KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 31 Workshop Ärztinnen und Ärzte 14: Suchtmittel Substanzkonsum von Jugendlichen: Update und Arbeitsinstrumente für die pädiatrische Praxis Suchtmittelkonsum von Jugendlichen ist ein wichtiges, jedoch auch schwieriges Thema in der pädiatrischen Praxis. Florian Ganzer und Ralf von der Heiden haben uns in diesem spannendem Workshop über die aktuellen Entwicklungen und Arbeitsinstrumente bezüglich Suchtmittel informiert. So ist beispielsweise der Nikotinkonsum insgesamt abnehmend, dafür hat der Konsum an E-Zigaretten deutlich zugenommen. Ansonsten sind die häufigsten Konsummittel weiterhin Alkohol, wobei dort das Binge-Trinken (Konsum von sehr viel Alkohol, ca. 50–60g in kurzer Zeit, um einen veränderten Bewusstseinszustand herbeizuführen) am Zunehmen ist, sowie Cannabis, Kokain und Nikotin. Ein neues Problem sind neue chemische psychoaktive Substanzen, welche sehr schwierig mittels Betäubungsmittelgesetz zu regulieren sind, da bei Verbot einfach neue Derivate hergestellt werden und somit die Substanzen weiterhin legal im Internet bezogen werden können. Der Cannabiskonsum hat sich bei Jugendlichen etabliert, viele sehen ihn nicht mehr als illegal an. Bei Cannabiskonsum besteht (bei täglichem Gebrauch und hohem THC-Gehalt) ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko für Psychosen, insbesondere bei bereits vorbestehenden genetischen und Umweltfaktoren. Deshalb bei Cannabiskonsum stets an die Möglichkeit der Entwicklung einer Psychose denken. Auch kann Cannabiskonsum, insbesondere bei hohem Konsum und frühem Konsumbeginn, zu neurokognitiven Störungen führen. REFERENT: DR. MED. FLORIAN GANZER Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Bachelor Psychologie, Leitender Arzt in der Beratungsstelle für Jugendliche und junge Erwachsene Integrierte Psychiatrie WinterthurZürcher Unterland, Winterthur MODERATION: DR. MED. RALF VON DER HEIDEN Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiater in Winterthur AUTORIN: RAHEL FINK Ärztin im 5. Weiterbildungs- jahr zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Praxisassistentin in der Kinder- und Jugendpraxis Muri Korrespondenzadresse: rahel.fink@hotmail.com Es ist zu bedenken, dass die Sucht ein fliessender Übergang von Abstinenz bis Abhängigkeit ist. So ist bei Patient:innen in der Praxis sehr wichtig zu fragen, wie häufig und was genau konsumiert wird. Ein weiterer wichtiger Punkt, um zu entscheiden, inwiefern weitere Massnahmen ergriffen werden sollen/müssen, ist, wie die Patient:innen im Alltag funktionieren und was die Erwartungen an den Konsum sind. Eine gute Anamnese ist in der Praxis also das A und O, um ein weiteres Vorgehen zu beschliessen. Je nach Konsum wird ein Labor empfohlen. Die anschliessende Betreuung stellt eine grosse Hürde dar. Nebst dem Überzeugen der Patient:innen, sich für Hilfe zu öffnen, dem stetigen Konfliktpotenzial zwischen den Patient:innen und Angehörigen gibt es das grosse Problem, dass die meisten Suchtanstalten erst ab 16 Jahren zugänglich und für Erwachsene ausgelegt sind. Gute Internetseiten mit Informationen zu den unterschiedlichen Drogen, deren Wirkungen und Hilfe für Betroffene und Angehörige sind www.drugcom.de, www.saferparty.ch und www.suchtschweiz.ch ■ www.drugcom.de www.saferparty.ch www.suchtschweiz.ch

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