KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2022

04 / 2022 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 31 Workshop Ärztinnen und Ärzte 10: Orthopädie Kinder mit besonderen Bedürfnissen am Bewegungsapparat in der kinderärztlichen Praxis Dieser Vortrag war sehr interessant und lehrreich; er beinhaltete viele Informationen (Krankheitsbilder, Folgeprobleme, Orthesenversorgung). Die Folgenden habe ich für meine Arbeit in der Praxis mit nach Hause genommen: ■ Meine Aufgaben: Ansprechperson, Probleme erkennen, Koordination, Verbindung zum Spezialisten ■ Ziel von interdisziplinärem Management und Behandlung: Erhalten einer möglichst guten Lebensqualität (Verbesserung/Erhalt von Muskelkraft, Funktion, Mobilität und Partizipation, Vermeidung von Deformitäten und Spätschäden) ■ Keine unnötigen/nicht sinnvollen Therapieverordnungen auf Wunsch der Eltern ■ Von der Hippotherapie profitieren vor allem Kinder mit einer muskulären Hypotonie ■ Therapie der dynamischen Kontrakturen erfolgt mit Tonusregulation (z. B. Botulinumtoxin, intrathekales Baclofen), Physiotherapie, Orthesen. Fixierte Kontrakturen werden operativ korrigiert. REFERENT: DR. MED. BERNHARD SPETH Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates FMH, Leitender Arzt Kinder- orthopädie UKBB Basel und Kantonsspital Aarau MODERATION: DR.MED. PATRICIA HALLER HOCH Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Liestal AUTORIN: DIPL. MED. MONICA GLAUSER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiaterin in Zofingen Korrespondenzadresse: monica.glauser@kindermed.ch ■ Hüftluxationen betreffen 30% aller Patientinnen mit CP und sollten frühzeitig operativ behandelt werden. Hinweise sind unklare Schmerzen (Unruhe, Gewichtsabnahme, Inappetenz), auffallende Beinlängenverkürzung. ■ Skoliosen können im Verlauf eine Korsettbehandlung erforderlich machen. ■ Hyperlaxität und muskuläre Hypotonie führen zu orthopädischen Problemen bei Trisomie 21, z. B. Fussinstabilitäten (Orthesen grosszügig verordnen, um Folgeschäden zu vermeiden und die motorische Entwicklung zu fördern), Atlantoaxiale Instabilität (UKBB: radiologisches Screening im Alter von 5–6 Jahren), Hüftdysplasie (UKBB: Beckenübersicht a/p zwischen 5. und 8. Lebensjahr) ■ Verordnungen von Hilfsmitteln (Orthesen, Rollstühle usw.) müssen gut begründet werden (eventuell in Absprache mit Kinderorthopädie). ■ Workshop Ärztinnen und Ärzte 11: Phytotherapie «Fit for Life» mit Arzneipflanzen Beatrix Falch und Luc Simmen boten einen sehr übersichtlichen und informativen Workshop über pflanzliche Stärkungsmittel im Zusammenhang mit Immunstärkung, Appetitförderung und Konzentrationssteigerung. Frau Falch teilte uns eindrücklich mit, dass es sich bei der Pflanzenheilkunde um die älteste Medizinform der Menschheit handelt. Sie macht aber auch eine sehr dynamische Entwicklung durch, ist keine starre Medizin, sondern geht mit der Zeit, sodass sie heute ein integrativer Bestandteil der modernen Medizin geworden ist. Die Phytotherapie kommt hauptsächlich in der symptomatischen, präventiven und supportiven Therapie zum Einsatz. Sie hat eine milde und breite Wirkung und kann individuell eingesetzt werden. Führende Indikationen in der Pädiatrie sind vor allem bei: Immunstärkung, Infektabwehr, Regulierung des Magen-Darm-Traktes, Verbesserung von psychischen Verstimmungen (z. B. Unruhe, Konzentrationsprobleme, leichte depressive Verstimmungen, Schlafstörungen usw.). Es stehen viele Fertigpräparate, Urtinkturen, Ceres Urtinkturen, Teezubereitungen, ätherische Öle und individuelle Magistralrezepturen zur Verfügung. Wir erhielten einige Empfehlungen zur Vorbeugung und damit zur Stärkung der Immunabwehr; die Abwehrkräfte können bekanntlich durch gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung an der frischen Luft, durch regelmässigen Schlaf und durch Vermeidung von chronischen REFERENTIN: DR. SC. NAT. BEATRIX FALCH Dozentin für Phytotherapie und Vizepräsidentin der Schweizerischen Medizinischen Gesellschaft für Phytotherapie, Apothekerin in Zürich MODERATION: DR. MED. LUCIEN SIMMEN Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Praxispädiater in Brugg AUTORIN: DR. MED. SUZAN TÜRKOGLU Fachärztin Kinder-und Jugendmedizin FMH, Kinderarztpraxis St. Johann, Basel Korrespondenzadresse: dr.suzan.tuerkoglu@hin.ch Stresssituationen gestärkt werden. Neu für mich war die Stärkung des Verdauungstraktes mit Bitterstoffen wie Löwenzahn, Enzian, Mariendistel, welche anregend und antientzündlich wirken (s.a. Fertigpräparate wie Amaratropfen von Weleda oder Ceres Taraxacum comp.), wobei die richtige und sorgfältige Dosierung der pflanzlichen (Ur-) Tinkturen bei Kindern beachtet werden sollte. Sehr bekannte Arzneipflanzen zur Vorbeugung von Infektionen sind Immunstimulanzien wie Echinacea purpurea (Sonnenhut), Ginsengwurzel und Taigawurzel. Zur Behandlung einzelner Erkältungssymptome wurden Sambucus nigra (Holunder) und Hedera helix (Efeu) genannt. Bei Halsschmerzen und Erkrankungen im Mund und Rachenraum wird z.B. Pelargonium Halsspray oder Ribes-nigrum-Gemmospray ab dem 1. Lebensjahr sowie Malven-, Lindenblüten-, Kamillenblüten-, Salbeiblätter- und Ingwer-Zitronentee empfohlen. Mein persönliches Fazit: Phytotherapie ist eine zeitgemässe, sanfte, alternative Behandlungsform, vor allem in der Prävention und der Behandlung harmloser Infekte in der Pädiatrie. Vielen Dank für diesen übersichtlichen Workshop. ■

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