KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2023

FRÜHLINGSTAGUNG 02 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 16 Ärzte und MPA Referat 2: Gastroenteritis Erbrechen und Durchfall – wann ist es zu viel? Dieser lehrreiche Vortrag von Michelle Seiler gab wichtige Informationen zu der Beurteilung der Dehydratation und der optimalen Therapie einer Gastroenteritis. Michelle Seiler weist an dieser Stelle auf einen wichtigen Punkt in der Anamnese hin: Farbe des Erbrochenen. CAVE: dunkelgrünes = galliges Erbrechen: bis zum Beweis des Gegenteils Hinweis für ein akut chirurgisches Problem, im Neugeborenen-/Säuglingsalter muss z. B. an die lebensgefährliche Erkrankung eines Volvulus gedacht werden. Die Dehydratation wird anhand von Anamnese und klinischer Untersuchung in drei Stufen eingeteilt: ■ Mild ■ Mittelschwer ■ Schwer Eine Tachykardie ist das erste klinische Zeichen einer Dehydratation. Weiterhin sehr wichtig, neben den anderen Zeichen der Dehydratation, ist die Rekapillarisierungszeit. Drei Therapieoptionen, abhängig vom Schweregrad der Dehydratation, stehen zur Verfügung. ■ Orale Rehydrierung ■ Nasogastrale Rehydrierung mit Magensonde (bis ca. 2 Jahre) ■ Intravenöse Rehydrierung Die orale Rehydrierung hat viele Vorteile: billig, einfach durchzuführen, die geschädigten Darmzellen werden stimuliert. Nachteil: sie ist anstrengend. Empfohlen sind Elektrolytlösungen oder andere Glucose- Natrium-Gemische, welche idealerweise das Verhältnis von Zucker zu Natrium von 2:1 nicht übersteigen. Nasogastrale Rehydrierungen zeigen dieselben Vorteile wie die orale Rehydrierung. Vor Infusionstherapien mit isotonen Lösungen kann eine Blutgasanalyse durchgeführt werden. Weitere Labor- untersuchungen oder eine Erregerdiagnostik sind im REFERENTIN: PD DR. MED. MICHELLE SEILER Fachärztin FMH für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Notfallmedizin. Leitende Ärztin in der Notfallstation des Universitäts-Kinderspitals Zürich AUTOR: DR. MED. SITA KNELLER Assistenzärztin Notfallpraxis/ Beraterin Kindernotfälle, Universitäts-Kinderspital Zürich Korrespondenzadresse: sita.kneller@kispi.uzh.ch Rahmen der Behandlung einer Gastroenteritis meist nicht nötig. Rehydrierungen sollten zur deutlichen Verbesserung des Allgemeinzustandes führen, wenn nicht, muss die initiale Verdachtsdiagnose hinterfragt werden. Mögliche Differenzial-Diagnosen: Sepsis oder Niereninsuffizienz im Rahmen eines hämolytisch-urämischen Syndroms. Als antiemetische Therapie kann Ondansetron verabreicht werden. Analgetika und Probiotika können optional eingesetzt werden. CAVE: Paspertin führt im Kindesalter häufig zu extrapyramidalen Symptomen. Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Wann ist es zu viel? Es ist zu viel, wenn Kinder Zeichen einer Dehydratation aufweisen! ■ Galliges Erbrechen Foto: PD Dr. med. Michelle Seiler

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx