KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2022

41 03 / 2022 REDAKT IONELLE SE I TEN K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ ÖV, aber gleichzeitig auch mit dem Auto gut erreichbar sein wollten. Als wir dann die Möglichkeit bekamen, für uns perfekt geeignete Räume im Bahnhof Zürich-Enge zu mieten, war schnell klar: «Entweder wir machen das hier, oder wir machen es gar nicht.» Die Umbaumassnahmen im denkmalgeschützten Bahnhof haben uns zwar einige Nerven gekostet, bzw. graue Haare beschert, aber zur Hochzeit der Coronapandemie konnten wir Anfang Mai 2020 das erste Kind in den eigenen Räumen untersuchen. Wir können hier das gesamte Spektrum der ambulanten Kinder- und Jugendkardiologie anbieten: vom harmlosen Herzgeräusch über Herzrhythmusstörungen bis zur Betreuung von Kindern mit komplexen Herzvitien vor und nach Operationen. Hierunter sind auch Kinder mit «Einkammerherzen» und entsprechender Glenn- bzw. Fontan-Zirkulation. Neben Belastungsuntersuchungen und Sportabklärungen führenwir auch Langzeit-Blutdruckmessungen durch und behandeln entsprechend Kinder mit arteriellem Hypertonus. Darüber hinaus werden Kinder mit pulmonalarterieller Hypertension wie z. B. ehemalige Frühgeborene behandelt. Von Eltern chronisch kranker Kinder mit langer «Spitalkarriere» hören wir oft, dass Termine in einer Praxis für sie psychisch weniger belastend sind als im Spital, wo all die Erinnerungen an schwere Stunden, Tage und Wochen zurückkommen. Wir haben sicher die gleichen Erfahrungen gemacht, wie alle Ärzte, die sich neu niederlassen; vielleicht mit der Besonderheit, dass wir nicht zuvor angestellt in einer Praxis gearbeitet haben. All die wirtschaftlichen Themen der eigenen Praxis von Investitionskredit über Angestellte bis zur Abrechnung mit Krankenkassen und IV waren für uns also komplett neu. Wir sind uns alle einig, dass wir diese Erfahrungen nicht missen möchten. Im Spital gibt es so viele Dinge, die für die dort angestellten Ärztinnen automatisch im Hintergrund organisiert sind – wenn wir jetzt keine EKG-Elektroden bestellen oder das Ultraschallgel ausgeht – dann bleibt das Lager leer. Manchmal vermisst man den technischen Dienst oder die Spezialisten der IT… aber man wächst mit seinen Aufgaben. Natürlich pflegen wir weiterhin einen guten und engen Kontakt zu unseren Kolleginnen im Spital, sowohl im Kinderspital Zürich als auch in anderen Regionen bis in die Westschweiz. Die umfassende Betreuung von chronisch herzkranken Kindern wäre sonst gar nicht sinnvoll möglich und durch unsere langjährige Erfahrung im Spital wissen wir auch, wer in welcher Abteilung für welches Kind der richtige Ansprechpartner ist. An dieser Schnittstelle zwischen niedergelassenen «Spezialistinnen» und Spital darf es, wenn einmal ein Spitalaufenthalt notwendig ist, keinerlei Reibungs- oder Informationsverluste geben. Nach nun zwei Jahren in der eigenen Praxis «Kinderherzen», die nicht zuletzt aufgrund der Coronapandemie ganz anders begonnen haben als gedacht, viel Arbeit, aber auch sehr viel Spass an der selbstbestimmten Arbeit gebracht haben, bereuen wir den Schritt zu keiner Sekunde und sind vor allem unseren zuweisenden Kollegen und den Eltern dankbar für das Vertrauen in uns und unser neues «Zuhause». ■ Empfangsbereich Untersuchungszimmer

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