KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 25 Workshop Ärztinnen und Ärzte 5: Mediennutzung Herausforderungen mit digitalen Medien Welche Herausforderungen bringen die neuen Medien mit sich? Zunächst schockt uns Joachim Zahn, Leiter von zischtig.ch, mit einigen Zahlen: In Deutschland besitzen 23% der unter 4-Jährigen bereits ein eigenes Gerät, bei den 4- bis 7-Jährigen sind es bereits 51%. In der Schweiz sind es 20% der 6- bis 7-Jährigen. Und: Eine Tagesnutzungszeit von 8 Stunden sei bei Sek-Schülern keine Ausnahme. Es wäre aber zu einfach, den Eltern die Schuld für den teilweise sehr hohen Medienkonsum der Kinder zu geben. Wir haben zwar keine Wahl, als uns auf eine neue Erziehungsrealität einzulassen, sollten uns aber bewusst sein, dass dahinter eine riesige Industrie steckt. Dieser REFERENT: JOACHIM ZAHN, MSc Soziale Arbeit, Fachlicher Leiter Verein zischtig.ch, Uster MODERATION: DR. MED. PAOLO PEDUZZI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Il pediatra Studio di pediatria, Bellinzona AUTORIN: DR. MED. LEA ABENHAIM Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinder- und Jugendpraxis Muri Korrespondenzadresse: lea.abenhaim@hin.ch Lobby ist es auch geschuldet, dass nicht einmal ein Jugendmedienschutzgesetz existiert. Erste Studien zeigen, dass Eltern am Handy abgelenkt und weniger verfügbar sind. Das wiederum hat Einfluss auf das spätere Bindungs- und Beziehungsverhalten der Kinder. Das schwerwiegendste Problem sieht J. Zahn jedoch darin, wenn die digitalen Geräte zur Kinderbetreuung eingesetzt werden. Es mag für gestresste Eltern entlastend sein, die Kinder eine Weile vor dem Tablet zu beschäftigen. Das ist per se auch nichts Verwerfliches. Aber die Falle sei, dass es schnell immer mehr wird (Automatisierung). Ausserdem verlernen die Kinder, mit unangenehmen Situationen wie Stress oder Langeweile ohne Bildschirm umzugehen. Bewegungsmangel und Adipositas liegen auf der Hand. Es braucht von der Politik mehr Support, es liegt aber auch an uns Ärzt:innen, bei den Eltern für die gemeinsame Mediennutzung zu werben. Das ist Beziehungszeit, Bildungszeit und gibt Sicherheit. ■ Lesetipp: Positionspapier digitale Medien und frühe Kindheit (GAIMH). Bei hochsommerlichen Temperaturen und nach einem tollen vegetarischen, mehrheitlich sogar veganen Mittagsbuffet ging es im Workshop um die wichtigste Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert: den Klimawandel. Die Zukunft gehört den Kindern. Wie die Welt in den nächsten Jahrzehnten aussieht, ist ganz entscheidend für ihre Zukunft. Da wir Kinderärzt:innen uns gerne als Anwält:innen der Kinder in den verschiedensten Bereichen sehen, liegt es auf der Hand, dass wir uns auch in diesem Bereich an vorderster Front engagieren. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Arbeitsgruppe innerhalb der KIS gegründet, die sich um klimaresilientes Handeln in der Praxispädiatrie kümmern will. Ziel des Workshops war es unter anderem, Ideen zu sammeln und die Arbeitsgruppe bekannt zu machen. In der angeregten Diskussion zeigte sich bald die Komplexität der Wechselwirkungen von Klima und Gesundheit. Es gibt selten eine direkte Korrelation zwischen zwei Beobachtungen, meist spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. REFERENT: DR. MED. CARLOS QUINTO Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Gemeinschaftspraxis Pfeffingen ROBIN RIESER Projektleiter Umsetzung Strategie Planetary Health FMH, Bern MODERATION: DR. MED. ISABELL IFF-TURECZEK Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderarztpraxis Central, Horgen AUTOR: DR. MED. PATRICK RUCKLI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderarztpraxis Brugg Korrespondenzadresse: patrick.ruckli@hin.ch Workshop Ärztinnen und Ärzte 6: Nachhaltigkeit Klimastrategien in der Pädiatrie Unter der Moderation von Isabell Iff-Tureczek haben uns Carlos Quinto und Robin Rieser die Planetary Health Strategie der FMH vorgestellt. Darin geht es um 70 Massnahmen, die es erlauben, das Gesundheitswesen auf einen klimaverträglicheren Pfad zu bringen. Das Schweizer Gesundheitswesen verursacht nämlich einen beträchtlichen Teil der Treibhausgasemissionen (5–6%). Das Toolkit wird Anfang November auf der Website der FMH aufgeschaltet und wird es jeder Praxis erlauben, die passenden Massnahmen auszusuchen. Wer nicht am Workshop teilnehmen konnte, aber am Thema interessiert ist, darf sich gerne bei der Arbeitsgruppe melden (am besten über die KIS Geschäftsstelle: daniel.brandl@kis.ch). ■

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