KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2023

02 / 2023 FRÜHLINGSTAGUNG KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 15 Ärzte und MPA Referat 1: Krippe und Krankheit Vorgehen bei ansteckenden Erkrankungen in der Kindertagesstätte «Anruf aus der KiTa: Bitte holen Sie Ihr Kind ab, es hat gelbes Augensekret. Das ist eine hochansteckende Bindehautentzündung. Bitte bringen Sie es zur Kinderärztin.» Die KIS-Frühlingstagung startete mit einem Highlight über Empfehlungen zum Vorgehen bei Kindern, die in der KiTa erkranken. Der ansprechende und lebendige Vortrag von Nadia Blunschi, Jeanette Good und Dr. Jody Stähelin stellte zunächst die Problematik unterschiedlicher Interessen und Wahrnehmungen dar und skizzierte die Abläufe, die vom Auftreten der Beschwerden beim Kind über die Reaktion des Kita-Personals, der Eltern, der MPA am Telefon bis zur Kinderärztin typischerweise stattfinden. «Wann ist ein Kind so krank, dass es von der KiTa ausgeschlossen werden muss, wann dürfen potenziell ansteckende Kinder bleiben?» In dem in Abbildung 1 dargestellten Spannungsfeld zwischen Mitarbeitenden der Kindertagesstätten, Eltern und uns Kinderärztinnen bei der Einschätzung von Massnahmen bei erkrankten KiTa-Kindern finden wir uns tagtäglich wieder. tomen, dann folgen die für uns im Alltag so wertvollen Tabellen zu Krankheiten mit KiTa-Ausschluss und Krankheiten ohne KiTa-Ausschluss (Abbildung 2). REFERENTINNEN: DR. MED. JODY STÄHELIN Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Master of International Health, Kinderpraxis-ifa, Baden JEANNETTE GOOD Geschäftsführung Verein ABB Kinderkrippen, Baden NADIA BLUNSCHI Krippenleiterin im Verein ABB Kinderkrippen, Baden AUTOR: DR. MED. MARTIN RÖSSLER Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Ärztezentrum Oerlikon, Zürich Korrespondenzadresse: MRoessler@swissmedical.net Wie entscheiden wir, ob ein Kind aus der KiTa ausgeschlossen werden muss? Kind • Wohlbefinden • Leidensdruck Andere Kinder • Ansteckungsrisiko • Gefährlichkeit Interessensgruppen • Eltern des Betroffenen • Eltern der anderen Kindern • Arbeitgeber der Eltern • Ärzte/innen: Pädiater, Allgemeinpraktiker, und Experten • Gesundheitsbehörde: Kantonsärztinnen • BAG • KiTa Leitung KiTa Mitarbeitende • Ansteckungsrisiko • Gefährlichkeit • Belastbarkeit Mehrere Jahre lang hat das Team um die Arbeitsgruppe Jody Stähelin, Jeannette Good, Helena Gerritsma und Reto Villiger aktiv recherchiert und nun die 3. Auflage «Krippe und Krankheit» herausgegeben, die ein Leitfaden sein soll für Entscheidungen rund um das erkrankte Kind, das in die KiTa geht. Dieser Leitfaden wurde nun in der Fortbildung vorgestellt. Er ist in sinnvolle Abschnitte unterteilt wie Präventionsmassnahmen und Erstmassnahmen bei SympAbbildung 1: Wie entscheiden wir, ob ein Kind aus der KiTa ausgeschlossen werden muss? Abbildung 2: Empfehlungen zu Vorgehen bei Erkrankungen in der KiTa Der nachfolgenden Diskussion war zu entnehmen, dass es für manche befremdlich klang zu hören, dass bei Erkrankungen wie Konjunktivitis, RSV-Infekt, Hand-FussMund-Erkrankung oder gar Varizellen kein KiTa-Ausschluss empfohlen wird – mit Einschränkungen wie bei Fieber, schlechtem Allgemeinzustand oder bestimmten, seltenen Formen (z. B. Keratokonjunktivitis epidemica). Die wichtigsten medizinischen Begründungen sind, dass es sich um Erkrankungen mit niedrigem Komplikationsrisiko handelt, sowie die Infektiosität bereits vor klinischem Ausbruch der Erkrankung vorhanden ist und auch lange danach persistiert (z. B. bei der Hand-FussMund-Krankheit wochenlang). Endlich gibt es einen auf breiten Schultern erstellten Konsens und ein «offizielles» Dokument, das nun von vielen Fachgesellschaften und Institutionen publiziert wird (u. a. BAG, kibesuisse, Kinderärzte Schweiz, Pädiatrie Schweiz) und das ich im Alltag sicherlich häufig benutzen werde. ■ https:// www.kinderaerzteschweiz.ch/ Homepage/Dokumente/KiTa-und- Krankheit-3.-Auflage-2023_Final.pdf

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