KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

16 FRÜHL INGSTAGUNG 02 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Die Natur macht es uns im Frühling vor. Die Tage werden heller und wärmer. Die Natur kommt aus dem Winterschlaf. Sie setzt ungeahnte Kräfte frei. Wir staunen, wie einfach es für sie ist, die Trägheit des Winters abzuschütteln. Im Frühling steckt ein Energiepotenzial, das ansteckend und wohltuend ist. Diese Frühlingsenergie hat sich Kinderärzte Schweiz nach 2021 zum zweiten Mal zunutze gemacht, um ihren Mitgliedern eine interdisziplinäre Online-Tagung anzubieten. Die Begrüssung der rund 300 Teilnehmenden gestalteten Helena Gerritsma Schirlo und Sandra Burri. Sie führten gekonnt durch die Veranstaltung. Der erste Teil des vielseitigen Fortbildungsprogramms richtete sich an das Zielpublikum der medizinischen Praxisassistentinnen. Den Auftakt der Tagung machte Silvano Vella, Neuropädiater aus Bern. Er betonte die Nützlichkeit von Videoaufnahmen bei kindlichen Zuckungen. Videos erlauben die Dringlichkeit der Konsultation festzulegen und sind diagnostisch hilfreich. Sergio Stocker, Praxis- und Spitalpädiater Zürich, zeigte auf, wie herausfordernd es für Eltern ist, den kindlichen Gesundheitszustand ohne die Verwendung des Wortes Apathie zu beschreiben. Der zweite Teil richtete sich an Kinder- und Jugendmediziner. Iris Bachmann verdeutlichte, dass pädiatrische Notfallsituationen vom Praxisteam zielführend gemeistert werden können. Dazu braucht es, wie bei den katalanischen «castellers», welche Menschentürme bauen, eine kluge, abgestimmte Teamarbeit. Anna-Barbara Schlüer stellte wertvolle Tipps und Tricks der Wundbehandlung vor. Abschliessend verlieh Daniel Trachsel mit seinen präzisen Erklärungen zu Apathien wegen Intoxikationen und metabolischen Ursachen der Veranstaltung noch einmal Schub. Am Ende des Nachmittags stand für die zahlreichen Teilnehmenden fest, dass sich die Beteiligung an der Fortbildung gelohnt hatte, weil auch dieses Mal die ausgezeichneten Referierenden praxisrelevantes Wissen transportiert haben. Wir bedanken uns bei allen Sponsoren, von denen wir bei der Realisation der Veranstaltung unterstützt worden sind. Ohne sie und ohne die kraftvolle Unterstützung durch die Geschäftsstelle mit Dr. Daniel Brandl und Beatrice Kivanc könnte eine entsprechende Tagung nicht durchgeführt werden. ■ DR. MED. CAMILLA CEPPI COZZIO LEITERIN ARBEITSGRUPPE JAHRESTAGUNG, DÜBENDORF Korrespondenzadresse: c.ceppi@hin.ch Frühlingstagung 2022 Team-Referat für Ärztinnen / Ärzte und MPAs Eindrücke vom Referat «TEAM – Arbeit in pädiatrischen Notfallsituationen – Força, Equilibri, Valor y Seny» Was wohl diese vier Worte bedeuten und was haben sie zu tun mit dem Thema Teambildung, über das uns Iris Bachmann sehr viel Praxisrelevantes erzählen wird? Wer kennt sie nicht, diese Situation: Wir arbeiten gemütlich in unserer Komfortzone der täglichen Praxisroutine und dann stürmt ganz plötzlich der bedrohliche Säbelzahntiger herein in Gestalt eines dyspnoischen Kindes? Iris Bachmann vermittelt auf eine frische, begeisternde und motivierende Art Ideen, wie wir den Übergang von der Komfortzone in die Panikzone besser meistern können. Ein Geheimnis liegt in der guten Teamarbeit: Together Everyone Achieves More! Ein eindrückliches Beispiel für eine solch gelungene Teamarbeit sind die Menschenpyramiden (Castillers), die als Tradition in Kastilien an Festivals gebaut werden. Damit diese Pyramiden stabil errichtet werden können, braucht es Kraft (Força), was für ein Praxisteam Verantwortungsübernahme und Entscheidungskraft bedeutet, und Gleichgewicht (Equilibri), was in unserem Fall eine ausgeglichene Aufgabenverteilung meint. Ausserdem braucht es eine gute Kommunikation, die manchmal auch ein wenig Mut (Valor) erfordert, um das gemeinsame Ziel (Seny) zu erreichen. Was bedeutet das nun konkret für unsere Notfallsituationen? Es lohnt sich, alle 2–3 Monate unsere Notfallabläufe und das Material zusammen mit unserem Team zu kontrollieren. Checklisten und Dosis-Tabellen vereinfachen das Vorgehen und führen zu Routine, was zu einer Verminderung von Fehlern führt. Unsere Sprache sollte zielgerichtet sein (nicht «man sollte die Ambulanz rufen», sondern «XY soll die Ambulanz rufen») und alle Teammitglieder dürfen zum Mitdenken ermutigt werden. Doppelchecks, zum Beispiel vor einer Injektion, brauchen nur minim mehr Zeit und tragen zu mehr Sicherheit bei. Der Zufall wollte es, dass ich bereits am Folgeabend aus meiner Komfortzone geholt wurde durch ein Kleinkind mit einer anaphylaktischen Reaktion. Fazit: Meine Lernzone hat sich schon ein wenig vergrössert und ich fühlte mich der bedrohlichen Situation gegenüber nicht hilflos, dank der guten Zusammenarbeit zwischen MPA und mir. ■ REFERENTIN: DR. MED. IRIS IRENE BACHMANN HOLZINGER Oberärztin interdisziplinäre Notfallstation Co-Leitung Simulations- und Trainingszentrum Universitäts-Kinderspital Zürich AUTORIN: DR. MED. JACQUELINE SCHNEITER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Männedorf Korrespondenzadresse: Jschneiter@bluemail.ch (v.l.n.r. Helena Gerritsma Schirlo, Sandra Burri)

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