KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 JAHRESTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 23 Workshop Ärztinnen und Ärzte 2: Entwicklungspädiatrie Sexualentwicklung positiv unterstützen – (k)ein Kinderspiel Sexualität ist ein Grundbedürfnis und entwickelt sich ein Leben lang. Im Workshop wurden die einzelnen Schritte der Sexualentwicklung erläutert und Bezug auf die alltägliche Arbeit in der kinderärztlichen Praxis genommen. Mit einer Körperübung, angeleitet durch die Sexologin Samira Lütscher, erfolgte der Einstieg in den spannenden und lebhaften Workshop. Im Zentrum stand die Frage: «Wie können Kinder und ihre Eltern in Fragen rund um Sexualität so begleitet werden, dass die Thematik enttabuisiert wird und die Eltern eine Haltung und Sprache finden können, die den Kindern eine erfüllende Entwicklung der Sexualität ermöglicht?» Es wurde über die Wichtigkeit von Sprache im Kontext der sexuellen Bildung und Aufklärung gesprochen und diskutiert. Die Teilnehmenden wurden dazu ermuntert, sich über die Wortwahl rund um das Thema Sexualität Gedanken zu machen und sich ein Vokabular anzueignen, das nicht wertend ist. So empfehlen die Referierenden, auf Wörter, die negativ konnotiert sind, zu verzichREFERIERENDE: DR. MED. HANNAH GRÄBER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH mit Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie, Co-Leiterin Praxis Kind im Zentrum, Zürich DIPL. ARZT BENJAMIN DINKEL Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Co-Leiter Praxis Kind im Zentrum, Zürich MODERATION: SAMIRA LÜTSCHER Sexologin, M.A., Bern AUTORIN: SUSANNA STEIMER MILLER Herausgeberin «Baby & Kleinkind», Kilchberg Korrespondenzadresse: steimermiller@prsolutions.ch ten und zum Beispiel anstatt «Schamlippen» den Begriff «Vulvalippen» zu verwenden. Anhand von Beispielen aus dem Praxisalltag der Teilnehmenden wurde diskutiert, wie mit den verschiedenen Themen rund um die Sexualität umgegangen werden kann, ohne dabei abschliessende Empfehlungen zu geben. Die Teilnehmenden wurden vielmehr dazu ermuntert, sich mit der Thematik kritisch auseinanderzusetzen und diese authentisch und persönlich in die Sprechstunde einzubauen. Die Sexualität soll bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen genauso offen angesprochen werden wie die Ernährung oder der Schlaf – dafür braucht es Übung und mehr oder weniger Überwindung. ■ Seit 1975 hat sich das Auftreten von Adipositas weltweit verdreifacht. Gemäss WHO werden Übergewicht und Adipositas bei Kindern zwischen 0 und 5 Jahren nicht mit dem BMI, sondern mit dem Gewichtlängenverhältnis > + 2 SDS resp. > + 3 SDS definiert. Sehr selten stecken hinter Übergewicht medizinische Ursachen, wie z.B. endokrinologische, syndromale, monogenetische Erkrankungen, Trauma, Tumoren und Medikamente. Eine Ursachenabklärung ist indiziert bei abflachendem Wachstum, wenn die Grösse unterhalb des elterlichen Zielbereichs liegt oder bei psychomotorischen Entwicklungsverzögerungen. Bei stark übergewichtigen Kindern ist der BMI das entscheidende Kriterium für eine Abklärung auf frühkindliche monogenetische Adipositas. Die genetische Abklärung ist im Alter von 1 bis 2 Jahren bei einem BMI > 25 kg/m2 und im Alter von 3 bis 5 Jahren bei einem BMI > 30 kg/m2 angezeigt. Folgeerkrankungen der Adipositas sind vielseitig. Eine Nüchternblutentnahme (Insulinresistenz) ist bei einem BMI > + 3 SDS, bei Bluthochdruck, familiären Risikofaktoren, Acanthosis nigricans und ausbleibendem Erfolg konventioneller Therapien angezeigt. REFERENTIN: DR. MED. SILVIA SCHMID Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, spez. Kinderendokrinologie und Kinderdiabetologie, Medizinisches Zentrum gleis d, Chur und Praxis klein-gross, Dübendorf MODERATION: MED. PRACT. MARLEEN GROSHEINTZ Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderarztpraxis Landquart AUTORIN: SUSANNA STEIMER MILLER Herausgeberin «Baby & Kleinkind», Kilchberg Korrespondenzadresse: steimermiller@prsolutions.ch Workshop Ärztinnen und Ärzte 3: Masterclass Endokrinologie Zu dick, zu dünn: Tipps und Tricks aus der endokrinologischen Praxis Konventionelle Therapien wie Ernährungs- und Physiotherapie sowie psychologische Betreuung können im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit MSIT (multiprofessionelle strukturierte individuelle Therapie, eintägige Ausbildung, akj) angeboten werden. Das GLP-1-Analogon Liraglutide (Saxenda) wirkt zentral, fördert das Sättigungsgefühl und senkt das Hungergefühl, es ist zugelassen ab 12 Jahren. Die Kosten werden neu seit 1.7.2023 gemäss Limitation aus der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen, wenn die Verschreibung durch eine Fachperson mit einer MSIT-Akkreditierung bzw. fachärztlichen Ausbildung in pädiatrischer Endokrinologie erfolgt. Untergewicht kann durch maligne, psychische, hormonelle (Typ 1 Diabetes) oder gastrointestinale Erkrankungen verursacht werden. Ein tiefer fT3-Wert ist der wichtigste Indikator für eine ungenügende Energiezufuhr. Der Wiedereintritt der Menstruation zeigt an, dass ein minimales gesundes Gewicht erreicht ist. ■

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