl herum ■ Steht oft auf in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird ■ Läuft umher oder klettert exzessiv in unpassenden Situationen, bei Jugendlichen evtl. nur subjektives Unruhegefühl ■ Redet oft übermässig viel ■ Hat Mühe, ruhig zu sprechen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen ■ Ist häufig «auf Achse» oder wirkt angetrieben in seinem Handeln Impulsivität ■ Platzt häufig mit der Antwort heraus, bevor eine Frage zu Ende gestellt ist ■ Kann schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist ■ Unterbricht und stört häufig Sind die Kriterien für ein POS erfüllt (Störungen des Verhaltens im Sinne einer krankhaften Beeinträchtigung der Affektivität oder Kontaktfähigkeit, des Antriebs, des Erfassens – perzeptive, kognitive oder Wahrnehmungsstörung, der Konzentrationsfähigkeit sowie der Merkfähigkeit) können die Kosten für medizinische Behandlungen von der IV übernommen werden. Die Diagnose muss allerdings vor dem 9. Geburtstag gestellt und bereits eine medizinische Behandlung eingeleitet worden sein. Die Vorteile dadurch sind, dass die IV die Kosten der Ergo-, Psycho- und der medikamentösen Therapien bis zum 20. Geburtstag zu 100% übernimmt. Aber grundsätzlich gilt: Nicht das Kind, sondern das Umfeld ändern. ■

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