KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2023

ERFAHRUNGSBERICHT 01 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 56 Haarerkrankungen im Kindesalter Dr. Pierre de Viragh gab uns einen rasant-sportlichen Exkurs über dieses Thema. Wichtige Punkte sind das Alter des Kindes, seit wann die Auffälligkeiten bestehen, wo genau auf dem behaarten Kopf sie sind und wie ganz genau die betroffene Stelle aussieht. Es sollte ein Zupf- und Reibetest der Haare gemacht werden, ebenso eine Haarmikroskopie. Bei Haarausfall sollte man das Ferritin, Zink, Biotin, Vitamin B12 und das TSH bestimmen, hier ist unbedingt ein Ferritin-Spiegel von ≥ 50 µg/l empfohlen. Laut Herrn de Viragh sind nach Anheben des Ferritin-Spiegels sehr viele Haarausfall-Probleme behoben. Nebst Haarausfallerkrankungen erfuhren wir viel über Haarwachstumsstörungen, entzündlich bedingte Haarerkrankungen sowie Tic-Störungen. Hierbei fand ich spannend, dass der Referent in der Tic-Therapie gute Erfahrungen mit N-Acetylcystein 1200–2400 mg/d über 2–5 Monate gemacht hat. Bei anhaltenden oder ausgeprägten Haarerkrankungen überweise ich das Kind jeweils zu einem Dermatologen (am Inselspital Bern gibt es eine vom Referenten geleitete Haarsprechstunde). Systematische Hautuntersuchung mit Fallbeispielen Frau Dr. med. Barbara Kunz gab uns eine Übersicht über sämtliche Effloreszenzen mit interessanten Fallbeispielen. Schon zig Mal gehört und gelernt, war ich wieder einmal mehr ernüchtert darüber, wie schwer die exakte Beschreibung und Klassifizierung eines Hautbefundes für mich immer noch ist. Dermatologische Entomologie Herr Dr. Jan Izakovic führte uns durch die faszinierende und gleichzeitig ekelerregende Welt der Scabies («Everything you never wanted to know about the mites that eat, crawl and have sex on your face!»: Titel eines Artikels über Demodex folliculorum, Bettwanzen und Trombidien. Ich überlege mir, ein Dermatoskop (ab ca. Fr. 1000.–) anzuschaffen, um sämtliche Effloreszenzen besser sehen und Milben in den Bohrgängen entdecken zu können. Dr. Izakovic hat uns dazu die entsprechenden typischen Erkennungsmerkmale nähergebracht. DR. MED. KARIN KEISER FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, PRAXISPÄDIATERIN IN RIEHEN Korrespondenzadresse: karin.keiser@hin.ch Wir Kinderärzte werden in unserem beruflichen Alltag meistens mehrmals täglich mit dermatologischen Fragestellungen konfrontiert und sollten kompetent Auskunft geben können – dies, obwohl die meisten von uns während unserer Weiterbildung zur Fachärztin nur wenig dermatologisch Praxisrelevantes lernen konnten. Fortbildungen in diesem Gebiet sind für mich deshalb immer höchst willkommen. «…mit Haut und Haaren: Workshop pädiatrische Dermatologie» vom 29. September 2022 Im ersten Workshop des Nachmittags gewährte uns Herr Cédric Wernli einen Einblick in seinen Alltag als Fachapotheker, welcher in seiner Offizin-Apotheke noch Magistralrezepturen herstellt. Für interessierte Ärztinnen gibt es die kostenlose Möglichkeit, auf der Website https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de alle möglichen Rezepturformeln zu finden. Im zweiten Nachmittagsworkshop erzählte Frau Dr. med. Agnes Schwieger-Briel, Hauptverantwortliche der Teledermatologie der Dermatologie des Kinderspitals Zürich, über deren Angebot. Einen unklaren Fall kann man mit möglichst ausführlicher Anamnese (inkl. Patientenangaben und Krankenversicherung, da kassenpflichtige Leistung) sowie guter Fotodokumentation an aerzte.dermatologie@kispi.uzh.ch senden und erhält innert 7 Tagen eine Antwort. Eilige Fälle dürfen telefonisch an das Sekretariat der Dermatologie des Kinderspitals Zürich gemeldet werden. Zu guter Letzt präsentierte die Referentin spannende Fälle aus dem Alltag der Telemedizin. Ich ging beseelt mit der Vorstellung, mein dermatologisches Wissen wieder etwas auf Vordermann gebracht zu haben, nach Hause und bedanke mich bei Dr. med. Marc Sidler, Béatrice Kivanc und Dr. med. Jan Izakovic für die tolle Organisation des heutigen Kurstages und allen Referierenden für die spannenden Beiträge. ■ Bilder: Daniel Brandl

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