KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2023

03 / 2023 FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 33 Inhalt Im KOMPASS-Basistraining werden grundlegende soziale Fertigkeiten im Gruppensetting in 25 bis 30 Terminen vermittelt und eingeübt. ■ Modul «Emotionen»: emotionaler Wortschatz (30 bis 40 Begriffe); mimisches und stimmliches Erkennen und Ausdrücken von zirka 20 verschiedenen Emotionen; Reagieren auf Gefühle anderer. ■ Modul «Small Talk»: typische Small-Talk-Themen; Gesprächsstruktur, die zu wechselseitiger Kommunikation verführt. ■ Modul «Nonverbale Kommunikation»: Zeigen und Verstehen der Bedeutung verschiedener Merkmale von Körpersprache wie Körperhaltungen im Sitzen und Stehen, Nähe/Distanz, Blickkontakt, konventionelle, emotionale und ironische Mimik, beschreibende, instrumentelle, konventionelle und emotionale Gestik sowie stimmliche Gestaltungsmittel wie Lautstärke, Betonung, Sprechtempo, Pausen und Prosodie; Schaffen eines guten Ersteindrucks. Im KOMPASS-Fortgeschrittenentraining wird auf den sozialen Basisfertigkeiten aufgebaut. Um diese Fertigkeiten zu besprechen und einzuüben, sind zirka 40 Gruppentermine notwendig. In den F-Gruppen an der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie (KJPP) wurde jeweils eine Auswahl der Themen bearbeitet, da im Schnitt nur 25 Termine zur Verfügung stehen. ■ Modul «Komplexe Kommunikation»: Erlebnisaustausch, Gruppengespräche, Signale des aktiven Zuhörens; bildliche Sprache, Witze, Jugendsprache und Ironie; konstruktives Feedback, Argumentieren, konstruktive Streitgespräche. Merkpunkte ■ KOMPASS soll Menschen mit einer ASS helfen, die soziale Welt zu entdecken und zu erforschen, sich in der sozialen Umgebung zurechtzufinden und darin «navigieren» zu können. ■ Die Grundhaltung bei KOMPASS ist personenzentriert und ressourcenorientiert. ■ Im KOMPASS-Basistraining werden grundlegende soziale Fertigkeiten im Gruppensetting in 25 bis 30 Terminen vermittelt und eingeübt. Im KOMPASSFortgeschrittenentraining wird auf den sozialen Basisfertigkeiten aufgebaut. ■ KOMPASS ist kein Manual mit fixen Gruppenstunden, sondern eine Materialsammlung in zwei Praxishandbüchern. ■ Modul «Komplexe Interaktion»: Konzept «Freundschaft», Entwicklung von Freundschaft, Konzept der sozialen Reziprozität, Komplimente, Grussmitteilungen; Partner- und Teamarbeit; Kompromisse schliessen. ■ Modul «Theory of Mind»: Perspektivenwechsel, Empathie, Bilden sozialer Hypothesen, ungeschriebene soziale Normen, soziale Hierarchen, Erscheinungsbild, soziale Lügen. Aufbau KOMPASS ist kein Manual mit fixen Gruppenstunden, sondern eine Materialsammlung in zwei Praxishandbüchern. Die Therapeuten können sich mittels der Infoblätter, die zu jedem Unterthema zur Verfügung stehen, über die soziale Fertigkeit sowie im Praxishandbuch über deren didaktische Vermittlung informieren. Dann suchen sie sich diejenigen Übungen, Arbeitsblätter und Beobachtungsprotokolle heraus, die sie für die individuelle Zusammensetzung ihrer Gruppe benötigen, um die anvisierten Ziele zu erreichen. Es sollte immer ausreichendes Material zur Verfügung stehen, um auch schwächeren Teilnehmern ausreichendes Üben zu ermöglichen. Das Material kann jeweils via Zugangscode von der Verlagshomepage heruntergeladen werden. Der Ablauf der Gruppensitzungen ist klar strukturiert und umfasst nach der Begrüssung eine Befindlichkeits- beziehungsweise Erfahrungsaustauschrunde sowie thematisch zusammengehörende kurze Theorieinputs und Übungen. Dazwischen gibt es eine Snackpause, die auch dem freien Austausch dient. Jedes Mal werden Trainingsaufgaben verteilt, durch die Gelerntes durch das Ausfüllen eines Arbeitsblattes oder eine Übung mit einer Bezugsperson gefestigt, Neues mittels Beobachtungsprotokollen entdeckt oder der Teilnehmer zur Selbstreflexion angeregt wird. Im Verlauf beider Trainings finden jeweils drei Informationsabende für Eltern und weitere Bezugspersonen (z. B. Lehrpersonen, Ausbilder) statt. Evaluation Die acht Monate dauernde KOMPASS-Basisgruppe (KOMPASS-B Interventionsgruppe n = 108) wurde in einer Prä-Post-Verlaufsuntersuchung mit einer Warte Kontrollgruppe (n = 65) über acht Monate verglichen, wobei die Wartegruppe mit einer Standardbehandlung (treatment as usual, TAU) betreut wurde. Bei KOMPASSF (n = 52) stellte die Katamnesegruppe derjenigen, die nach dem Basistraining die Fortsetzungsgruppe nicht besucht haben, die Kontrollgruppe (n = 63) dar, die dann nur noch TAU erhalten hat oder gar nicht mehr therapeutisch betreut wurde. Die Probanden beider Gruppentrainings wurden ein Jahr nach Therapieende nachuntersucht, um die Langzeiteffekte des Trainings zu überprüfen. Zudem wurde das Basistraining auch mit

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx