23 02 / 2022 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ (P.S. Das Cerumen von Kindern ist von der Konsistenz her oft wie «Bienenhonig». Dieses Cerumen macht euch Pädiatern und uns pädiatrisch tätigen ORLern zwar «das Leben schwer», weil wir oft genug das Trommelfell nicht beurteilen können, aber durch diese weiche Konsistenz bilden sich selten «Pfropfen», die das Gehör beeinträchtigen und es schützt ausserordentlich gut vor den häufigsten Erregern einer Otitis externa diffusa.) Erst wenn die Eltern beginnen, die Ohren zu «reinigen» entstehen Probleme. (Abgesehen von Kindern mit Hörgeräten, aber das ist ein anderes Thema.) Bei meinen erwachsenen Patienten bin ich da pragmatisch und halte mich mit Kritik an der Ohrreinigung zurück, aber bei Kindern gilt definitiv: Ein Wattestäbchen gehört nicht in ein Kinderohr! (Es gibt Fälle genug, bei denen Kinder mit Wattestäbchen «spielen», die Erwachsenen imitieren und sich das Trommelfell, manchmal sogar die Ossikel und im schlimmsten Fall das Innenohr verletzen). Bei gesunden Kindern, bei denen man die Ohren einfach in Ruhe lässt, treten selten Gehörgangsentzündungen auf und es sind keinerlei Massnahmen notwendig! Wie sinnvoll sind Surferknete und Ohrstöpsel? Aufgrund obiger Ausführungen ergibt sich, dass im Normalfall (gilt natürlich nicht für Kinder mit Paukendrainage oder akuter Otitis media perforata) keine weiteren Massnahmen notwendig sind. Ein Kind, das herumplantscht, hat genug Selbstschutz (vom Gehörgangseingang und vom Cerumen). Surferstirnbänder schaden zwar nicht, «exponieren» die Kinder aber unnötigerweise. Für Ohrenstöpsel gilt Ähnliches und Ohrenstöpsel haben den Nachteil, dass das Cerumen in den Gehörgang geschoben wird. Bei Kindern, die schon unter einer Otitis externa gelitten haben (das sind meistens keine Babys und auch keine Kleinkinder, sondern eher Kinder im Schulalter) würde ich die gleiche Prophylaxe empfehlen wie bei Erwachsenen: ■ Ohren nach dem Baden (am Ende des Tages) mit lauwarmem Süsswasser ausspülen (insbesondere im Meer zur Entfernung des Planktons, im See zur Entfernung der Algen). Dazu kann man die Dusche auf körperwarm einstellen und das Ohr ausspülen. ■ Danach etwas Tauchertropfen in die Ohren geben (Eisessig 5g, gereinigtes Wasser 10g, Isopropanol 95% 85g). Für Kinder würde ich die Tauchertropfen 1:1 verdünnen, da Kinder den Essig als «unangenehm» empfinden (macht «heisse Ohren»). Darüber hinaus muss man sich bewusst sein, dass «verstopfte» Ohren zu einer (wenn auch sehr leichten) «Orientierungslosigkeit» führen können. Ich kenne deshalb persönlich keinen (guten) Surfer, der sich die Ohren zustopft. Dürfen Kinder mit Paukenröhrchen schwimmen? Nachdem vor Jahren eine Studie veröffentlicht wurde, dass es völlig egal ist bezüglich Otorrhoe und Paukendrainage, lassen wir die Kinder schwimmen und führen keinen Wasserschutz durch. Allerdings darf nicht tiefer als 1m getaucht werden (also auch keine Sprünge vom Sprungbrett). Im Zweifelsfall würde ich den ORL-Chirurgen fragen. Und wenn es zu rezidivierender Otorrhoe bei Paukendrainage kommt, dann wird nachträglich ein Wasserschutz empfohlen. ■
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx