KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2022

JAHRESTAGUNG 04 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 30 Workshop Ärztinnen und Ärzte 8: Kindertrauerbegleitung Wie spreche ich mit einem trauernden Kind? Welche Möglichkeiten der Begleitung gibt es? Was soll ich tun, wenn ein Elternteil oder Geschwister eines Patienten verstorben ist? Was soll man vermeiden, was soll man ja nicht sagen? Welche Anlaufstellen gibt es für uns Kinderärzte? Wie bereiten wir ein Kind auf einen bevorstehenden Tod vor? Annyett König zeigte uns engagiert auf, dass der Trauerprozess viele Facetten aufweist, dass es keine Normen gibt, wie man richtig trauert, dass wir uns in unseren Antworten eigentlich von den Fragen der Kinder leiten lassen sollen und dass wir darauf sensibilisiert sein sollten, dass die Geschwister im Trauerprozess nicht vergessen gehen. Ihnen gegenüber sind wir zu klaren Aussagen verpflichtet, und wir müssen ihnen Zeit einräumen, Fragen zu stellen. Wichtig ist es, die Kinder in den Bestattungsvorgang miteinzubeziehen, sodass sie die verstorbene Person erkennen oder gar anfassen können, sofern sie dies wünschen. Im Krematorium in Bern dürfen Angehörige z.B. den Sarg mit Farben bemalen – nicht nur für Kinder etwas Konkretes, das man noch für die geliebte Person tun kann. Eine andere Möglichkeit: die Urne selbst töpfern. Bei Kleinkindern ist enorm wichtig, hierbei Fotos zu machen, damit man ihnen später einmal zeigen kann, dass sie konkret dabei waren und Abschied von der geliebREFERENTIN: ANNYETT KÖNIG Familientrauerbegleiterin, Fachfrau pädiatrische Intensivpflege, Bern MODERATION: DR. MED. DANIELA BRUNNER-DI PIETRO Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Muri bei Bern AUTORIN: IRENE FIETZ Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Bern Korrespondenzadresse: praxis.fietz@hin.ch ten Person genommen haben. Für viele Trauernde ist es wichtig, Erinnerungen wachzuhalten: sei es durch Fotos oder indem man ein Kleidungsstück der verstorbenen Person umnäht oder umfunktioniert zu etwas Neuem, z. B. einem Kissen, welches man jederzeit drücken kann. Welche Phrasen soll man vermeiden? (Keine abschliessende Auflistung) ■ «Grossmutter ist eingeschlafen.» So wird das Kind künftig jede Nacht befürchten, selbst zu sterben, wenn es zu Bett geht. ■ «Grossvater kann nicht mehr zu uns kommen.» Hier fehlt die Ehrlichkeit, dass er unwiderruflich gestorben ist. ■ «Deine Schwester ist gestorben, weil sie krank war.» Bei seiner nächsten Erkrankung fürchtet das Kind, es müsse nun auch sterben. Was wir einer betroffenen Familie vielleicht aufzeigen können: Euer Leben ist für immer anders, anders kann aber auch gut bis sehr gut sein. ■ www.familientrauerbegleitung.ch Hier findet man viele nützliche Tipps von Adressen der Trauerbegleiter bis zu Selbsthilfegruppen und Bücher, die sich diesem Thema annehmen. Dieser Alpenrundflug um die Gipfel der heutigen Pneumologielandschaft war abwechslungsreich und interessant. Der erste Blick fiel dabei auf das Asthma. Dabei ging es Carmen Casaulta auch um eine Aussicht auf einen nächsten Covid-Winter. Die Wiederexposition von Asthmakindern mit Rhinoviren hat dieses Frühjahr zu einer Häufung von intensivpflegepflichtigen Verläufen geführt. Nach den «Lockerungen» war die Anfälligkeit gegenüber diesen Viren grösser und die eosinophilen Entzündungsreaktionen heftiger. Verantwortlich ist die TH2 gerichtete Immunantwort der Rhinoviren. Weiter von Bedeutung für Asthmapatienten mit COVID sei, dass durch inhalative Corticosteroide (ICS) die Bindungsstellen für SARS-Cov-2 an den Epithelzellen gedrosselt werden. Die Botschaft somit: die ICS diesen Winter lieber nicht zu früh absetzen. Und gegen die Rhinoviren und ihren TH2 Sturm bei laufender Nase auch nasale Steroide einsetzen! Weiterflug zur cystischen Fibrose. Von diesem Gipfel habe ich Erstaunliches vernommen! Schien er doch unbezwingbar, so soll schon bald eine ursächliche Therapie angeboten werden können! Die genetische Mutation ist verantwortlich dafür, dass ein Protein «ver-wickelt», und REFERENTIN: PD DR. MED. CARMEN CASAULTA Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Leitende Ärztin Pädiatrische Pneumologie, Universitätsklinik für Kinderheilkunde Bern AUTOR: DR. MED. DANIEL HÄNGGI Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderpraxis Panorama, Thun Korrespondenzadresse: danielhaenggi@hin.ch Workshop Ärztinnen und Ärzte 9: Masterclass Pneumologie Erfahrungsaustausch Pädiatrische Pneumologie so den Cl-Ionenkanal verstopft, erklärt uns Carmen. Und nun gibt es Medikamente, die das Protein wieder «entwickeln». Ganz heilbar wird CF dadurch zwar nicht, aber die Klinik würde durch den Einsatz dieser Medikamente um Welten besser verlaufen. Da tut sich was, genannt wird es «Modulatorentherapie» und ein Kind konnte auf eindrückliche Weise in Bern davon profitieren. Ein schwieriger Berg ist die pulmonal arterielle Hypertonie (PAH). Sei es bei Trisomie 21 per se, sei es durch OSAS, sei es bei bronchopulmonaler Dysplasie und extremer Frühgeburt. Kinder mit Downsyndrom können also in mehrfacher Hinsicht vom Problem betroffen sein und die Schlafapnoe-Maske bringt nicht immer die Verhinderung der PAH. Dennoch hilft eine frühe Polysomnografie bei entsprechender Klinik, die Weichen zu stellen. Als Praxispädiater bin ich als Gesundheitsberater für das Gros der gesunden Kinder am Boden tätig. Es war ein Erlebnis, das Engagement von Carmen Casaulta in luftigen Höhen für Kinder mit spezifischen Krankheiten zu erleben, und ich bedanke mich für diesen Alpenrundflug um die Pneumogipfel. ■

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