KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

17 02 / 2022 FRÜHL INGSTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Ärztinnen- und Ärzte-Referat 1: Wundversorgung praxisnah Wunden immer zuerst reinigen und dann beurteilen Im Alltag erlebe sie leider oft, dass Wundreinigung vernachlässigt oder unterlassen werde, sagte Dr. AnnaBarbara Schlüer. Sie kann mit einer physiologischen Lösung oder mit Aqua dest. und einer sterilen Vlieskompresse, die etwas grösser als die Wunde sein soll, durchgeführt werden. Wundreinigungstücher (UCS™ Debridement) sind vor allem bei Schürfwunden, kleineren Verbrennungen und Verbrühungen sowie bei frischen, akuten Wunden, die stark verkrustet sind, zur Reinigung und als leichtes Debridement gut geeignet. Nicht alle Wunden müssen routinemässig desinfiziert werden. Das gilt beispielsweise für gereinigte, debridierte, oberflächliche Schürfwunden. Im Zweifelsfall könne man in solchen Fällen ein antiseptisches Hydrogel (octenisept® Gel) verordnen (am besten «OctenidinHydrogel» in das Rezept schreiben, damit es von der Krankenkasse übernommen wird). Wenn eine Wunde desinfiziert werden muss, ist zu bedenken, dass die transkutane Aufnahme von Wirkstoffen bei Kindern eine grössere Rolle spielt als bei Erwachsenen. Insbesondere im Säuglingsalter sollten deshalb einige Desinfektionsmittel allenfalls zurückhaltend eingesetzt werden, weil sie Alkohol und/oder Substanzen wie Silber, Povidon-Jod, Salicylsäure, Harnstoff, Neomycin, Lidocain oder Prilocain enthalten: «Sie haben ganz klar ihre Berechtigung, aber sie müssen gezielt angewendet werden», sagte Schlüer. Das Verbandmaterial sollte ein möglichst langes Wechselintervall ermöglichen und nicht mit der Wunde verkleben. Beim Pflasterwechsel sind silikonbasierte Pflasterlösemittel hilfreich. Sie eignen sich auch dafür, verklebte Gaze von einer Wunde abzulösen. Man kann die Gaze aber auch mit sauberem Wasser oder NaCl 0,9% gut anfeuchten und dann vorsichtig ablösen. Generell gilt beim Pflasterwechsel: «Lieber sanft ablösen als etwas wieder aufreissen!» ■ REFERENTIN: ANNA-BARBARA SCHLÜER PHD, MSCN, RN Leiterin klinische Pflegewissenschaft, Universitäts-Kinderspital Zürich AUTORIN: DR. RENATE BONIFER Redaktorin «Pädiatrie», Neuhausen am Rheinfall Korrespondenzadresse: renate.bonifer@rosenfluh.ch Ärztinnen und Ärzte Referat 2: Das apathische Kind (Teil 2) Differenzialdiagnosen der Apathie im Kindesalter Daniel Trachsel gibt uns in seinem Online-Referat einen sehr ausführlichen und anschaulichen Überblick über die Differenzialdiagnosen der Apathie im Kindesalter. Was ist eigentlich Apathie? Es ist ein unspezifisches Symptom, deshalb ist es schwer zu sagen, woher es kommt. Es ist aber klar ein Warnsymptom des ZNS und muss deshalb sehr ernst genommen werden, da sich der Zustand akut verschlechtern kann. Was ist denn die Definition der Apathie? ■ Aus neuropsychologischer Sicht handelt es sich um eine Antriebslosigkeit und Motivationsverlust für physische, kognitive oder emotionale Aktivität. Das ist aber eher eine chronische Apathie, welche vor allem den Geriater oder den Psychiater beschäftigen dürfte. ■ Aus pädiatrischer Sicht ist es der Beginn einer zunehmenden Bewusstseinstrübung, wobei die Reaktion auf äussere Reize vermindert ist. Das Kind ist wach und teilnahmslos, es kann aber auch zu Somnolenz bis hin zum Koma führen. Es ist also eine akute Enzephalopathie. Daniel Trachsel stellt uns dann verschiedene, eindrückliche Kasuistiken vor, welche die wichtigsten Differentialdiagnosen erläutern. Hypoglykämie: BZ innerhalb von 15 Min. messen, Grenzwert 3,0 mmol/L Grund für eine Hypoglykämie kann eine Stoffwechselstörung sein, deshalb nach Möglichkeit auch Urin, Serum- und Plasmaröhrchen asservieren. Die meisten Kinder haben aber keine Stoffwechselstörung, REFERENT: PROF. DR. MED. DANIEL TRACHSEL Leitender Arzt Pädiatrische Intensivstation und Pneumologie, Pneumologischer Leiter Schlafmedizin, UniversitätsKinderspital beider Basel (UKBB), Basel AUTORIN: DR. MED. CHRISTINE DAHINDEN Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Bern Korrespondenzadresse: christinedahinden@bluewin.ch

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