KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

JAHRESTAGUNG 04 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 22 Wir durften einen spannenden «Streifzug» durch die Dermatologie erleben und besprachen u.a. folgende Themen: ■ Mollusken: Bei den Mollusca contagiosa handelt es sich um eine vor allem bei Kindern auftretende, harmlose Viruserkrankung der Haut. Die Infektion zeigt sich in der Entstehung von isoliert stehenden, glänzenden Papeln mit zentraler Delle. Die Farbe der Läsionen kann sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel hautfarben, transluzent, weiss oder sogar gelb. In den meisten Fällen bilden sich die Dellwarzen nach wenigen Wochen bis Monaten spontan zurück, sodass eine chirurgische Intervention aufgrund der damit verbundenen Narbenbildung zurückhaltend erfolgen sollte. Medikamentös können die Warzen mit z. B. InfectoDell (Wirkstoff: Kaliumhydroxid) behandelt werden. Zeigen sich Papeln an Ellenbogen, wenig entzündlich mit Juckreiz – (sekundär GianottiCrosti-like Dermatitis) – ist dies bereits ein Zeichen der anstehenden Abheilung der Mollusken. Daher ist zu diesem Zeitpunkt keine Therapie mehr erforderlich. ■ Urtikaria und Ekzem: Eine Urtikaria ist ein dermaler Prozess und zunächst nur ein Symptom und meist keine Allergie. Die Behandlung erfolgt peroral (systemisch) z. B. mit Xyzal-Tropfen, Aerius-Sirup oder Bilaxten-Schmelztabletten. Beim Ekzem findet man eine epidermale Beteiligung, daher sollte die Therapie mit Salben, Lotion sowie rückfettenden Bädern erfolgen. REFERENTIN: DR. MED. KRISTIN KERNLAND LANG Fachärztin für Dermatologie und Venerologie FMH, Konsiliaria und Belegärztin für pädiatrische Dermatologie im Kantonsspital Baden, Kantonsspital Fribourg und Spitalzentrum Biel MODERATION: MED. PRACT. CORDULA ZWINGGI Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Luzern AUTOR: DR. MED. TOBIAS GLASER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in der Kinderarztpraxis Dr. Beck in Kreuzlingen Korrespondenzadresse: tobias.glaser@hin.ch Workshop Ärztinnen und Ärzte 1: Dermatologie «Dermatologie step-by-step»: Wie komme ich zur Diagnose und zur Therapie? – mit Derma-Quiz ■ Atopische Dermatitis: individuelle Verläufe, nummuläre oder generalisierte Form mit Abhängigkeit von der «Hautfarbe» z.B. Prurigo Form bei «dunklem» Hauttyp. Cave: virale Superinfektion (Eczema herpeticatum) und DD: Langerhanszell – Histiozytose nicht verpassen. Therapie: tägliches kurzes Bad/Dusche (2–5 Minuten) lauwarm mit Ölzusatz (z. B. süsses Mandelöl), Basispflege (z. B. Antidry sensitive Lotion). Bei schweren Verläufen (ab 6 Monaten): Fett-feuchte Verbände (diese wurden im Workshop eindrucksvoll demonstriert und waren das «Highlight» dieses Themas) mit rückfettender Pflege (alleine oder mit topischen Kortikosteroid gemischt) (z. B. Dexeryl-Creme/Prednicutan-Salbe). ■ Skabies: Hautveränderungen (Dermatoskopie: am Ende eines Haut-Ganges findet sich ein kleines «dunkles» Dreieck) sind altersabhängig: Säugling rotviolette Knoten in der vorderen Axillarlinie, Papeln und Pusteln an Fusssohlen und Handflächen sowie behaarte Kopfhaut; ältere Kinder: Fingerzwischenräume und Leisten/Genitale. Leitsymptom: starker Juckreiz, Mituntersuchung von Geschwistern und Eltern. Therapie: Permethrin 5% (Scabi-med 5%) topisch, Kinder >12J: 30g, 6–12J: 15g, 2–6J: 7.5g und <2J: 2–3 haselnussgrosse Portionen. Systemische Therapie: Ivermectin p.o. (Subvectin Tab. à 3mg) für Kinder ab >15kg/KG (in Frankreich ab 5kg/KG), Dosierung: 200(–300) µg/kgKG, nüchtern (>1h vor dem Essen). Cave: Nicht in Schwangerschaft und Stillzeit und bei Hepatopathien (CYP450) – wird von der Krankenkasse nicht bezahlt! Lösung: Rezept als Ivermectin-Kapseln oder Suspension ausstellen mit Vermerk «Magistralrezeptur» (im Kanton Zürich schon etabliert), danach Kostenübernahme durch die Kasse. Hilfe bei der Therapie: Domizilbehandlung durch die Kinderspitex. Das Highlight waren für mich die vielen verschiedenen Ausprägungsformen und eindrücklichen Bilder. ■ Weitere Themen waren: Infektiöse Hauterkrankungen (Impetigo, Dermatomykosen), Hämangiome und melanozytäre Naevi. Tipp bei Naevi: Stabilität über Zeit dokumentieren und Foto – Verlaufskontrolle bei Unklarheiten. Mein herzlicher Dank gilt der Referentin für den gelungenen Workshop und das Zusenden der Power-Point- Präsentation als Grundlage für diesen Bericht. ■

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