KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

10 VERBANDSZ I ELE 02 / 2022 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Der Erfahrungsbericht über die seit 2018 bestehende Impfpflicht in Frankreich zeigte wider Erwarten eine deutliche Verbesserung des Impfimages nicht nur bei der Allgemeinbevölkerung, sondern insbesondere auch bei Eltern, Kinderärzten und Allgemeinmedizinerinnen. Grabenkämpfe zwischen Impfbefürworterinnen und -gegnern wurden merklich weniger, die Durchimpfungsrate stieg. Konsens beim Vergleich der Abläufe und Massnahmen gegen Covid in den einzelnen Ländern war: Schulschliessungen waren retrospektiv unnötig lange, wenig wirksam und hatten viele negative Begleiterscheinungen zur Folge. Bei einer erneuten Pandemie müssten diese möglichst verhindert werden. Weltweit besteht eine Zunahme der Adipositas. Österreich berichtete über präventive und therapeutische Interventionen bei Übergewicht und Adipositas. Während der Pandemie kam es in Österreich zu einer Zunahme der Adipositas der 7–10-Jährigen von 15 auf 19,6% bei den Mädchen und von 15,4 auf 21,3% bei den Buben. Laut der WHO-Studie von 2007 bleiben 60% der Kinder mit Übergewicht vor der Pubertät im frühen Erwachsenenalter übergewichtig. Das Ausmass an Fernsehkonsum korreliert mit dem Ausmass der Adipositas (mangelnde Bewegung und erhöhte Energiezufuhr). Es ist absehbar, was passiert, wenn 50% der Kinder einen eigener Fernseher (BRD) haben und bis zu 10 Nahrungsmittel pro Stunde beworben werden. Um Übergewicht und Adipositas entgegenzutreten, setzen sich die deutschen Praxispädiaterkollegen für ein Verbot der explizit an Kinder gerichteten Nahrungsmittelwerbung (inkl. auch auf Social Media), eine Zuckersteuer und eine Nährwertkennzeichnung ein. Die österreichischen Kolleginnen erachten den Fokus «in der Schwangerschaft und zu Beginn des Lebens», niederschwellige und automatisierte Möglichkeiten (gesundes Essen in der Krippe, Sport für Betroffene in den Vereinen, Werbeverbot für «Kinderessen», Broschüren («Mein Kind isst gesund», «Let’s move») als am effektivsten und streben ein nationales Konzept zur Therapie an. Das Projekt «1000 Jours» – Präventionsprogramm (Frankreich) zur Gesundheitsförderung der Familie (Eltern und Kinder) ab Beginn der Schwangerschaft bis zum 2. Geburtstag inkl. entwicklungsfördernden UmOben v.l.: Bernhard Jochum (A), Karin Geitmann (D), Tilman Kaethner (D), Wilhelm Sedlak (A), Helena Gerritsma Schirlo, Thomas Fischbach (D), Heidi Zinggeler Fuhrer, Christine Magendie (F), Viktoria Leitner (Begleitperson) Unten v.l.: Andreas Werner (F), Yvonne Leitner (I), Daniela Karall (A), Jan Cahlik, Severine Werner (Begleitperson), Fabienne Kochert (F), Frank Magendie (Begleitperson) Foto: Barbara Jochum

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