KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2023

FORTBILDUNG: THEMENHEFTTEIL 03 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 34 einer externen Gruppe (n = 35), in der die Therapeuten nur das Praxishandbuch nutzten und nicht durch die Hauptautorin supervidiert wurden, verglichen, um die Tauglichkeit des Praxishandbuchs zu prüfen. Für beide Trainings standen Fragebogenangaben der Eltern, in geringerem Masse der Schule beziehungsweise der Ausbildung und der Therapeuten zur Verfügung. Zudem wurden von den Teilnehmern prä-post klinische Testdaten erhoben, und die KOMPASS-F-Teilnehmer füllten einen Fragebogen zu Gruppenkompetenzen aus. Sowohl KOMPASS-B als auch KOMPASS-F zeigen nach Beobachtung der Eltern im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollgruppen eine gute Wirksamkeit in Bezug auf die Reduktion der autistischen Verhaltensweisen und der allgemeinen Psychopathologie als auch in Bezug auf die Verbesserung der Gruppenkompetenzen. Im Verlauf sank die autistische Symptomatik in allen Bereichen immer weiter signifikant ab, und die sozialen Kompetenzen nahmen signifikant zu. Auch ein Jahr nach Ende des Basis- beziehungsweise des Fortgeschrittenentrainings waren die Verbesserungen signifikant und deutlich sichtbar. Teilnehmer, die nach dem Basistraining noch KOMPASSF besucht haben, ziehen daraus einen zusätzlichen Gewinn. Die signifikante Zunahme der sozialen Fertigkeiten lässt sich auch durch testpsychologische Verfahren zeigen. Die Teilnehmer von KOMPASS-F nehmen bei sich selbst eine deutliche Zunahme der sozialen Gruppenfertigkeiten wahr. Die Therapeuten beobachten eine hoch signifikante Steigerung der sozialen Fertigkeiten und Gruppenkompetenzen während des KOMPASS-Basistrainings, sodass die Teilnehmer dann die entsprechenden Verhaltensweisen mehr oder minder gleich häufig wie Gleichaltrige ohne eine autistische Beeinträchtigung zeigen. Entsprechend ist bei KOMPASS- F kaum mehr eine Steigerung möglich, und es wird auch keine bedeutsame Verbesserung mehr beobachtet. Die Lehrer und Ausbilder hingegen beobachten zwar während des Basisgruppentrainings eine deutliche Zunahme der Gruppenfertigkeiten, eine verbesserte soziale Bewusstheit und weniger autistische Manierismen sowie eine, wenn auch nicht signifikante Verbesserung der allgemeinen sozialen Reaktivität, doch diese Verbesserungen sind zumindest in der Probandengruppe, die nicht noch KOMPASS-F besucht, nicht nachhaltig. Während des Fortgeschrittenentrainings hingegen und erst recht ein Jahr später zeigen sich signifikante Verringerungen der autistischen Symptomatik generell, eine Verbesserung der sozialen Kommunikation und Motivation im Besonderen sowie eine signifikante Reduktion der allgemeinen Psychopathologie wie auch eine Zunahme der sozialen Kompetenzen. Es wurden für KOMPASS-B wie auch für KOMPASS-F sowohl bei den Einschätzungen der Eltern, der Ausbilder und der Teilnehmer als auch in allen Fragebögen keine moderierenden Effekte in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe, dem Geschlecht, der Intelligenz oder dem Vorliegen einer komorbiden Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität gefunden. Den einzigen signifikanten Moderator stellt der Prä-Wert dar: Je höher die Symptomatik in den Symp- tomfragebogen beziehungsweise je geringer die Werte im Kompetenzfragebogen sind, desto grösser sind die Fortschritte. Gerade Teilnehmer mit einer hohen Symptombelastung und geringeren sozialen Ressourcen profitierten also mehr von der KOMPASS-Behandlung. Das Praxishandbuch hat sich als tauglich erwiesen und ermöglicht externen Therapeuten vergleichbare Effekte. Die Teilnehmer und die Eltern sind mit der Behandlung zufrieden. Detaillierte Angaben zur Evaluation finden sich in KOMPASS-F3. Ausblick Es wäre sicher wünschenswert, wenn die vorliegenden sehr positiven Ergebnisse in einer hochsystematischen, klinischen Studie gegen eine randomisierte und allenfalls mit einer anderen Gruppenintervention behandelte Kontrollgruppe repliziert werden könnten. Zudem würde sich KOMPASS auch für eine Adaptation für Gruppen mit Kindern im Primarschulalter eignen. ■ LITERATUR 1. Häussler A: (2005). Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschenmit Autismus: Einführung in Theorie und Praxis. Borgmann Media. 2. Jenny B, Goetschel P, Isenschmid M, Steinhausen HC: KOMPASS –Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit AutismusSpektrum-Störungen: Ein Praxishandbuch für Gruppen- und Einzelinterventionen. Stuttgart: Kohlhammer 3, 2011. 3. Jenny B, Goetschel Ph, Schneebeli, Köpfl S, Walitza S: KOMPASS-F: Zürcher Kompetenztraining für Fortgeschrittene für Jugendliche und junge Erwachsene mit einer AutismusSpektrum-Störung: Ein Praxishandbuch für Gruppen- und Einzelinterventionen. Stuttgart: Kohlhammer. 4. Watzlawick P, Beavin J H, Jackson D D: Menschliche Kommunikation.Bern: Huber. 1969. Jenny / Goetschel / Isenschmid / Steinhausen M2I6 KOMPASS-Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen Stuttgart: Kohlhammer 2011 Infoblatt: SMALL TALK – GESPRÄCHSGRAFIK Blickkontakt Lächeln Begrüßung Einleitungssatz neues Thema neues Thema Fortsetzungsfrage Fortsetzungsfrage Fortsetzungsfrage Antwort Kommentar Antwort Kommentar Antwort Kommentar Gesprächsabschluss Verabschiedung © 2011 W. Kohlhammer GmbH / Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Zürich N Quelle: © 2011 W. Kohlhammer GmbH / Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Zürich

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