KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

18 FRÜHL INGSTAGUNG 02 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ sondern eine Hypoglykämie wegen Fasten, da die kleinen Kinder ihren Blutzucker beim Fasten nicht länger als 24h auf über 3,0 mmol/L halten können. Missbrauch von Substanzen und Stillen: • Cannabis (Säuglingsdosis ca. 2,5% der mütterlichen Dosis) • Alkohol (Alkohol in MM etwa dem mütterlichen Blutspiegel entsprechend) • Opioide (nur bis max. 8% gehen in MM über) Über die MM wird in der Regel nicht genügend von den Substanzen aufgenommen, um apathisch zu werden. Wenn die Kinder also akut toxische Symptome zeigen, ist das nicht, weil die Mütter diese Substanzen eingenommen und gestillt haben, sondern weil die Kinder sie direkt bekommen haben. Intoxikationen: Die häufigsten Wirkstoffe, welche Somnolenz verursachen, sind praktisch immer zentralnervös wirksame Medikamente wie Benzodiazepine, Opiate, Antidepressiva und Antipsychotika. Achtung: Osa Zahngel! Inhaltsstoff ist Salicylamid, welches analgetisch und antipyretisch wirkt und häufig in grossen Mengen eingenommen wird, weil die Kinder es sehr gerne haben. In einigen Fällen kann es zu Intoxikationen führen mit Somnolenz und Gangunsicherheit. Frostschutzmittel (Ethylenglykol) finden sich auch in Cold Packs, schmecken süsslich und sind schön farbig, sodass sie für Kinder sehr attraktiv sind. Es reicht schon ½EL für toxische Symptome und 2EL können bereits tödlich sein für Kinder! Zeichen für mögliche Intoxikationen sind: afebril, ZNS- und kardiale oder GIT-Symptome. Symptome findet man bei folgenden Parametern: 1. Airways: Speicheln oder trockene SH, Spurensicherung 2. Breathing: AF, Foetor, SpO2 3. Circulation: HF, BD, Rekap.zeit 4. Disability: Vigilanz, Agitation, Halluzinationen 5. Environment: z. B. Verletzungen, Hautausschläge Therapie von Intoxikationen: A – B – C – D Aktivkohle nur nach Rücksprache mit Tox-Zentrum und nie gegen den Willen des Patienten. Antidote braucht es in der Praxis nicht. Da braucht es allenfalls ein Benzodiazepin, alles andere muss im Spital behandelt werden. Take-home Messages: Infekte sind der häufigste Grund für ein apathisches Kind. Aber denke auch an • Intoxikationen • Hyponatriämie, Hypoglykämie • Invagination, Volvolus • Zerebrovaskulärer Insult (verzögerte Diagnosestellung, median häufig > 20h)) • Schütteltrauma (daran denken, wenn ein Säugling ohne Infektzeichen plötzlich eindämmert!) Achtung: Kinder können sich innert kurzer Zeit verschlechtern (zentrale Apnoen, obere Luftwegsobstruktion, Krämpfe), deshalb beim Kind bleiben! FAZIT: Ein Kind, welches apathisch ist und keine Infektzeichen hat, rasch ins Spital schicken für weitere Abklärungen (breit Labor, Tox.screening, Bildgebung etc.) und Monitoring. Das Referat von Prof. Daniel Trachsel war sehr lehrreich, spannend und illustrativ. Allerdings hat es mir auch deutlich unsere Grenzen in der Praxis aufgezeigt. Ich werde ein apathisches oder eben enzephalopathisches Kind sicher rasch ins Spital schicken, damit weitere Abklärungen möglichst rasch eingeleitet werden können. ■

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx